Sie stecken mittendrin im Kampf gegen den Abstieg und traten auf wie bei einem Freundschaftsspiel. Auf die Spieler von Drittligist Stuttgarter Kickers wartet eine ungemütliche Woche.
Aachen - Es gibt Spiele, nach denen kann man sich eine Einzelkritik getrost schenken. Die 0:3-Pleite der Kickers bei Alemannia Aachen gehörte dazu. „Das war kollektives Versagen“, sagten Dais und Präsidiumsmitglied Guido Buchwald unisono. Und Kapitän Enzo Marchese blieb nichts anderes übrig als zuzustimmen: „Ich muss den beiden leider recht geben.“
Warum die Blauen vor 7766 Zuschauern am Tivoli auftraten wie in einem Freundschaftsspiel, jegliche Zweikampfstärke vermissen ließen und sich ihrem Schicksal ohne Gegenwehr ergaben – darüber zerbrachen sich alle Beteiligten den Kopf. „Ich hatte eine schlaflose Nacht“, sagte Marchese nach dem Regenerationstraining am Sonntag. Schlauer war der Spielmacher deshalb aber nicht: „Ich habe absolut keine Erklärung gefunden, warum wir uns gegen eine mit Spielern aus der A-Jugend und der zweiten Mannschaft ergänzten Alemannia-Elf so präsentierten. Das wären doch Big Points für uns gewesen.“ Vielleicht hatten manche im Lager der Kickers die Pluspunkte – zumindest im Unterbewusstsein – schon vor dem Anpfiff einkalkuliert. „Es wäre fatal, wenn jemand nach dem 3:0 gegen den VfB Stuttgart II gedacht hat, es ginge jetzt von alleine so weiter“, sagte Buchwald – und prognostizierte: „Das wird keine gemütliche Woche für die Mannschaft.“
„So kann man in der dritten Liga keine Punkte holen“
Direkt nach dem Spiel haben Buchwald und Dais in der Kabine ein paar passende Worte an die Mannschaft gerichtet. Der ansonsten eher ruhige, umgängliche Coach soll dabei erstmals richtig laut geworden sein. „Der Trainer hat keinen niedergemacht, aber jedem unmissverständlich zu verstehen gegeben, dass er seine Leistung hinterfragen soll“, verriet Marchese. Am Sonntag legte Dais mit seiner Kritik nach, nachdem er sich einige Szenen des Spiels noch einmal angeschaut hatte: „Wir waren in der Rückwärtsbewegung erschreckend schwach. So kann man in der dritten Liga keine Punkte holen.“
Jetzt hoffen alle, dass der letzte Warnschuss Wirkung zeigt. Denn ein weiterer Misserfolg am kommenden Samstag (14 Uhr/Gazistadion) gegen Schlusslicht Borussia Dortmund II würde den guten Start nach der Winterpause unter Neu-Trainer Dais mit sieben Punkten aus drei Spielen vergessen machen. Deshalb stellt Buchwald unmissverständlich klar: „Gegen den BVB II sind drei Punkte absolute Pflicht.“
Aufgrund der Wetterlage ist noch offen, ob die Partie überhaupt stattfinden kann. „Wenn es weiter schneit, wird es eng“, vermutet Dais, dem die schwierigen Trainingsbedingungen in Degerloch zu schaffen machen. Auch hinter der Gesundheit einiger Spieler stehen Fragezeichen. Am Sonntag meldeten sich Tobias Rühle und Mahir Savranlioglu krank. Nicolai Groß fehlte wegen Grippe schon in Aachen. Die verletzten Marcos Alvarez und Nick Fennell sind ohnehin noch kein Thema. Doch das Entscheidende wird gegen den BVB ohnehin nicht die Auf-, sondern die Einstellung werden. Buchwald: „Ich will eine Reaktion der Spieler sehen.“