Ortsvorsteher Hermann Hirt zeigt die Verwüstungen, die der Biber in einem Weizenfeld hinterlassen hat. Foto: Schönfelder

Betroffener Landwirt ist stocksauer. Runder Tisch soll Konzeption zur friedlichen Koexistenz in Lackendorf entwickeln.

Dunningen-Lackendorf - Als ob sich die Landwirte in Lackendorf nicht schon genug mit dem Biber herumschlagen müssten, jetzt hat das Nagetier eine weitere Nahrungsquelle entdeckt. In den vergangenen Tagen haben die Tiere ein Weizenfeld an der Eschach heimgesucht und teilweise regelrecht abgeräumt.

Ortsvorsteher Hermann Hirt steht im verwüsteten Feld und schaut sich die Bescherung an. Es sieht aus, als ob jemand große Flächen mit der Sense gemäht hätte. Halbkreisförmig ist das Korn nahezu verschwunden. Auf dem Boden liegen nur noch einige geplünderte Ähren. Der Biber hat ganze Arbeit geleistet. Für ihn scheint das Feld wie ein köstliches Büfett zu wirken – leckerer Weizen statt dröger Baumrinde.

Landwirt ist stocksauer

Über die Wiese führt ein platt getretener Pfad bis zur Eschach, wo der Biber eine Rampe zum Ein- und Ausstieg angelegt hat. Bündelweise hat er die Ähren mitgeschleppt, wie man rechts und links des Trampelpfads erkennen kann.

Der betroffene Landwirt ist laut Hirt stocksauer. Schäden durch den Biber würden nicht ersetzt, nur die Schutzmaßnahmen, wie Drahtmanschetten an den gefährdeten Bäumen, würden bezuschusst.

Hirt weist auf die Dramatik für den Landwirt hin. Der Zuschuss für einen Zaun müsse beantragt werden. Bis der Antrag genehmigt und der Zaun gebaut sei, sei das Feld abgeräumt, malt der Ortsvorsteher den "Worst Case" aus. Dennoch ist der Ortsvorsteher überzeugt, dass "der Naturschutz" für die Schäden aufkommen müsse. Den Landwirten zu sagen: "Das müsst ihr ertragen, der Biber ist geschützt", das könne nicht angehen.

Bei dem einen Landwirt setzt der Biber die Wiesen unter Wasser, beim anderen plündert er das Getreide. Er könne die Wut der Bauern gut verstehen, so Hirt. Auch die Biberbeauftragte des Regierungspräsidiums Freiburg, Bettina Sättele, habe diese Wut bei einem Besuch in Lackendorf schon abbekommen. Da helfe, so Hirt, nur eine Gesamtkonzeption für die Eschach, an der mehrere Gemeinden im Landkreis beteiligt sein müssten. Dies hatte der Biberbeauftragte des Landkreises, Gerhard Jäckle, bereits vor Monaten gegenüber unserer Zeitung angesprochen.

Im Rahmen eines "Runden Tisches" nach den Sommerferien soll das Biber-Problem unter Beteiligung des Landkreises und der Biberbeauftragten Sättele angegangen werden, kündigt Hirt an. So hatte die Gemeinde Dunningen bereits angedacht, regelmäßig überschwemmte Flächen von den Landwirten zu übernehmen und sie ihrem Ökokonto zuzuschlagen. Welche Flächen dies sein könnten, müsse aber noch festgelegt werden, und ob eine solche Aktion überhaupt Sinn macht.

Insgesamt sei der Plan, es dem Biber in den Flussabschnitten, wo er nicht erwünscht ist, eher ungemütlich zu machen, und ihn da, wo er keinen Schaden anrichten kann, in Ruhe zu lassen. Dies könne jedoch nur klappen, wenn möglichst viele Anlieger der Eschach mit ins Boot geholt würden, so Hirt.