Agnes Maier mit dem Modell des Mahnmals zum Gedenken an die Hexen-Folter in Horb Foto: Lück

Rudolf Bok hebt den Daumen auf der Zuschauertribüne im Gemeinderat und sagt: "Topp!" Vor vier Jahren hatte der Nordstetter angeregt, dass die Stadt Horb endlich angemessen auf die Hexenverfolgung (zwischen 1558 und 1671) reagiert. Grund: Der Stadtrat hatte im 16. und 17. Jahrhundert die Anklagen und die Verurteilung durchgeführt.

Horb - Agnes Maier hat das Pappmodell des Mahnmals auf dem Tisch aufgebaut. Drei rostige Stahldreiecke in Pyramidenform, darauf in schräger Schrift die Auszüge aus der Resolution des Gemeinderats vom Dezember 2019. Maier: "Die Spitzen erinnern an das Beil der Scharfrichter, als sie die Köpfe der Hexen abgehauen haben. Den Rost kann man als Symbol für das vergossene Blut sehen, die Schrift ist schräg und kursiv. Damit die, die es lesen, den Kopf beugen müssen. Kann ein bisschen wehtun – doch die damals als Hexen angeklagten Frauen haben viel mehr Schmerz ertragen müssen!" Maier zeigt noch viele Mahnmale von anderen Kommunen und betont: "Dieses wird ein Unikat!"

Mahnmal wird auf dem Galgenberg aufgestellt

Dieses Mahnmal – es wird auf dem Galgenberg aufgestellt – vor dem Wasserturm auf der Kante der Kaserne. Der damalige Hinrichtungsplatz. Ideal zu sehen vom Stiftskirchenturm. Maier: "Das Denkmalschutzamt hat keine Probleme – man soll nur auf archäologische Funde beim Fundament achten. Wäre ja ein Wink des Schicksals, wenn man hier Asche oder mehr der hingerichteten Hexen findet!" Der Nordstetter Rudolf Bok kommentiert: "Ich hätte es vielleicht besser gefunden, wenn man das Mahnmal auf den Marktplatz gestellt hätte."

Der Hexen-Fall Christina Rauscher

Fakt ist: Hier wird eine Gedenktafel aufgehängt – ans Amtshaus mit der Betonfassade unten. Zum Gedenken an die Hexenprozesse. Auch am Bürgerturm am Burgstall. Hier war das Hexengefängnis, in dem auch Christina Rauscher – der historisch dokumentierte Horber Hexen-Fall – grausam gefoltert wurde. Heimatforscher Franz Geßler hatte im März 2019 im Luziferturm ein "Schrei-Experiment" durchgeführt. Die Frage lautete: War die Hexenfolter im Luziferturm? Ergebnis: Die in den historischen Aufzeichnungen von Marktplatz-Bewohnern dokumentierten Folterschreie der Christina Rauscher können nicht von unten gekommen sein. Im Mai wies Geßler dann nach, dass die Horber Hexen-Folterungen wohl im Bürgerturm waren. Und die Zelle in einem schrägen Kellergang.

"Untersuchungshaft" im Luziferturm

Dennoch wird auch am Luziferturm eine Gedenktafel aufgehängt. Denn: Hier war die mittelalterliche "Untersuchungshaft" – die Ruebkammer. Alle Gedenktafeln bekommen auch QR-Codes, damit Besucher auf dem Smartphone die historischen Infos von Heimatforscher Joachim Lipp bekommen. Übrigens: Bei der Kreuzerkapelle existiert bereits eine Gedenktafel.

OB Peter Rosenberger betont im Gemeinderat, dass Agnes Maier mit dieser Gesamtkonzeption zur "Künstlerin" geworden ist. Auch der Entwurf für das Mahnmal stammt von ihr. Dazu habe Maier alle Beteiligten zusammenbringen können.

Mahnmal wird aus Corten-Stahl hergestellt

Dann gab es nur noch eine Frage: Nimmt man den günstigeren Schwarzstahl oder den haltbaren Corten-Stahl? Der ist gut 4000 Euro teurer und die Herstellung umweltschädlicher. Doch alle Fraktionen und die ULH stimmen für den Corten-Stahl. Bis auf Dieter Rominger-Seyrich (SPD). BiM-Fraktionschefin Christina Nuss: "Es ist nachhaltiger. Wir sollten die 4000 Euro mehr in die Hand nehmen, um dem Gedenken der Menschen Ehre zu tragen. Und damit es ein gebührendes Mahnmal ist." Die Gesamtkosten werden mit bis zu 25 000 Euro veranschlagt.