Der erste Erweiterung des Gewerbegebiets ist bereits "besiedelt" (vorn), die Fläche hinter Bürgermeister Peter Schumacher soll ab dem Frühjahr erschlossen werden. Foto: Schönfelder Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Erfreuliche Nachfrage nach Gewerbeflächen / Konkurrenz schläft nicht / Gute Steuerzahler

Im Gewerbegebiet Kirchöhren-Nord am Ortsrand von Dunningen in Richtung Seedorf tut sich was. Ein Unternehmen baut gerade in der bereits erschlossenen ersten Erweiterung, im Frühjahr rücken die Bagger an, um weitere sechs Hektar zu erschließen.

Dunningen. "Es hat einen regelrechten Schub bei der Nachfrage an Gewerbeflächen gegeben, der allerdings überfällig war", so Bürgermeister Peter Schumacher bei einem Spaziergang durch das Gewerbegebiet. Bei seiner Amtsübernahme im Jahr 2017 sei diese Nachfrage noch "sehr begrenzt" gewesen. Inzwischen habe sich einiges getan. So manche Firma in der Umgebung frage sich inzwischen, ob der alte Standort für eine eventuelle Erweiterung des Unternehmens noch der richtige sei.

Ende 2018 habe die Nachfrage angezogen, so dass die Gemeinde sogar mit den noch vorhandenen Flächen haushalten musste. Fazit: "Die anstehende Erweiterung war längst überfällig." Die Gemeinde Dunningen ist bereit, erst mal 1,5 Millionen Euro zu investieren, bevor auch nur ein Euro Gewerbesteuer zurückkommt.

Der neueste "Fang", nach Schumachers Worten ein "Glücksfall", ist die Firma Trautwein Präzisionstechnik, bisher in Schiltach ansässig, die sich rund 20 000 Quadratmeter in Kirchöhren gesichert hat. Auch die Firma Haas Kabeltechnik hat sich zu einem potenten Gewerbesteuer-Zahler entwickelt. Die Firma RECNC will erweitern. Die Firma Würth kam im vergangenen Jahr, die Firma Hauk hat sich eine an ihr Gelände angrenzende Erweiterungsfläche gesichert, die momentan noch brach liegt. Auch die Flächen links und rechts des Neubaus der Firma Wetzel sind verkauft.

Der Umgang mit ansiedlungswilligen Firmen verlange großes Fingerspitzengefühl, räumt Schumacher ein. Die Unternehmen kämen nicht als Bittsteller, sondern hätten klare Vorstellungen, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, um sich anzusiedeln. Man müsse den Firmen zuhören, so der Schultes, und vor allem nichts versprechen, was man nicht halten könne. Und: "Da muss man auch das eine oder andere wegstecken können."

Immer am Ball bleiben

Zwar gebe es gerade keine weiteren Firmen "in der Pipeline", aber Schumacher zeigt sich überzeugt, dass die Nachfrage wieder steigen wird, wenn der zweite Abschnitt der Erweiterung erschlossen ist. Im übernächsten Jahr könne man voraussichtlich in die Vermarktung gehen.

Aber die Gemeinde müsse stetig am Ball bleiben, sagt Schumacher. "Wenn eine Firma anklopft, muss man sofort reagieren, sonst ist sie weg." Da müsse der Bürgermeister rennen, und alle Amtsleiter gehörten an einen Tisch. Die Firma müsse das Gefühl gewinnen, "die Gemeinde will mich".

Die Gemeinden des Landkreises stünden in ständiger Konkurrenz um die Ansiedlung neuer Unternehmen. "Aber jeder kämpft für sich allein." Immerhin habe Dunningen einen Vorteil durch die Nähe der Autobahn. Noch besser läuft es deshalb im Inkom in Zimmern. Einen "Schub" habe es auch im Interkommunalen Industriegebiet Seedorf/Waldmössingen gegeben, an dem Dunningen beteiligt ist.

Angesichts der starken Nachfrage nach Flächen und des Ausbleibens einer erwarteten wirtschaftlichen Delle habe Dunningens Kämmerer Raphael Eith im kommenden Haushalt die Gewerbesteuer durchaus optimistisch angesetzt. Dies komme natürlich dem finanziellen Spielraum der Gemeinde zugute. "Die Gewerbesteuer ist für die Gemeinde extrem wichtig." Die Einkommenssteuer, die die Gewerbesteuer längst übertreffe, wieder an die zweite Stelle zu rücken, sei allerdings ein "ehrgeiziges und langfristiges Ziel". Gleichwohl zeigt sich der Bürgermeister überzeugt, dass sich die Erweiterung letzten Endes für die Gemeinde lohne.

Die Interessenten für die Flächen in Kirchöhren-Nord kämen in der Regel aus der Metallindustrie, aber auch Start-Ups könnten kommen, so Schumacher.

Vorteil für Unterzentrum

Die Firmen seien die eine Seite, die Behörden die andere. Trotzdem habe beispielsweise das Regierungspräsidium ein offenes Ohr. "Man muss halt ehrlich miteinander umgehen", betont Schumacher. "Für uns als Unterzentrum ist es etwas einfacher, Flächen auszuweisen." Nach vollendeter Erschließung seien die Flächen sofort verfügbar, wenn jemand Interesse zeige. Wie weit soll die verfügbare Fläche noch gehen? Für die Ausdehnung der Fläche sei der Stollengraben in nördlicher Richtung eine natürliche Grenze, weist er ins Gelände.

Prosperität und Firmenansiedlung sei das Eine, die ökologischen Ausgleichsmaßnahmen das andere. Die Gemeinde sei mit der äußerst rührigen Nabu-Ortsgruppe mit ihrem Vorsitzenden Roland Fischinger permanent im Gespräch. Der Nabu nehme keine Blockade-Haltung ein, sondern arbeite von Anfang fundiert mit. "Darüber bin ich sehr froh und dankbar", gibt Schumacher zu "Wir versuchen die Ausgleichmaßnahmen zu bündeln und zu vernetzen, so dass kein Flickenteppich entsteht."

Aber bei allem, was im Gewerbegebiet passiere, ist Schumacher nach eigenen Worten eines das Wichtigste – Transparenz. Die Verwaltung müsse dem Bürger die Sinnhaftigkeit ihres Handelns vermitteln, und das frühzeitig. Und Schumacher macht natürlich keinen Hehl aus seiner Intention. Mehr Firmen bedeuteten letztendlich mehr Gewerbesteuer.

Ohne Moos nix los: Nirgendwo bewahrheitet sich diese Weisheit mehr als in der Kommunalpolitik. Ohne ordentliches Gewerbesteuer-Aufkommen kann eine Gemeinde keine großen Sprünge machen, keinen Kindergarten bauen, keine Straßen reparieren oder ihre vielen Aufgaben nicht erfüllen. Je mehr Firmen im Ort ansässig sind, desto mehr Einnahmen kann der Kämmerer verplanen, so die Logik im Dunninger Rathaus. Allerdings schläft die starke Konkurrenz in den Nachbarkommunen nicht. Doch es läuft gerade gut für Dunningen, wie ein Spaziergang mit Bürgermeister Peter Schumacher zeigt. Die Gemeinde ist entschlossen, die große Nachfrage nach Gewerbeflächen für sich zu nutzen, um für die Zukunft vorzusorgen. Aber dazu braucht es bebaubare Flächen und die nötige Infrastruktur. Das kostet erst einmal, aber das Geld ist gut angelegt.