Dreiste Diebe öffneten am Samstag in Simmozheim Dutzende Briefumschläge an ausgedienten Christbäumen – hier ein Symbolfoto. Der Inhalt war als Spende für die Jugendkirche Choy gedacht. Foto: Kugel

Bestürzt und enttäuscht – das sind die Helfer des Evangelischen Jugendwerks (EJW) in Simmozheim, die bei ihrer alljährlichen Christbaumsammlung von einem dreisten Dieb um Spenden für die Jugendkirche Choy gebracht wurden.

Simmozheim - Der Weihnachtsbaum, der wochenlang geschmückt im trauten Heim stand, hat ausgedient – und jetzt wohin damit? Wertstoffhöfe sind häufige Annahmestellen, auch Sammelstellen mit Containern sind hier und da zu finden. In vielen Gemeinden machen sich aber auch Ehrenamtliche, meist an einem Samstagvormittag nach Dreikönig, auf, um die Bäume einzusammeln und so die Vereinskasse aufzubessern oder soziale Projekte im Ort zu unterstützen.

Brauch gibt es seit 20 Jahren

Ein lieb gewordener Brauch ist das seit 20 Jahren auch in Simmozheim. Also starteten Mitglieder des EJW am Samstagmorgen wie gewohnt gegen 8 Uhr, um mit drei Fahrzeugen und größeren Anhängern, bis 13 Uhr Straße für Straße abzufahren und die Bäume abzuholen. Im Vorfeld war die Bevölkerung darum gebeten worden, eine kleine Spende in einem Umschlag am Baum zu befestigen. "In den Vorjahren haben wir immer um zwei Euro für den Abholservice gebeten. Diesmal wurde keine Spendenhöhe angegeben, da wir um finanzielle Unterstützung der Jugendkirche Choy gebeten haben", berichtet EJW-Vorsitzender Rainer Bauser unserer Redaktion. Es seien bei der jüngsten Sammelaktion meist fünf Euro in einen Umschlag gelegt und am Baum befestigt worden. Nach der Fahrt durch den ganzen Ort sei es üblich, dass das EJW-Team den Christbaum in der Dreifaltigkeitskirche von seinem Schmuck befreiet und abbaut.

Helfer sind bestürzt und enttäuscht

Voller Elan machten sich die 15 Personen, die sich für den Einsatz gemeldet hatten, auch diesmal ans Werk. Doch die gute Laune im Helferteam am Samstagmorgen hielt nicht lange an: "Beim Einsammeln stellten wir fest, dass bei mindestens 25 bis 30 Bäumen die Geldspende von den Briefumschlägen gestohlen und entnommen wurde", sagt Bauser. "Wir haben diese Aktion zugunsten der Jugendkirche Choy durchgeführt. Wir sind sehr bestürzt und enttäuscht, dass Menschen selbst vor sozialem und ehrenamtlichem Engagement nicht Halt machen. Wir werden diesen Diebstahl zur Anzeige bringen."

Diesmal kommen 673 Euro zusammen

Insgesamt wurden dieses Jahr rund 200 Bäume auf die Anhänger geladen, um sie zur Deponie zu bringen – "etwas weniger als in den Vorjahren, weil der Termin dieses Jahr sehr früh war". Bei der diesjährigen Aktion kamen 673 Euro an Spenden zusammen, die jetzt an die Jugendkirche Choy, einen Arbeitszweig des Evangelischen Jugendwerkes Bezirk Calw, gehen. Unterstützt wird die Einrichtung von den evangelischen Kirchengemeinden Althengstett, Gechingen, Neuhengstett-Ottenbronn, Ostelsheim, Simmozheim und Stammheim-Holzbronn. Mit diesen wird intensiv zusammengearbeitet, um junge Menschen beste Erfahrungen mit Kirche machen zu lassen. Choy-Angebote orientieren sich am Leben junger Menschen, ihren Bedürfnissen und Wünschen. Dort können die Besucher ihre Begabungen und eigene Ideen entwickeln – quasi "ihr Ding machen".

Team lässt sich nicht entmutigen: Auch 2024 gibt es eine Sammlung

"Der Betrag wäre sicher über 1000 Euro gewesen, wenn nicht viele Briefumschläge aufgerissen und das Geld entwendet worden wäre. So traurig", äußert sich Bauser weiter gegenüber dem Schwarzwälder Boten. Ein Grund, das Einsammeln der Bäume künftig sein zu lassen, ist der dreiste Diebstahl freilich nicht. "Wir werden für nächstes Jahr umorganisieren", kündigt der EJW-Vorsitzende an. Dann würden die Spender gebeten, ihren Namen auf einem Zettel am Baum zu hinterlassen, damit die Helfer an der Haustür klingeln und das Geld persönlich abholen können. Denkbar sei auch, dass das Geld in einem Umschlag in den Briefkasten des EJW geworfen oder der Spendenbetrag online überwiesen werde.

Warnung für andere Sammelteams

"Es ist, wie es ist", sagt Bauser. Sein Ärger hat sich etwas gelegt, er macht sich aber nach wie vor Gedanken, wer der oder die Täter waren. Und hofft, dass Vereine und Gruppierungen in anderen Gemeinden, die in nächster Zeit auf Baumsammeltour gehen, vorgewarnt sind und eine sichere Methode zur Spendeweiterleitung finden. Alles in allem war es für die Simmozheimer Helfer nicht nur ein enttäuschender Samstagmorgen, sondern auch ein gemeinschaftsstiftender, denn ein Team mit drei bis fünf Personen bewirtete die Teams während ihrer Tour abwechselnd mit einem Frühstück im Hause Bauser.