Ausbildungsbeauftragter Werner Schlotter (rechts) mit zwei Interessierten an einer Reanimationspuppe. Foto: Börner

Was tun bei einem Herzstillstand? Das DRK im Kreis Calw hatte zum ersten Herztag eingeladen. Ein Fachvortrag vom DRK-Bundesarzt begeisterte die Zuhörer und gab wertvolle Tipps.

„Bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand kommt der Rettungsdienst praktisch immer zu spät!“, sagt Universitäts-Professor Bernd W. Böttiger und weist damit eindrücklich auf die dringende Notwendigkeit einer rasch einsetzenden Laienreanimation hin.

 

Beim ersten Herztag des DRK-Kreisverbandes Calw in der Nagolder Seminarturnhalle konnten sich Interessierte nicht nur theoretisch zum Thema Wiederbelebung informieren: Unterschiedliche Stationen, die von Mitarbeitenden des DRK in Ehren- und Hauptamt betreut wurden, luden dazu ein, selbst Hand anzulegen.

Laut Statistik, so der Referent, sei der plötzliche Herztod die dritthäufigste Todesursache. Deutschlandweit erleiden 200 Menschen täglich einen Herz-Kreislauf-Stillstand – die meisten davon im häuslichen Umfeld. Bereits nach drei bis fünf Minuten ohne Sauerstoff beginnt das Gehirn zu sterben. Deswegen sei es notwendig, so rasch wie möglich geeignete Maßnahmen einzuleiten.

Kinderleicht – sogar für Erwachsene

Und diese ließen sich durch die Beherzigung von drei Buchstaben umsetzen: HHH - Hauptsache heftige Herzdruckmassage! Kinderleicht, so der Direktor an der Klinik für Anästhesiologie in Köln und Bundesarzt des Deutschen Roten Kreuzes, seien diese Wiederbelebungsmaßnahmen: „Sogar für Erwachsene und dafür benötigen wir nur zwei Hände“. Denn die Beatmung sei in den allermeisten Fällen obsolet. Dies mache die eingängige Klimax „Prüfen – Rufen – Drücken“ deutlich.

Grundlegend müsse in Deutschland jedoch daran gearbeitet werden, die Hemmschwelle zu verringern. Dies unterstrich auch Uwe Helber, Chefarzt der Klinik für Herz- und Kreislauerkrankungen in Nagold, in seinem vorangegangenen Grußwort. „Hirnschäden sind durch eine rasch einsetzende Reanimation vor Ort vermeidbar. Dafür müssen die Menschen jedoch die Scheu davor verlieren“, konstatierte Helber. Dies könne nur, so Böttiger, durch frühzeitige Schulungen, bestenfalls bereits im Kindergartenalter, gelingen. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation als auch die Kultusministerkonferenz würden zwar die Empfehlung aussprechen, ab der siebten Klasse zwei Schulstunden pro Jahr für das Thema Wiederbelebung zu nutzen, doch in der Praxis geschehe wenig. „Wenn es uns gelingt, die Reanimationsrate durch Laien zu steigern, können wir jährlich einige tausend Leben retten“, motivierte Böttiger die Zuhörerschaft. Ziel müsse es sein, die Laienanimationsrate in Deutschland von aktuell rund 40 Prozent auf zumindest 65 Prozent zu steigern. Insbesondere einige skandi-navische Länder seien hier ein ganzes Stück voraus.

„Ich habe noch nie gesehen, dass jemand zu stark gedrückt hätte“

100-120 Mal pro Minute, etwa fünf bis sechs Zentimeter tief müsse der Brustkorb eingedrückt werden. Nicht zu zaghaft solle man dabei vorgehen, denn auch wenn es dabei einmal knackt: „Ich habe noch nie gesehen, dass jemand zu stark gedrückt hätte“, erklärt der Referent und berichtete anschaulich und bewegend von Fällen, in denen bereits Jugendliche und Kinder erfolgreich reanimiert hätten.

In diesem Zusammenhang nahm er auch die Leitstellen in die Pflicht. Kurzerhand sprang Justin Frank, Notfallsanitäter und Mitarbeiter in der Integrierten Leitstelle in Calw ein und erläuterte dem Publikum den Ablauf einer Telefonreanimation – eine Maßnahme, die im Kreis Calw bereits zur Selbstverständlichkeit gehört. Noch nicht einmal eine Minute dauere es, bis unter der Anleitung eines Leitstellenmitarbeiters eine Wiederbelebung erfolgen könne, bis der Rettungsdienst eintrifft. Dennoch sei diese Unterstützung in Deutschland nicht verpflichtend.

Nächste Veranstaltung in Althengstett

Weitere wichtige Standbeine in der Rettungskette stellen das Helfer-vor-Ort-System und die appbasierte Alarmierung registrierter Ersthelfer (Region der Lebensretter), die gezielt zum Patienten geleitet werden, dar. Diese haben sich im „Herzsicheren Landkreis“ Calw ebenfalls schon etabliert und erste Erfolge erzielen können. Doch auch hier gilt: unter Umständen treffen die Helfer erst dann ein, wenn das Gehirn bereits irreversible Schäden genommen hat. Deshalb sollte sich jeder, der einen Herz-Kreislauf-Stillstand beobachtet ein Herz nehmen und mit seinen zwei Händen ein Leben retten.

In Kooperation mit der Stiftung für die Region - Sparkasse Pforzheim Calw lädt der DRK-Kreisverband Calw alle Interessierten zu einem weiteren Herztag ein. Dieser findet am 11. April ab 18 Uhr in der Festhalle Althengstett statt.