Mit nur 41 Jahren ist Meral Celik am Montag bei einer Lungen-Operation gestorben. Foto: Alexandra Feinler

Ob für die Flüchtlinge, für die Hochwasser-Opfer im Ahrtal oder für das DRK im gesamten Landkreis Freudenstadt – Meral Celik aus Eutingen machte sich trotz ihrer schweren Krankheit für die Schwächsten der Bevölkerung stark.

Mit nur 41 Jahren ist die Lungenkranke am Montag bei einer Lungen-Operation gestorben. Als zweitjüngste Tochter von sieben Kindern von Sehriban und Kazım Celik wurde Meral Celik am 4. August 1981 in Horb geboren.

Von Geburt an musste sie mit einigen gesundheitlichen Einschränkungen leben, meisterte diese aber mit Bravour und klagte nie. Sie besuchte den katholischen Kindergarten in Eutingen und später die Grund- und Hauptschule. Gerne berichtete sie von ihren Erlebnissen, denn die Eltern kamen beide aus der Türkei und ihre Kinder wuchsen mit zwei Kulturen und zwei Sprachen auf.

Das DRK wurde zu ihrer großen Leidenschaft

Doch Celiks zogen sich nie zurück und waren schon früh im Ort integriert. Meral verbrachte viel Zeit bei den Pferden von Wilhelm Teufel vom „Lamm“, wo sie mit Freunden spielte. Ihre große Leidenschaft entdeckte sie im DRK-Ortsverein Eutingen. An zahlreichen Ausbildungen, vom Erste-Hilfe-Kurs über den Sanitätskurs, Sprechfunker, Hygiene-Schulungen für die Feldküche, und vielem mehr nahm Meral trotz ihrer körperlichen Einschränkungen teil. Wenn Heribert und Katrin Platz einen Erste-Hilfe-Kurs gaben, dann durfte Meral nicht fehlen. Sie wurde sogar einige Jahre in Folge ausgezeichnet, weil sie sich in der Vor- und Nachbereitung besonders einbrachte. Auch besaß sie neben dem Erste-Hilfe-Grundkurs den EH-Kurs am Kind und den Grundkurs der Notfalldarstellung, womit sie Mimen für Übungen schminken durfte.

Aufgrund ihrer zahlreichen Erfahrungen bildete sich die gelernte Erzieherin zur Jugendleiterin fort. Anfangs leitete sie noch im Team das Jugendrotkreuz. Wegen ihrer Erkrankung konnte sie ihren gelernten Beruf nicht mehr ausüben und schulte zur Industriekauffrau um.

Ihrem DRK blieb sie treu und war bei Diensten ebenso vor Ort wie bei den damaligen Seniorennachmittagen. Da sie nach einem Unfall ihr Auge verlor, schulte sie in Würzburg zur Telefonistin um. Mit dem Zug fuhr sie nach Eutingen, um ihren Jugendrotkreuzlern das Rotkreuzwissen beizubringen.

„Wir konnten uns immer auf sie verlassen“, weiß ihr Ortsverein. Selbst als ihre Lungenkrankheit, die Sarkoidose, schlimmer wurde, gab sie nicht auf und war wöchentlich bei den Gruppenstunden dabei.

Bald schon wurden Geschwister, Neffen und Nichten in die DRK-Arbeit eingespannt. Als die geflüchteten Araber vom Neuen Bahnhof nach Eutingen zogen, organisierte Meral Celik mit ihrer Familie einige Möbel für die leeren Wohnungen. Einige arabische Kinder konnte sie fürs Jugendrotkreuz gewinnen und zwei Arabern ihr Jugendleiter-Wissen weitergeben.

Während Corona den Menschen Mut gemacht

Während der Corona-Pandemie wollte sie den Menschen Mut machen und leistete mit Aktionen Aufklärungsarbeit. So ließ sich online zum Hygiene-Trainer ausbilden. Kurz darauf nahm sie an der Junior-Sanitätshelfer und Erste-Hilfe-Selbstschutzinhalte-Ausbildung teil. Sie besuchte Schulen und zeigte Kindern auf, wie sie im Ernstfall Leben helfen können. Weil sie sich außerordentlich einbrachte, erhielt sie die Ehrung für besondere Verdienste des DRK-Kreisverbands Freudenstadt.

2021 wurde sie zur stellvertretenden Kreisjugendleiterin des DRK-Kreisverbands Freudenstadt gewählt. Als die Flut das Ahrtal ergriff, rief sie gemeinsam mit ihrem JRK zu Spenden auf. Für die ukrainischen Flüchtlinge in der Gemeinde Eutingen packte sie Taschen mit Malzeug und Tröstebär. Schicksale von anderen Menschen beschäftigten Meral Celik sehr.

Ein herzensguter Mensch

Menschlichkeit
 „Sie war ein herzensguter Mensch, der das Interesse anderer über das eigene stellte“, dankt ihr DRK-Ortsverein für fast 25 Jahre im Zeichen der Menschlichkeit. Ihre ganze Familie weiß: „Sie war unser Mittelpunkt und immer für uns da.“ Ob Nachhilfe-Unterricht, Mithilfe im Büro, trotz ihrer Krankheit war Meral da.

Krebskranke Kinder
 Nachdem einer ihrer Neffen schwer erkrankt war, beteiligte sie sich an der Spenden-Aktion für den Förderverein krebskranker Kinder in Tübingen. „Sie jammerte nie“, wissen ihre Liebsten.

Kämpferin
Meral wollte aktiv am Leben teilnehmen und wünschte sich ein mobiles Sauerstoff-Gerät, um auch mal länger als vier Stunden verreisen zu können. Da dieses nicht von der Krankenkasse bezahlt wurde, bastelte sie Karten und Tischdeko und sparte Geld an. „So war Meral, eine echte Kämpferin“, beschreibt die Familie.

Ersehnter Anruf
Nach einem schönen Muttertags-Ausflug, am Sonntag, kam der seit Jahren ersehnte Anruf der Münchner Klinik: Eine Lunge stand für die Transplantation zur Verfügung. Gleich in der Nacht ging es los, um morgens operiert werden zu können. Leider ging ihr größter Wunsch, endlich wieder ohne Sauerstoffgerät leben zu können, nicht in Erfüllung.