Die Lyrik-Bände setzt Verleger Wendelinus Wurth von Hand. Der Schriftblock gehört zu seiner jüngsten Veröffentlichung "hinter de bletsch". Spiegelverkehrt und auf dem Kopf steht zu lesen: "wer macht sich schu gedanke ob im d glock gschlage het wenn er die bluem siht froog die nit fir wene si schlaat allwil schlaat si fir dich". Foto: Störr

Hinter dem Gutacher Drey-Verlag liegen zwei schwierige Corona-Jahre. Verleger Wendelinus Wurth gewährte Einblicke in das Spannungsfeld aus Buchmarkt und herausfordernder Verlagsarbeit.

Gutach - Die Drey-König-Lesung mit Präsentation der Neuheiten und des Programms konnte zwei Jahre lang nicht stattfinden. Damit fehlte eine der wichtigen Veranstaltungen im Gutachtal. Trotzdem wurden im vergangenen Jahr zwei Titel aufgelegt: "Chind un andri Ploge wo glücklich mache" von Sandhya Hasswani sowie Michaela Kellers "Nomol – Huse fier Riigeschmeckte". Die Schließung der Buchhandlungen und die Corona-Regeln nach Wiedereröffnung haben den Kundenkreis eingeschränkt und den Absatz von Mundart-Literatur erschwert.

Beschaffung von Papier wird schwieriger

Kleinere Buchhandlungen mussten schließen oder wurden von großen Ketten aufgekauft – dort spielen Mundart-Bücher keine Rolle. "Insgesamt ist es sehr schwierig, weil die Buchhandlungen sehr vorsichtig bestellen und in Freiburg, Lörrach oder Karlsruhe seitens der Buchhändler wenig Interesse an regionaler Literatur besteht", erklärt der Verleger.

Verlags-Webseite kann Ladenverkauf nicht ersetzen

Als Kleinverlag könne er mit Lektor Markus Manfred Jung und Grafiker Franz Handschuh keine so hohen Rabatte wie die großen Verlage anbieten. "Die Politik der Buchhändler ist mitunter nicht zu verstehen", betont Wurth. Ein weiteres Problem seien Buchhändler, die nur beim Grossisten bestellen. "Wenn dort ein Titel nicht gelistet ist, heißt es gegenüber dem Kunden: Den gibt es nicht", bedauert er. Erfreulicherweise habe sich der Verkauf über die Verlags-Webseite etwas belebt, doch das könne den Ladenverkauf nicht ersetzen.

Fadengebundene Hardcover-Bücher

Auf die Frage, ob sich die Zeit der Lockdowns auf die eingereichten Manuskripte auswirke, antwortet Wurth: "An Angeboten fehlt es nicht – aber die Qualität lässt manchmal zu wünschen übrig." Und auf Qualität werde im Drey-Verlag höchster Wert gelegt. Das zeigt sich in fadengebundenen Hardcover-Büchern auf hochwertigem Druckpapier und in handgesetzten Lyrik-Bänden. Dass die Beschaffung des Druckpapiers schwieriger werde, liege am Sterben der familiengeführten Papiermühlen und der Konzentration auf zwei große Lieferanten. Aus diesem Grund wurde das zweite "Huse fier Riigeschmeckte" in Italien gedruckt, erklärt der Verleger.

Buchstabe für Buchstabe wird gesetzt

"Ein Buch ist für uns ein Kunstwerk über den Inhalt hinaus. Deshalb legen wir großen Wert auf die Haptik." Für die Lyrik-Werke hat Wurth vor mehr als 25 Jahren die Kunst des Schrift-Setzens erlernt und diese seit dem ersten Lyrik-Band des Verlags angewandt – Buchstabe für Buchstabe, auf den Kopf gestellt und Spiegelverkehrt. Denn von Anfang an war sein Anspruch, ein Buch "vom Kopf bis zur Ladentheke" herzustellen und zu vertreiben. Dabei ist für ihn die Sprache nicht nur ein Mittel um Inhalte zu transportieren, sondern um eine Wirkung zu erzielen.

Anstehende Projekte

Für das laufende Jahr sind mit der Neuauflage des "Schmiedledick" von Elisabeth Walter, einem Gedichtband von Heide Jahnke, einem zweisprachigen Pilz-Buch von Markus Manfred Jung und einem Gemeinschaftswerk von Wendelinus Wurth und Franz Handschuh rund um den Bühlerstein einige Projekte geplant. Das Programm ist unter www.drey-verlag.com zu finden.