Es ist ein Tabuthema, das in einer erst einjährigen Selbsthilfegruppe zur Sprache kommt: suchtgefährdete oder -kranke Töchter und Söhne.
Der Elternkreis-RW-VS-TUT für suchtgefährdete und suchtkranke Töchter und Söhne Rottweil, VS-Schwenningen und Tuttlingen, eine Elternselbsthilfegruppe, blickt auf sein einjähriges Bestehen. Feiern wäre nicht der richtige Ausdruck – vielmehr geht es um Bestätigung, ein Miteinander und ein Zueinanderfinden in Gesprächen und Seminaren.
Wie wichtig all das ist, zeigte sich schon am ersten Gruppenabend. Prompt nahmen 16 Eltern teil.
Mütter berichten vom Drogenkonsum
Diese wurden durch Zeitungsartikel auf die Gruppe aufmerksam. Paare, die später dazu kamen, erzählten, dass sie diese Artikel schon länger aufbewahrt hätten, bevor sie endlich den Entschluss fassten, sich telefonisch zu melden, um den genauen Termin der Gruppenabende auszumachen.
Meistens meldeten sich die Mütter und berichteten davon, dass ihr Kind Drogen nimmt. Fragten nach, ob das wirklich so ist, dass andere Eltern auch dieses Problem hätten. Wenn ein Kind schwer krank wird, ist es immer eine äußerst schwierige Situation für Eltern, egal um welche Krankheit es sich handelt. Der Beginn der Suchterkrankung ist schleichend und wird von den Eltern meist in unterschiedlicher Zeitabfolge anerkannt oder noch lange verdrängt.
„Das Kind erzählt uns ja nicht, wie viel es nimmt und wie weit die Sucht fortgeschritten ist“, sagt eine Mutter. Erst wenn Fakten wie Schulabbruch, Krankenhausaufenthalte, Schulden oder Gewalt nicht mehr ausgewichen werden kann, kommt die Anerkenntnis der Krankheit plus Ohnmacht.
Väter sehen es meist schneller
Wann Eltern die Anerkenntnis der Sucht ihres Kindes anerkennen ist extrem verschieden. Die Väter sehen dies meist schneller und können besser loslassen. Bei Müttern führt es häufig bis zur Selbstaufgabe und Selbstauflösung. Ein gemeinsamer Plan oder eine gemeinsame Strategie entwickelt sich bei den Besuchen der Selbsthilfegruppe, wie man damit umgehen will und muss.
Drogenberatungsstellen sind natürlich die besondere Anlaufstelle für Eltern, die sich erste Informationen einholen. Diese professionelle Hilfe anbieten und weiterleiten. Auch von diesen Stellen werden hilflose Eltern von der Gruppe weitergewiesen. So ist in Schwenningen eine Gruppe entstanden, zu der von Anfang an viele Ehepaare regelmäßig kommen.
Ein fester Platz im Kalender
Die 14-tägigen Treffen wurden wichtiger Termin im Kalender der Eltern, denn in zwei Wochen passiert einiges in Familien mit drogensüchtigen Töchtern und Söhnen. Aber auch Selbstfürsorge, Achtsamkeit, Schuld, Werte, Erziehung und Gefühle sind wichtige Aspekte. Themen der Gruppenabende sind Cannabis-, Alkoholkonsum und auch Spielsucht. Die Suche nach einem größeren Gruppenraum war erfolgreich: Ab dem 19. Oktober konnten die Eltern im evangelischen Gemeindehaus Paulus, Reutestraße 43, den neuen großen Raum benutzen. Ergänzt wurden die Gruppenabende mit Seminaren.