Auch im Jahr 2019 waren die Sternsinger in Sulz und Vöhringen aktiv – damals noch ohne Einflüsse durch die Coronavirus-Pandemie. Foto: Huber

Die Sternsinger in Sulz und Vöhringen schwärmen aus: Der Pandemie zum Trotz werden Spenden für notleidende Kinder in Afrika gesammelt. Gegenwind ernten die Kirchen von der Initiative "Blackfacing".

Sulz/Vöhringen - Die Sternsinger der katholischen Kirchengemeinde St. Johannes in Sulz und Vöhringen sollen kommen – wenn nicht doch noch weitreichende Corona-Restriktionen den Planungen einen Strich durch die Rechnung machen. Die ersten Schritte sind getan: Vergangene Woche hat die Einkleidung der Kinder stattgefunden.

Interessierte sollen sich in Listen eintragen

Urs Thiel, Verantwortlicher für die Sternsinger-Aktion in der Kirchengemeinde, erklärt im Gespräch mit unserer Redaktion: "Wenn irgendwie möglich, dann gehen wir von Haus zu Haus." Aufgrund der sich erneut verschärfenden Pandemie-Lage müsse aber auf Sicht gefahren werden. Für alle Interessierten gilt: Wer besungen werden möchte, kann sich in Listen eintragen, die in den Kirchen in Sulz und Vöhringen ausliegen.

Dann sollen die erprobten Gruppen um die drei Weisen aus dem Morgenland – Caspar, Melchior und Balthasar – vorbeikommen und ein Ständchen singen: "Wir profitieren von unseren erfahrenen Sängern aus den vergangenen Jahren", erklärt Thiel, der auf ein eingespieltes Team zurückgreifen kann. Coronabedingt muss Thiel die Sänger-Gruppen nach Wohngebieten aufteilen – schließlich müsse auch bei den Sternsingern das Hygienekonzept greifen.

Zusammenarbeit mit Kinderkirche

Genügend Sänger garantiert die Zusammenarbeit mit der evangelischen Kinderkirche in Vöhringen. "Immer mehr evangelische Kinder und Erwachsene beteiligen sich in Vöhringen an der Aktion. Die wachsende Kooperation freut mich besonders", erklärt Urs Thiel. Daher findet traditionsgemäß der Aussendungsgottesdienst in ökumenischer Form statt – so auch im kommenden Jahr wieder. Am Sonntag, 2. Januar, ab 10.30 Uhr wird in der katholischen Kirche in Sulz gefeiert. In den vergangenen Jahren fand ebenjener Gottesdienst in der evangelischen Kirche in Vöhringen statt. Aus Platzgründen hat sich das Team um Urs Thiel aber für die Sulzer Alternative entschieden.

Der Einholungsgottesdienst wird ebenfalls in Sulz gefeiert, und zwar am Dreikönigstag, 6. Januar, ab 10.30 Uhr. Wer nicht besungen werden, aber dennoch an der Sternsinger-Aktion mitwirken möchte, kann sich ein Segenstütchen zukommen lassen. Darin sind Informationen zum Spendenziel und ein Überweisungsträger enthalten.

Spenden gehen nach Afrika

Apropos Spenden: Welches Motto verfolgt die 64. Aktion des Dreikönigssingens? Das Thema lautet – passend zur Coronavirus-Pandemie – "Gesund werden – Gesund bleiben: Ein Kinderrecht weltweit." Dabei soll insbesondere auf die Gesundheitssituation von Kindern auf dem afrikanischen Kontinent aufmerksam gemacht werden. Die Pandemie tue ihr Übriges: "Der Klimawandel und die damit einhergehenden Folgen für die Gesundheit werden durch Corona verschlimmert." Täglich sterben Babys und Kleinkinder aufgrund von Unterernährung und Krankheiten wie Malaria.

Die bundesweiten Träger der Aktion, das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" und der "Bund der Deuschen Katholischen Jugend" (BDKJ), möchten dieses Notleiden den Spendern an beispielhaften Projekten in Ägypten, Ghana und dem Südsudan veranschaulichen. "Die anhaltende Corona-Pandemie zeigt einmal mehr, welch hohes Gut Gesundheit ist", weisen die Veranstalter auf ihrer Internetseite auf die Dringlichkeit der Spenden hin. Bis heute habe die Hälfte der Weltbevölkerung keinen Zugang zu einer ausreichenden Gesundheitsversorgung.

Lange Tradition

Die Solidaritätsaktionen der Sternsinger reichen bis ins Jahr 1959 zurück. Seither wurden in Deutschland 1,19 Milliarden Euro an Spendengeldern gesammelt und für mehr als 75 000 Projekte auf allen Kontinenten eingesetzt. Urs Thiel und sein Team aus Sulz und Vöhringen möchten in Sulz und Vöhringen ihren Teil zur Aktion beitragen.

Rassismus ablegen!

Dass die Sternsinger-Aktion auch auf Gegenwind stößt, wurde kürzlich im Landkreis Rottweil deutlich. Eine Initiative kritisiert das "Blackfacing" und damit die Rolle des traditionellen "Mohren" aus rassistischen Gründen in der Sternsinger-Gruppe. In einer Stellungnahme, die unserer Redaktion vorliegt, heißt es: "Gerade als kirchliche Institution, die in der Pflicht steht, die christlichen Werte der Nächstenliebe und der Solidarität zu vertreten, ist es unumgänglich diese zutiefst verletzende, rassistische Tradition endlich abzulegen!". Mit Blackfacing wird die Darstellung schwarzer Menschen durch dunkel geschminkte weiße Menschen bezeichnet. Auf die Sternsinger gemünzt sollen Kinder, die die Rolle des "Mohren" spielen, nicht schwarz geschminkt werden.

Weiter positioniert sich die Initiative: "Die Heiligen Drei Könige sollten schließlich für Vielfalt stehen. Dieser Gedanke ist wunderbar, doch wäre es nicht viel schöner, wenn die Kinder als Sternsingende so gehen, wie sie sind – vielfältig, einzigartig und bunt." Gemeinsam mit einer BIPoC-Community – die Buchstaben stehen für black, indigenous, and people of color – sei das Statement verfasst worden. Anregungen können unter der E-Mail dreikoenigstag-blackfacing@web.de gegeben werden.