Heftige Gewitter erschütterten im Mai die Region. (Symbolfoto) Foto: dpa/Patrick Pleul

Hagel, Überschwemmungen und starke Gewitter – den Mai begleiteten viele Unwetterwarnungen. Was ist da los? Wir haben mit einem Wetterexperten gesprochen.

Wolfgang Eich ist schon seit mehreren Jahren Beobachter des Deutschen Wetterdienstes. Aber die aktuelle Entwicklung besorgt ihn.

 

„Es hat sich alles verdreht“, erzählt der Wetterexperte aus Villingen-Schwenningen. Der Mai wurde von schweren Unwettern, wie Gewittern, Hagel oder auch Tornados begleitet. In einigen Regionen führte der Starkregen auch zu Hochwasser, zum Beispiel im Kreis Rottweil oder in Balingen. „Im Frühjahr sollte es eigentlich nicht so viele Gewitter geben“, sagt Eich im Gespräch mit unserer Redaktion. Die gibt es normalerweise erst ab Juni.

Starke Unwetter treten punktuell auf

Eine weitere Besonderheit fällt bei den aktuellen Unwettern auf: Einige kommen nur punktuell vor. So erschütterten vergangene Woche viele Unwetter die Region, darunter auch den Kreis Tuttlingen. Während es allerdings in vielen Orten des Kreises ungemütlich wurde, haben Anwohner in Böttingen oder Tuttlingen von dem Unwetter gar nichts mitbekommen.

Ist das ein besonderes Wetterphänomen? „Die punktuell vorkommenden Gewitter entstehen durch eine feuchte Mittelmeerluft“, erklärt Eich. Diese fließt von Südwesten ein, während gleichzeitig aus Nordosten eine trockenere, aber dafür kühlere Luftmasse einzieht. Wenn diese aufeinander treffen, entsteht ein Gewitter.

„Das kann auch gefährlich werden“

Der Fachbegriff dieser punktuell vorkommenden Art: Cumulonimbus. „Sie bringen lokale Schauer oder Gewitter, die über bestimmte Gebiete kleinräumig auftreten können“, erklärt Eich. Da die Gewitter sehr langsam ziehen, fällt über den betroffenen Gebieten viel Niederschlag.

In höheren Lagen, wie im Schwarzwald oder der Schwäbischen Alb, habe das Gewitter die perfekten Bedienungen, um sich zu entladen. „Das kann dann auch gefährlich werden“, berichtet der Wetterexperte.

Eich sieht Zusammenhang mit Klimawandel

Fest steht: Der April und Juni war viel zu niederschlagsreich. Hängt das mit dem Klimawandel zusammen? Eich hält das für möglich. Das Wetter sei „aus den Fugen geraten“. Im Winter ist es im Schnitt zu warm, während es im Sommer zu trocken und zu heiß ist. Wenn es dann Unwetter gibt, können diese auch überhandnehmen, wie bei der Flutkatastrophe im Ahrtal.

Die aktuelle Situation sei „schon erschreckend“, sagt Eich. Und wie sieht die Zukunft aus? „Wir müssen mit allem Möglichen rechnen.“ Wichtig sei, das Wetter zu beobachten, um schnell auf Gefahren zu reagieren.

Hangrutsch im Schwarzwald möglich

Das Gletscherschmelzen, Überflutungen, Trockenheit bis hin zu verschütteten Dörfern – Eich kennt die Gefahren, die im Zusammenhang mit dem Klimawandel stehen. „Im Schwarzwald ist zum Beispiel auch ein Hangrutsch möglich“, sagt der Wetterexperte. Um den Klimawandel vorzubeugen, könne jeder einen Beitrag leisten. Das fange schon bei Kleinigkeiten an, wie Umweltverschmutzung zu vermeiden, so der Villinger.

Über Pfingsten versprechen die Wetterprognosen erstmal eine Besserung. Metrologen rechnen mit sommerlichen Temperaturen über das Wochenende.