Die Geehrten wurden bei der DRK-Jahreshauptversammlung unter anderem mit Urkunden gewürdigt. Foto: Börner

Soziales: DRK Neubulach-Neuweiler blickt auf Corona-Jahr zurück / Personelle Änderungen an der Spitze werden vorbereitet

Hinter dem Deutschen Roten Kreuz Neubulach-Neuweiler liegt ein turbulentes Jahr. Statt Sanitätsdienst oder Übung, standen Impfaktionen und das Betreuen von Teststationen auf dem Plan. Gemeistert hat man all diese Aufgaben aber trotzdem.

Neubulach. Wo vor wenigen Wochen noch Betriebsarzt Alois Jerges Corona-Schutzimpfungen verteilte, steht jetzt lediglich ein Tisch in der Raummitte beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) in Neubulach. Dort sitzen Jörg Pfrommer und Tamara Winter. Die beiden Funktionäre des DRK, der eine kürzlich wieder gewählter Vorsitzender, die andere neue Bereitschaftsleiterin, blicken auf das vergangene Jahr zurück. Und das war wie bei vielen anderen auch von der Corona-Pandemie geprägt.

"Wir mussten den ganzen Übungsbetrieb einstellen", blickt Winter auf die diversen Lockdown-Phasen, in denen wirklich gar nichts mehr ging. Lediglich virtuelle Dienstabende waren möglich. Drei kamen schlussendlich zusammen. Wenn die Praxis zwangspausiert wird, knöpft man sich eben die theoretischen Grundlagen vor – so jedenfalls der Ansatz beim Neubualcher DRK. Viele ärztliche Themen wurden behandelt, deutlich intensiver als in einem Jahr, indem man auch hätte praktisch üben können.

Doch auch ohne Sanitätsdienste oder Seniorennachmittage wurde es dem DRK in einer Krisensituation wie dieser nicht langweilig. "Wir mussten plötzlich an Krisensitzungen teilnehmen", erinnert sich Pfrommer. Die erste PCR-Teststelle des Landkreises war in Neubulach angesiedelt – natürlich mit Unterstützun des örtlichen DRK. Als dann die großen Testzentren in Nagold und Calw vom Landkreis aufgebaut wurden, hatte sich das Thema Test zunächst erledigt. Doch nicht lange: Alsbald kam Bürgermeisterin Petra Schupp mit der Bitte ums Eck, ob nicht das DRK Neubulach-Neuweiler einen Teil der Bürgertestungen übernehmen könnte. Was mit zwei Testungen pro Woche im DRK-Heim anfing, weitete sich schnell aus mit den weiteren Teststationen in den Gasthäusern "Krone" und "Sonne". "In der Zwischenzeit haben wir an mehr als 40 Tagen getestet und dafür rund 500 Einsatzstunden geleistet", hat Pfrommer die nackten Zahlen parat. Zudem wurde die eingangs erwähnte Impfaktion noch im DRK-Heim abgehalten – auch da halfen zahlreiche DRKler mit.

"Das war menpowermäßig schon krass", erklärt Winter, dass all die Test-, Impf- und Hilfseinsätze zum Beispiel im Impfzentrum Wart bei der ganzen Mannschaft mit der Zeit an den Kräften nagten.

Nicht nur Corona

Doch das Jahr 2020 bestand gottlob auch beim DRK nicht nur aus Corona. Bei der jüngst abgehaltenen Hauptversammlung gab es nämlich auch noch personelle Änderungen. Von einer Konstante einmal abgesehen. Denn Jörg Pfrommer wurde abermals zum Ortsverbands-Vorsitzenden gewählt. Den DRK-Mann kann man guten Gewissens als Urgestein bezeichnen – seit 50 Jahren ist Pfrommer im Ortsverband tätig, seit 1995 gar als Vorsitzender. Doch allmählich wird an de DRK-Spitze der Umbruch eingeleitet.

Mit Winter ist nun ein echtes Eigengewächs zur Bereitschaftsleitung bestellt worden. Die 27-Jährige kann getrost als "Shootingstar" des DRK durchgehen. Seit dem Jugend-Rot-Kreuz (JRK) ist sie in Neubulach dabei und übernimmt nun große Verantwortung – quasi als Doppelspitze mit Pfrommer, der auf jeden Fall noch vier Jahre als Vorsitzender aktiv sein wird. Nebenbei studiert Winter in Augsburg Jura, eigentlich schon Stress genug. Jetzt kommen im DRK Neubulach noch viele Aufgaben dazu. Die Planung der Dienste, das Kümmern um Ausstattung oder auch Führungsverantwortung bei einem Einsatz sind hier nur auszugsweise erwähnt. "Da muss ich mich jetzt erst einarbeiten", erklärt Winter, die froh ist, mit Pfrommer einen ganz Erfahrenen an ihrer Seite zu haben.

Pfrommer erfüllt das sichtlich mit Stolz, ist eine solche Personalie doch Ausdruck der hervorragenden Jugendarbeit in Neubulach. "Von der Jugend sind eigentlich alle aktiv dabei. Und alle jungen Mitglieder sind aus der Neubulacher Jugend", freut er sich. Da sei man im Kreis Calw schon immer führend gewesen, so der Neubulacher DRK-Boss. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen: 35 JRK-Mitglieder sind derzeit aktiv.

Zahlen sehen gut aus

Insgesamt sehen die Mitgliederzahlen aber gut aus: 81 aktive Mitglieder gibt es im Ortsverein, hinzu kommen noch 521 Fördermitglieder. Doch die Mitglieder des unlängst angeschlossenen Neuweiler Verbands kommen noch oben drauf. Summa summarum kommt das DRK Neubulach-Neuweiler also auf 843 Mitglieder.

All diese Mitglieder samt ihrer Beiträge sind aber auch nötig. Denn investieren musste das DRK in den Jahren 2019 und 2020 ordentlich: 6000 Euro wurden für Ausrüstung fällig, 2000 Euro für zusätzliche Beatmungspuppen, um die Herz-Lungen-Wiederbelebung (HLW) trainieren zu können. Die Modernisierung des Vereinsheims, hauptsächlich der Saaldecke, verschlang weitere 28 000 Euro. Und auch in den kommenden Jahren warten Investitionen im fünfstelligen Bereich. Denn der Mannschaftstransportwagen mit Baujahr 2001 zickt immer häufiger.

Alter MTW macht Kummer

"Der macht immer wieder ein wenig Kummer", formulierte es Pfrommer. Deshalb soll in den nächsten Jahren ein Ersatzfahrzeug beschafft werden – mit um die 60 000 Euro muss man da rechnen.

All dem stehen sinkende Einnahmen vor allem beim Altkleidersammeln gegenüber. Bekam man im Jahr 2019 noch 165 Euro auf die gesammelte Tonne, waren es 2020 nur noch 50 Euro. Die Einnahmen brachen für 50 Tonnen in 2019 (8250 Euro) also auf 2500 Euro im Vorjahr ein. "Die Hauptarbeit bleibt aber bestehen, nämlich das Leeren der Container", klagt Pfrommer. Immerhin: Durch Nachverhandlungen auf Kreisebene gelang es, den Tonnenpreis für 2021 wieder auf 100 Euro anzuheben.

Trotz alledem blickt man beim DRK Neubulach-Neuweiler optimistisch in die Zukunft. Das liegt auch daran, dass es für 2022 bereits einen Nachholtermin gibt: Die Feier zum 50-jährigen Bestehen, eigentlich schon 2020 geplant, soll dann nachgeholt werden. Dann, das hoffen in Neubulach alle, ganz ohne Test und Corona-Pandemie. Denn die verlangte auch dem DRK Neubulach so einiges ab in den zurückliegenden eineinhalb Jahren.