Eindrücke vom Konzert im Ludwigsburger Schlosshof Foto: Martin Kalb

Kraftvoll, lebenshungrig und politisch explizit: Mit einem fulminant raubeinigen Auftritt haben die Dropkick Murphys den KSK Open im Ludwigsburger Residenzschloss einen furiosen Auftakt beschert.

Wenn bei einem Konzert die Sicherheitsabsperrungen vor der Bühne in die Knie zu gehen drohen, dann ist eines klar: Da herrscht mal so richtig Druck im Kessel in den vorderen Publikumsreihen. Nur ein knappes Viertelstündchen genügt den Dropkicks Murphys am Samstagabend, um die temperamentvollsten ihrer dreitausendfünfhundert, schon mal mit schottischen Kilts bekleideten Anhänger derart in Aufruhr zu versetzen, dass die Stahlrohrgitter vor ihnen an ihre Belastungsgrenze geraten. Was es dazu braucht? Eine höllisch schnelle Mischung aus angelsächsischem Folk, in Hardcore-Gefilde vorangetriebenem Punkrock sowie Songs wie „The Boys are back“ oder „Johnny, I hardly knew ya“, deren mehrstimmige Chorusse auch in den Fankurven von Fußballarenen bestens funktionieren würden – sowie einen Sänger wie Ken Casey.

Kaum einen Meter sechzig groß ist der Frontmann des Septetts aus Massachusetts, aber eine Rampensau im XXL-Format: stimmgewaltig, gestenreich, dazu ein Herz wie ein Bergwerk. Und so kommt es, dass Casey und seine sechs Begleiter ihren Auftritt im Ludwigsburger Schlosshof bereits kurz nach Beginn schon wieder unterbrechen und mit einem kleinen Akustikintermezzo die aufgeheizte Stimmung deeskalieren müssen, ehe die Situation noch brenzliger wird. Derweil schafft die Security Querträger und Spanngurte herbei, um die Balustraden zu stabilisieren, aber nichts will so richtig helfen. Also müssen ein Dutzend kräftiger Männer ran, um genügend Gegendruck zu erzeugen und die Gemüter etwas herunterzukühlen.

Traumata der Arbeiterklasse

Ganz spurlos geht diese Gemengelage freilich nicht an den Dropkick Murphys vorbei. Fortan spielt diese wilde Horde eher mit nur neunzig statt mit hundert Prozent Energie, aber auch das genügt für zwei hochprozentige Stunden Celtic Punk, in denen drei Gitarren und ein Bass ein wahres Riffgewitter entfesseln, ein Volldampf-Schlagzeug das Tempo halsbrecherisch hochhält und Dudelsack, Banjo, Tin Whistle und Akkordeon stimmungsvolle folkloristische Akzente setzen.

Doch die Dropkick Murphys sind weit mehr als nur eine Spaßkapelle im Geschwindigkeitsrausch, sondern erinnern in ihren Liedern auch an die Armut der irischen Landbevölkerung und die Traumata der Arbeiterklasse oder transportieren das Protestlied eines Woody Guthrie in die Gegenwart. Dazu noch Gassenhauer wie „Smash Shit Up“ oder die Stadionhymne „You never walk alone“ als Highspeed-Version inklusive Sackpfeifensolo – die KSK Open haben einen furiosen Eröffnungsabend erlebt.

KSK Open

Termine
4.8.: Avantasia; 5.8.: Revolverheld; 6.8.: Die 90er Jahre live; 7.8.: Sarah Connor