Vor zehn Jahren war der Neunmalklug-Verlag weltweit der erste, der Bilderbücher ausschließlich auf ungiftiges Papier drucken ließ. Für seine neuen Publikationen bittet er nun aber um Unterstützung.
Charlotte Stiefel zeigt dem Berichterstatter Bücher für die Kleinsten, die auf kreislauffähigem Papier gedruckt worden sind. Es fühlt sich leicht rau, aber trotzdem angenehm an. Auch die Buchdeckel, hergestellt aus nachhaltiger Buchbinderpappe, glänzen nicht, trotzdem kommen die Farben gut zur Geltung.
24 dieser liebevoll gestalteten Publikationen für Kinder von sechs Monaten bis rund acht Jahren sind seit der Verlagsgründung 2014 nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip entstanden. Das heißt soviel wie „von der Wiege zur Wiege“ und meint, dass alle verwendeten Rohstoffe wieder zurück in die Natur können oder von Firmen zurückgenommen werden, um neue Produkte herzustellen. Die heute 38-jährige Stiefel hat den Verlag aus der Taufe gehoben, als sie gerade mit ihrem ersten Kind schwanger war. Seit 2017 wird sie bei der Leitung von Sarah Roller unterstützt, die bei ihr als Autorin angefangen hatte.
Das Unternehmen ist an Stiefels Privatadresse in Lahr untergebracht, ihr Arbeitstisch mit dem Computer steht im Spielzimmer ihrer beiden Kinder. Als Chefin eines Kleinverlags wird man nicht reich, das wird bei dem Gespräch deutlich. Doch darauf kommt es Stiefel auch nicht an, wie sie betont. Denn sie liebt Bücher, ist gelernte Buchhändlerin und hat außerdem Verlagswesen studiert. Sie verdient Geld als Verkäuferin in einem Lahrer Bio-Laden. Ihren Verlag, bei dem sie mit Gastautoren und -zeichnern zusammenarbeitet, führt sie gemeinsam mit Roller nebenher.
Ungiftige Bücher für Kinder
„Ich wollte ungiftige Bücher, in die die Kleinsten reinbeißen können, ohne dass es ihnen schadet“, erzählt Stiefel. Ihre Bücher werden deshalb auf Papier gedruckt, das ohne gesundheits- oder umweltgefährdende Inhaltsstoffe hergestellt wird. Auch die verwendeten Farben seien unbedenklich. „Unsere Bücher enthalten absolut keine Schadstoffe“, unterstreicht Stiefel. Mittlerweile würden auch andere Verlage auf Cradle-to-Cradle setzen – ihr Kinderbuchverlag sei allerdings der erste, der von Anfang an ausschließlich nach diesem höchsten nachhaltigen Standard arbeite.
Dahinter steckt die Philosophie eines nachhaltigen Lebens. Man achte darauf, dass das Verlagsbüro, der Webserver, die Druckerei und weitere Partner auf erneuerbare Energien und „grünen Strom“ setzen, ist auf der Homepage des Neunmalklug-Verlags nachzulesen. Auch die Kontoführung bei einer sozial-ökologischen Bank wird erwähnt.
Jedoch: Das Vorjahr war wirtschaftlich kein gutes. Die Kosten für Papier und Strom seien gestiegen, während die Kaufkraft wegen der Inflation gesunken sei, nennt Stiefel schwierige Rahmenbedingungen. Trotzdem stehen drei neue Bücher in den Startlöchern, die im März jeweils in einer 2000-Stück-Auflage für Preise von 20 oder 25 Euro herausgebracht werden sollen. Sie heißen „Nelli Nashorn. Nur Einhörner im Kopf“ (laut Verlagsbeschreibung ein Kinderbuch über Konzentrationsschwierigkeiten), „Auf zum Lichterfest!“ (ein Bilderbuch über Lebensräume von Tieren und Pflanzen in der Stadt) und „Im Leben nicht! Ein Naturgrab für Opa“ (ein Bilderbuch über Tod und Artenvielfalt auf Friedhöfen).
Um die Bücher publizieren zu können, hat Stiefel eine Crowdfunding-Kampagne gestartet. Bei dieser „Schwarmfinanzierung“ sollen mindestens 10 000 Euro generiert werden, damit der Großteil der Druckkosten gedeckt ist. Start war am 1. Februar, bis Mittwoch sind 1232 Euro zusammengekommen. Noch bleiben 21 Tage, um das Ziel zu erreichen.
So kann man helfen
Wer den Verlag beim Druck seiner drei neuen Bücher unterstützen will, findet auf der Seite neunmalklug-verlag.de die Mittel und Wege dazu. Dort gibt’s einen Link, der direkt zur Crowdfundig-Seite führt. Die drei geplanten Bücher können dort vorab bestellt werden, es gibt aber noch etliche weitere Möglichkeiten zur Hilfe. Sei es, indem man Buchgutscheine erwirbt, eine Buchautorin für eine Lesung oder gar eine Baumpflanzaktion engagiert oder auch kleine Geldbeträge ohne Gegenleistung spendet.