Die fette Beute der Fahnder Foto: Polizei

Einen dicken Fang machten Ermittler gegen organisierte Kriminalität an mehreren Orten von Stuttgart bis Barcelona: Bei einem Schlag gegen einen Drogenhändlerring landeten zehn Beschuldigte in Haft, 26 Kilogramm Marihuana gingen an die Polizei.

Stuttgart - Sie waren gerade dabei, die Kartons mit dem Marihuana in ein Auto zu verladen – dann wurden ein 35-Jähriger und seine 37-jährige Bekannte von der Polizei überrascht. Die Fahnder freuten sich über 26 Kilo Marihuana. Die Razzia in einer Tiefgarage im Stadtteil Berg im Stuttgarter Osten war Teil eines großen Schlags gegen einen Drogenhändlerring. Über ein Jahr war die Stuttgarter Connection im Visier des Dezernats für Organisierte Kriminalität. Zehn Beschuldigte, so die Polizei am Freitag, sitzen nun hinter Gittern.

Die beiden mutmaßlichen Haupttäter, 39 und 41 Jahre alt, sonnten sich an ihrem Zweitwohnsitz bei Barcelona, als sie von der spanischen Polizei dingfest gemacht wurden. Die Cannstatter hatten ihren Lebensmittelpunkt nach Katalonien verlegt, wo auf einer Finca eine Marihuana-Plantage mit mehr als 600 Pflanzen blühte. Die Polizei fand im spanischen Exil zudem fünf Kilo Haschisch, 26 000 Euro, eine Geldzählmaschine und eine scharfe Pistole.

130 Polizeibeamte im Einsatz

Die 26 Kilogramm Marihuana wurden von der Polizei in einem Mehrfamilienhaus in Stuttgart-Berg entdeckt. Das Rauschgift lag im Auto, im Keller und in der Wohnung eines 35-Jährigen. Der Mann kam in Haft, seine 37-jährige Helferin wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Polizei hatte reichlich Aufwand betrieben: 130 Mann waren nicht nur in Stuttgart und Barcelona, sondern auch in Esslingen, Ditzingen, Pforzheim und Bretten in 26 Objekten unterwegs. Zusätzlich halfen 40 Beamte in Spanien ihren Kollegen. Ein weiteres 35-jähriges mutmaßliches Mitglied der Bande bekam im Stadtteil Münster ebenfalls überraschenden Besuch. Die Polizeibeamten stellten dort 39 000 Euro mutmaßliches Dealergeld sicher, fanden eine Geldzählmaschine und eine Schreckschusspistole.

Zufallstreffer: eine illegale Pokerrunde

Überhaupt wurde ein großes Materiallager beschlagnahmt. Auf der Liste der Beamten stehen noch 80 Gramm Kokain, weitere 600 Gramm Marihuana, kleinere Mengen an synthetischen Drogen, Anabolika, ein Elektroschockgerät und ein Schlagring. Reichlich Arbeit steckt auch in den sichergestellten Mobiltelefonen und Speichermedien – die müssen nun ausgewertet werden und können auf die Spur weiterer Beteiligter führen. „Anfangs hatte es nur Hinweise auf einzelne Personen gegeben“, sagt Polizeisprecher Tobias Tomaszewski, „erst später hatten sich die Verbindungen zu einer größeren Gruppe herausgestellt.“

Zu den Beschuldigten gehört der Betreiber eines Cafés in Bad Cannstatt. Als dieser frühmorgens einen Besuch von Polizisten bekam, gab es überraschte Gesichter. In der Gaststätte saßen in den Morgenstunden acht Teilnehmer einer illegalen Pokerrunde. So etwas nennt man in Spielerkreisen wohl einen Bad Beat – die Polizisten hatten in dieser Situation eindeutig die besseren Karten.