Ortsgeschichte: Alte Linde wird zur Gerichtsstätte / Als eine Fohlenweide doch keine war

Dunningen-Lackendorf (psh). Das Dorf Lackendorf, inzwischen ein Ortsteil der Gemeinde Dunningen, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Das die Lackendorfer noch einiges über ihre Geschichte wissen, verdanken sie den Aufschrieben von Karl Grimm für die Ortschronik, den Gemeinderatsprotokollen der Gemeinde Lackendorf, den Protokollen des Ruggerichts sowie Recherchen durch Ortsvorsteher Hermann Hirt.

Ein Wahrzeichen dieser Geschichte war die alte Dorflinde, die in der Locherhoferstraße, heute die Eschbronnerstraße, stand. Der über 350 Jahre alte Baum hätte wohl einiges zu erzählen. Unter anderem war die Linde Gerichtsstätte, in ihrem Schatten fanden wichtige Verhandlungen statt.

In sogenannten Ruggerichtsverhandlungen versuchte die damals selbstständige Gemeinde ihre Rechte gegen die Grundherren, die Freihern Ifflinger von Granegg, und deren Vögte unter der Einbeziehung der Gemeinderäte und eines Bürgerausschusses durchzusetzen.

Einige dieser Gerichtsberichte sind im Beschwerdebuch des Königlichen Oberamts Rottweil zu finden. So ist unter dem 20. Juni 1832 erwähnt, dass die Gemeinde keine Allmend (Gemeinfläche) besitzt, sondern diese den Maiern gehörten, die an den jeweiligen Grundherrn einen Fruchtkanon dafür bezahlen müssen. Die Ruggerichtsverhandlungen fanden in ungleichmäßigen Zeitabständen im Ort statt. Zu Beginn jeder Verhandlung hatten zuerst alle Jungmänner, die in der Zwischenzeit 18 Jahre alt geworden waren, den Erbhuldigungseid abzulegen.

In diesen Verhandlungen werden immer wieder die neuesten Erlasse des Königlichen Oberamts behandelt und der Gemeindeverwaltung gewisse Auflagen erteilt. Dabei wurde auch großer Wert darauf gelegt, dass der Ort sauber gehalten wurde, und dass an den Straßen Bäume gepflanzt wurden, die auch gepflegt werden mussten.

Unter dem 22. April 1851 ist vermerkt, dass die Gemeinde von den Maiern Allmendfelder zur Farrenhaltung zurück verlange. In der Ruggerichtsverhandlung vom 23. und 24. November 1857 wird der Gemeinderat beauftragt, mit der Maierschaft wegen Abtretung der zur Weide geeigneten Felder in Verhandlungen zu treten. Es waren in jener Zeit noch 13 Maierschaftsmitglieder vorhanden.

Im Dezember 1858 bestimmt das Königliche Ruggericht, dass die Gemeinde den Maiern eine Fohlenweide auszuweisen habe. Die Maier erhalten dazu einen Platz am Mühlberg (Beckenhalde). In der Folge dieses Beschlusses entwickelte sich aber 1870 eine Kraftprobe der Gemeinde mit den Maiern und es kam zum Prozess wegen der Fohlenweide. Die Gemeinde hatte Johannes Stern im Jahr davor einen Bauplatz an der Beckenhalde verkauft. Die Maier stimmten aber diesem Verkauf nicht zu. Es kam nach zehn ergebnislosen Beratungen schließlich zu einem Prozess der Gemeinde gegen die Maier. Bei diesem Prozess unterlagen die Maier, da sie diesen Platz nie als Fohlenweide benutzt hatten. Johannes Stern konnte dort ein Haus bauen. Das Haus wurde 1935 renoviert und wird nun von Achin Stern bewohnt.

Die Linde erlebte noch viele weitere Verhandlungen und Begebenheiten im Dorf. Doch im Jahr 1993 kam ihr Ende. Infolge großer Hitze brach sie auseinander und musste beseitigt werden. Aber darüber werden wir noch berichten.