Kurz nach dem Start waren alle noch frisch: Ein Bild vom zweiten Stuttgarter Marathon. Foto: Michael Weber

Allen anderen vor ihm ging die Luft aus. Doch Michael Weber bewies Ausdauer. Kein Wunder, hat er doch schon 325 Marathonläufe bestritten. So hat er es geschafft, in Stuttgart einen weiteren Run zu etablieren. Am Sonntag um 9 Uhr findet die dritte Auflage statt.

Stuttgart - Auf der Chinesischen Mauer ist er einen Marathon gelaufen, in Alice Springs in der australischen Einöde, in der Sahara und auf den Osterinseln. Aber in seiner Heimat in Stuttgart konnte Michael Weber (58) keinen Marathon angehen, obwohl Politiker aller Couleur über Jahrzehnte davon redeten, man müsse einen solchen veranstalten. Vor einigen Jahren war Weber des Wartens müde. Und packte die Sache selbst an.

Ehrenmitglied sogar ist er im 100-Marathon-Club, dem man nicht beitreten kann, sondern zu dem man gebeten wird. Bedingung: Man muss mindestens 100 Marathonläufe absolviert haben. Diesem exklusiven Zirkel gehören 260 Männer und Frauen an. Weber gestaltet die Webseite und pflegt auch im Veranstaltungskalender die Marathonläufe ein. Schon seit längerem ärgert es ihn, dass man zwar überall sonst in der Republik, aber halt nicht in Stuttgart einen Marathon organisiert bekommt. 2001 joggte er gar mit dem damaligen OB Wolfgang Schuster durch den Schlossgarten, der bekundete spätestens im Jahr 2003 sei es soweit. Doch der Sportstadt ging wieder einmal die Luft aus. Mal fürchteten die Sportvereine um ihre Zuschüsse, weil der Marathon zu viel Geld verschlinge, mal schien die Organisation zu kompliziert, mal fand man keine Strecke und begnügte sich mit dem Halbmarathon beim Stuttgart-Lauf. 2012 verpuffte auch ein Vorstoß der Sportregion.

Webers Bestzeit sind 3:10,24 Stunden

Weber ließ sich nicht abschrecken. Er hatte auch keinen Hochglanzlauf im Sinn, bei dem Kenianer und Äthiopier wetteifern. Ein Volkslauf „für einen kleinen Kreis sollte es werden“. Also suchte er eine Strecke. Und fand sie am Neckar. Los geht es beim Wassersportcenter am Max-Eyth-See, dann nach Remseck, danach zur Wilhelmsbrücke bei der Wilhelma und zurück samt Schleife am Max-Eyth-See. Zweimal laufen die Teilnehmer diese Runde und kommen so auf 42,223 Kilometer. Exakt gemessen. Denn Weber ist offizieller Streckenvermesser für den deutschen Leichtathletikverband. Zudem ist er als Kampfrichter im Einsatz. Und pflegt seine kranke Mutter. Was erklärt, dass er nicht mehr an seine Bestzeit von 3 Stunden 10 Minuten und 24 Sekunden herankommt. „Ich hab’nicht mehr so viel Zeit zum Training und zu viele Kilos auf den Rippen.“ Er habe Mühe unter „fünf Stunden zu bleiben“.

Mitlaufen würde er trotzdem gerne, so wie er es auch bei den ersten beiden Auflagen gemacht hat: Hinter dem Feld, mit dem Handy, falls der Organisator gebraucht wird. Wobei er die meiste Arbeit vor dem Lauf hat. Die Premiere hat ihn naturgemäß die meisten Nerven gekostet. Wie versichert man die Teilnehmer, ohne pleite zu gehen? Mit Vereinen, Verbänden und Versicherungen hat er telefoniert, monatelang ohne Ergebnis, bis schließlich „mein Versicherungsvertreter gesagt hat: Die Teilnehmer sind bei Deiner Privathaftpflicht mitversichert.“ Mittlerweile tritt der 100 Marathon-Club als Veranstalter auf, versichert sind also alle 80 Teilnehmer der dritten Auflage über dessen Dachverband, den Hamburger Sportbund.

Tische müssen genehmigt werden

Dann braucht man Tische für Verpflegung und Pavillons als Wetterschutz eine Genehmigung vom Gartenbauamt. Das Tiefbauamt muss Streckenmarkierungen mittels Schildern und Wachsmalkreide genehmigen. In Stuttgart kein Problem. In Remseck darf man allerdings keine Pfeile auf den Boden malen, nur kleine Schilder an Lampen sind gestattet. Mittlerweile sind das keine Hürden mehr. Von der Stadt Stuttgart hat Weber gar einen Schlüssel für eine ausrangierte Toilettenanlage in Hofen bekommen.

„Die Zusammenarbeit ist gut“, sagt er, „mal schauen, wo uns die Zukunft noch hinführt.“ Mit 25 Läufern hat er begonnen, 80 sind es heuer. Weber: „Es läuft ganz gut.“ Im wahrsten Sinne des Wortes. Dem Mann geht nicht so schnell die Puste aus.