Eine besondere Auszeichnung erhielten Vera Riffel und Holger Maisenbacher (mit Strauß): Sie sind jetzt Ehrenbereitschaftsleiter des DRK im Kreis Calw. Darüber freuen sich auch Walter Beuerle (von links), Jürgen Wiesbeck und Tamara Winter. Foto: K. Börner/DRK-Kreisverband Calw

Der Rückblick auf das vergangene Jahr zeigt: Das Deutsche Rote Kreuz im Kreis Calw hat sein Angebot sogar ausgeweitet – trotz aller Herausforderungen. Dass dies möglich ist, ist Ehrenamtlichen wie Vera Riffel und Holger Maisenbacher zu verdanken.

Die Kreisversammlung des DRK-Kreisverbandes Calw hat eindrucksvoll gezeigt: Das Angebot ist im Jahr 2022 gewachsen – nicht zuletzt im pflegerischen Bereich und den Mobilen Sozialen Diensten. Sorgen macht jedoch die Nachwuchsgewinnung.

 

Personal Im Zuge der Geschäftsausweitung und der steigenden Anforderungen im Rettungswesen und der Pflege tritt ein kontinuierlicher Mangel an qualifizierten Mitarbeitern immer deutlicher zutage. „An dieser Stelle möchten wir unseren besonderen Dank denjenigen aussprechen, die den Personalmangel durch außerordentlichen Einsatz und Mehrarbeit kompensieren“, so Walter Beuerle, Präsident des Kreisverbandes laut Mitteilung.

Freiwilligendienste Hinzu komme, dass die vorgesehene Kürzung der Bundesmittel für das Freiwillige Soziale Jahr im Sozialwesen erhebliche Sorgen bereite. Diese Entscheidung habe das Potenzial, die ohnehin schon herausfordernde Situation in sozialen Berufen weiter zu verschärfen. Nicht nur der Umstand, dass die „FSJler“ und die „Bufdis“ – also Personen, die einen Bundesfreiwilligendienst ableisten – wichtige Arbeiten in fast allen sozialen Einrichtungen übernehmen, müsse bedacht werden: Zudem rekrutiere sich aus dieser Gruppe in der Folge der Großteil der Auszubildenden.

In Anbetracht der Diskussion über die Haushaltskürzung und den bedenklichen Auswirkungen auf die nachhaltige Personalentwicklung appellierte Beuerle an die Politik, eher die Wiedereinführung eines verpflichtenden sozialen Jahres für junge Menschen zu erwägen, als Mittel hierfür zu kürzen.

Mehr Junge, weniger Aktive Nach den herausfordernden Coronajahren konnten die Bereitschaften der Ortsvereine, die Wohlfahrts- und Sozialarbeit sowie die Jugendarbeit weitestgehend zur Normalität zurückkehren. Insbesondere das Jugendrotkreuz zeige positive Entwicklungen, was die Mitgliederzahlen anbelangt, wie man dem Bericht von Kreisjugendleiterin Jana Läpple entnehmen konnte. Vor allem aus diesen Reihen erhoffe man sich, junge Erwachsene zu gewinnen, die sich dem humanitären Gedanken des Roten Kreuzes weiterhin verpflichtet fühlen.

Die im vergangenen Jahr neu gewählte Kreisbereitschaftsleiterin Tamara Winter wies jedoch darauf hin, dass die Restriktionen der vergangenen Jahre zu einem Rückgang aktiver Helfer geführt haben. Es sei zudem zu bedenken, dass viele Mitbürger nicht mehr dazu bereit seien, erhebliche Stunden ehrenamtlicher Arbeit zu leisten. „Die zentrale Frage, die uns beschäftigt, lautet: Wie können wir qualifizierte Helfer weiterhin motivieren?“, so Winter.

Wichtige Säule im Katastrophenschutz Dabei sind die ehrenamtlichen Helfer in DRK-Bereitschaften neben den Mitgliedern in der Feuerwehr und im Technischen Hilfswerk eine wichtige Säule im Katastrophenschutz. Auch mit Blick auf die regelmäßiger vorkommenden Naturkatastrophen, beispielsweise im Ahrtal, aber auch mit Verweis auf die vielfältigen, kleineren Waldbrände im Kreis Calw, appellierte Beuerle an die Bevölkerung: „Engagieren Sie sich im Katastrophenschutz – je nach Neigung, bei Feuerwehr, THW oder gerne natürlich auch beim DRK!“

Die essenzielle Fragestellung der Nachwuchsgewinnung wurde auch von Kreissozialleiterin Marlene Rupprecht aufgegriffen: „Wir sind Akteure in einer solidarischen Gemeinschaft, in der Fürsorge und Unterstützung von zentraler Bedeutung sind. In einer Gesellschaft, die zunehmend altert, sind wir gefordert, eine humane und soziale Zukunft zu gestalten“, konstatierte Rupprecht.

Verknüpfung von Haupt- und Ehrenamt entscheidend

Auf Kreisebene wurden bereits erhebliche Fortschritte in den Bereichen Pflege, Soziale Dienste und Wohlfahrtsarbeit erzielt, um den demografischen Herausforderungen zu begegnen. Die Verknüpfung von Haupt- und Ehrenamt sei von entscheidender Bedeutung, um diesen Herausforderungen effektiv zu begegnen und unsere Gesellschaft lebenswert zu erhalten.

Neben all den Herausforderungen sei es erfreulich zu sehen, so Beuerle, dass der Kreisverband sowohl im Haupt- als auch im Ehrenamt weiterwachse und stetig neue Projekte eingebracht werden.

Grußworte Dies hob auch der Landesdirektor der Bereitschaften, Jürgen Wiesbeck, hervor, der die Grußworte des DRK-Landesverbandes Baden-Württemberg überbrachte. In Calw existiere eine bemerkenswerte DRK-Gemeinschaft von Individuen, die sich mutig den gesellschaftlichen Herausforderungen stellen und sich aktiv für die Weiterentwicklung des DRK vor Ort einsetzen würden. Für die Zukunft stelle die Stärkung des Ehrenamts einen wesentlichen Eckpfeiler für die soziale und kulturelle Entwicklung der Gemeinschaft dar. Ebenso gälte es, die Führungskräfte in sämtlichen Sektoren zu stärken.

Andreas Knörle, Dezernent für den Bereich Infrastruktur im Landratsamt Calw, überbrachte die Grußworte des Landkreises. Er hob insbesondere das wegweisende Projekt „Region der Lebensretter“ hervor. „Ihre Aktivitäten und ihr Beitrag gewinnen zunehmend an Bedeutung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Nicht nur vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird immer deutlicher, dass jeder Einzelne eine entscheidende Rolle im Sinne des Gemeinwohls innehat“, so Knörle.

Wahlen und Ehrungen

Bei den anschließenden Wahlen
gab es Zuwachs in der Kreisbereitschaftsleitung. Die Wahl von Benjamin Ruttloff zum stellvertretenden Kreisbereitschaftsleiter wurde von der Versammlung einstimmig bestätigt. Jana Läpple behält das Amt der Kreisjugendleiterin. Henriette Stieger und Patrick Jagusz wurden als stellvertretende Kreisjugendleiter bestätigt. Einstimmig bestätigt wurden in ihren Ämtern zudem Norbert Weiser und Lothar Kallfass (erster und zweiter stellvertretender Präsident). Simon Böttinger stellte sich wiederum als Schatzmeister zur Verfügung und wurde einstimmig gewählt. Kreisverbandsarzt bleibt Alexander Winter, der ebenfalls einstimmig bestätigt wurde. Als Vertreter der Ortsvereine wird sich weiterhin Jörg Pfrommer engagieren. Auch seine Wahl fiel einstimmig aus. Knut-Hendrik Nestrowitz behält das Amt des Rotkreuzbeauftragten, und für den Posten der Justitiarin gewann der Kreisverband Saskia Bunzel. Sie übernimmt den Posten nach dem unerwarteten Tod von Rainer Schmid.

Mit Stolz und großer Dankbarkeit
zeichnete Jürgen Wiesbeck in der Versammlung Vera Riffel und Holger Maisenbacher als Ehrenbereitschaftsleiter aus. Mehr als 30 Jahre haben sich beide in ihren Ämtern und darüber hinaus als Präsidiumsmitglieder im DRK-Kreisverband Calw engagiert. Im vergangenen Jahr hatten die zwei dafür bereits die Verdienstmedaille des DRK-Landesverbands Baden-Württemberg erhalten.