Der Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald hat eine unabhängige Expertengruppe damit beauftragt, den gewaltsamen Tod des dreijährigen Alessio zu untersuchen. Foto: dpa

Mitte Januar war der drei Jahre alte Alessio aus Lenzkirch im Schwarzwald zu Tode geprügelt worden, nun hat der in der Kritik stehende Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald eine Expertengruppe mit der Aufklärung des Falls beauftragt.

Freiburg - Knapp zwei Monate nach dem gewaltsamen Tod des dreijährigen Alessio beauftragt der in der Kritik stehende Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald unabhängige Fachleute mit der Aufklärung. Der Kreistag gab in einer Sondersitzung am Mittwoch in Freiburg grünes Licht zur Bildung einer Expertengruppe. Zudem soll ein Gutachter den Fall untersuchen und mögliche Missstände benennen. Ergebnisse will er bis Anfang Juni vorlegen. Alessio aus Lenzkirch im Schwarzwald wurde Mitte Januar Tode geprügelt. In Untersuchungshaft sitzt der Stiefvater. Dem Jugendamt wird seither Versagen vorgeworfen. Es soll Warnungen von Medizinern und Staatsanwälten ignoriert und falsche Entscheidungen getroffen haben.

Der Kommission angehören sollen Fachleute von Justiz, Wissenschaft, Polizei, Kinderschutz und Jugendhilfe. Sie werde die bestehenden Strukturen unter die Lupe nehmen und prüfen, wie die Zusammenarbeit zwischen Behörden und Medizinern beim Kinder- und Jugendschutz verbessert werden könne. Geleitet werde das Gremium von einem früheren Landgerichtspräsidenten. Gleichzeitig sollen Experten des Deutschen Jugendinstituts und der Universität Koblenz die Arbeit des Jugendamtes im konkreten Fall überprüfen.

Kinderarzt startet Unterschriftenaktion

Koordiniert werden soll die Aufklärung von einem neu gegründeten Ausschuss des Kreistages, sagte Landrätin Dorothea Störr-Ritter (CDU). Dieser werde in der kommenden Woche seine Arbeit aufnehmen. Auch wenn das Jugendamt rechtlich korrekt gearbeitet habe, müsse der Fall aufgeklärt werden. Zentrale Frage sei, aus welchen Gründen das Risiko für Alessio vom Jugendamt geringer eingeschätzt wurde, als sie im Nachhinein betrachtet war.

Der Kinderarzt in Titisee-Neustadt im Schwarzwald, in dessen Praxis der Dreijährige nach den Schlägen behandelt wurde und starb, hat unterdessen eine Unterschriftenaktion gestartet mit dem Ziel, einen bundesweiten Kinder- und Jugendbeauftragten zu installieren. Er plant eine entsprechende Petition an den Bundestag. Der Kinderschutzbund Baden-Württemberg fordert, Kinderrechte zum besseren Schutz im Grundgesetz und in der Landesverfassung aufzunehmen.

Nicht vorangekommen ist der Vorschlag eines Freiburgers zur Einrichtung eines Untersuchungsausschusses im Landtag, der den Fall aufklären soll. Um ein solches Gremium bilden zu können, müssten mehrere Abgeordnete oder Fraktionen den Vorschlag unterstützen, sagte ein Sprecher des Landtags am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. Dies sei bislang nicht der Fall.