Es gibt Tage, an denen gelingt nichts: Julian Leist (ob.) und Kickers-Kollege Kai-Bastian Evers behindern sich gegenseitig – und Wehens Jose Pierre Vunguidica staunt nicht schlecht Foto: Pressefoto Baumann

Dem ärgerlichen 0:1 gegen Erfurt folgte ein blamables 0:4 in Wehen – von einem schlimmen Fehlstart kann man bei Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers noch nicht sprechen, doch die Wende sollte rasch erfolgen. Die Blauen hoffen deshalb auf ein Ende der Verletzungsmisere. Ein frommer Wunsch.

Wehen/Stuttgart - Müssen sich die Fans schon Sorgen machen um ihre Stuttgarter Kickers? Null Punkte, null geschossene Tore, fünf Gegentore, vorletzter Platz – so lautet die Bilanz nach zwei Spieltagen. Dass diese Drittliga-Saison kein launiger Spaziergang wird, darüber war sich jeder im Klaren, doch auf das unglückliche 0:1 zum Auftakt gegen Erfurt folgte eine unterirdische Leistung beim 0:4 beim SV Wehen-Wiesbaden. Da redete Trainer Massimo Morales nicht lange herum. „So darf man sich nicht präsentieren“, sagte der Italiener, „wir haben keine Entschlossenheit geboten und uns nicht als geschlossene Einheit gezeigt.“ Um die schwache Vorstellung sauber und schnell aufzuarbeiten, ordnete Morales am Sonntagmorgen eine Trainingseinheit an, in der er die Versäumnisse offen ansprach. „Da sind die Eindrücke noch frisch, da kann sich jeder noch gut dran erinnern.“

Patrick Milchraum konnte nicht auf dem Platz mitmischen. In Wehen wurde er nach 36 Minuten verletzt ausgetauscht, und wie es aussieht, fällt der 29 Jahre alte Routinier einige Zeit aus. Die Achillessehne schmerzt, eine Untersuchung an diesem Montag soll Klarheit über die Schwere der Blessur geben. Morales befürchtet eine längere Pause – was die Situation der Blauen nicht verbessert. Der Personalengpass macht dem Trainer seit Wochen Sorgen, stets sieht er sich gezwungen zu improvisieren. Das soll keine Entschuldigung für den Holperstart in die Saison sein, doch der Kickers-Coach erbittet sich bei der Beurteilung seiner Arbeit und der Mannschaft mildernde Umstände. „Ich hoffe, dass man es versteht, dass dieses stetige Umbauen das Team nicht in sich festigt“, betont der 49-Jährige, „weil Spieler häufig auf nicht angestammten Positionen spielen müssen.“

Zunächst setzen die Blauen auf den Faktor Zeit

So musste Milchraum in Wehen als nomineller Stürmer ran, was seiner Spielweise nicht unbedingt förderlich ist. Auch Alternativkraft Marcos Alvarez wurde nicht als Spitze ausgebildet. Da passt es den Kickers gut, dass die Liga zwei Wochen Pause macht und das Heimspiel gegen Holstein Kiel erst am 10. August auf dem Spielplan steht. Die Kickers warten auf Sturm und Drang. Bis dahin könnten die Offensivkräfte Daniel Engelbrecht, Paul Grischok und Elia Soriano zurückkehren, bei Enzo Marchese könnte die Genesung noch etwas länger dauern. Ein weiterer Neuzugang sei nicht geplant, versichert Morales, aber natürlich verfolge der Club das Geschehen auf dem Transfermarkt. Zunächst setzen die Blauen auf den Faktor Zeit. „Wir müssen diese schwierige Phase überleben“, betont der Coach, „dann sehen wir weiter.“

Soll heißen: Noch besteht keinerlei Grund zur Panik; diese Einstellung lebt auch Guido Buchwald vor. „Wir haben zwei Spieltage hinter uns“, sagte das Präsidiumsmitglied nach der 0:4-Pleite, „gegen Kiel fängt die Saison richtig an – und ich werde erst nach sechs Spieltagen eine Auftaktbilanz ziehen.“ Der Umschwung sollte sich möglichst schnell einstellen; noch müssen sich die Kickers-Fans keine grundlegenden Sorgen um ihren Verein machen. Wenn aber nach dem Heimspiel gegen Aufstieger Holstein Kiel noch immer kein Kickers-Tor und noch immer kein Punkt auf der Habenseite stehen, dann könnte sich bei den Anhängern des Degerlocher Clubs ein wachsendes Gefühl von Unbehagen einstellen.