Warum musste eine Rektorin aus VS nachträglich Bubentoiletten einbauen lassen? Weshalb stapelten sich in einem der Villinger Türme Zeitungen? Fragen über Fragen, auf die die rund 50 Stadtführer aus VS eine Antwort haben. Im Mai gibt es zwei Mal 50 Touren in 50 Stunden.
Villingen-Schwenningen - Die illustre Runde steht nun vor einem ambitionierten Projekt: dem ersten. 50 Jahre gemeinsame Stadt: das Jubiläumsjahr der Doppelstadt brachte die Stadtführer aus VS auf die Idee, den Einwohnern, und nicht nur denen, etwas Außergewöhnliches zu präsentieren. Sie starten am Freitag, 20 Mai, um 16 Uhr mit einem Stadtführungsmarathon in beiden Stadtbezirken. Non-stop soll es bis Sonntag, 22. Mai, 18 Uhr, Stadtführungen geben. Zwei Mal 50 Touren in 50 Stunden, zu je 45 Minuten auf Villingen und Schwenningen verteilt.
Zwölfköpfiges Projektteam
Hinter dem Vorhaben steht ein zwölfköpfiges Projektteam: Johanna Wößner, bei der WTVS (Wirtschaft und Tourismus Villingen-Schwenningen GmbH) auch für die Stadtführungen zuständig und ihre Kollegen Simone Haug, Barbara Bouyer, Patrick Chaparro, Cora Worms, Gerhard Echle, Gunther Schwarz, Jörg Westermann, Klaus Richter, Martina Brinkmann, Michael Schonhardt und Roland Brauner. Schon einmal habe es einen Marathon gegeben, erläutert Johanna Wössner, "jedoch nur in Villingen". Das soll sich im Mai nun ändern.
Zeitungsstapel aus dem Pulvertürmle
Michael Schonhardt gehört nicht nur zum Projektteam des Stadtführungsmarathons im Mai, er zählt schon seit vielen Jahren zu den insgesamt 50 Stadtführern und ist schon so lange mit dabei, "dass ich es schon gar nicht mehr weiß". Ein Blick auf seinen Ausweis hilft auch nicht weiter, "der ist schon abgelaufen", scherzt er. Zum Scherzen aufgelegt ist Schonhardt eigentlich immer, vor allem, wenn er mit Einheimischen oder auswärtigen Gästen zu seinen Führungen durch die Stadt aufbricht und seine geschichtlichen Infos weniger mit Zahlen ("höchstens zwei") als vielmehr mit Anekdoten spickt.
Berühmte Frauen
Das Pulvertürmle als einzelnes Objekt steht zwar nicht auf dem Marathon-Programm im Mai, "dafür gibt es zu wenig her", doch dafür werfen die rund 50 Stadtführer in Villingen wie in Schwenningen auf andere spannende und interessante Themen einen genauen Blick: Zum Beispiel auf berühmte Frauen der Stadtgeschichte, allen voran Paula Straub, die erste Rektorin einer öffentlichen Schule, die die ersten Buben in der ihrer vorigen Mädchenschule mit den Worten begrüßt haben soll: "Wegen euch hab ich müsse s’ Klo umbaue." Unvergessen auch Gretel Scherb, Unternehmerin und gute Seele im einstigen Weltunternehmen Saba, die ebenfalls zu den VS-Vips gehört.
Zu der reichhaltigen Themenpalette gehören auch die "Gaststätten und ihre Geschichte", Waldführungen, "Berühmte Männer aus Schwenningen", Belagerungsszenen oder "zum Frühschoppen ins Alte Oberdorf" und spezielle Führungen für Kinder. Mit im Angebot sind auch "Bindestrichführungen", die beispielsweise in Villingen beginnen und in Schwenningen enden – hierzu wird ein kostenloser Bustransfer angeboten.
Einfach vorbeikommen
Eine Anmeldung zu den Führungen sei nicht notwendig, so Wössner, "einfach vorbeikommen". Für den Stadtführungsmarathon werden zwei Basislager errichtet, an dem auch die meisten Führungen beginnen: in Schwenningen, im Hansjakob-Stüble und in Villingen an der Bastion im Spitalgarten. Dort wird es auch non-stop Verpflegung geben. Zu dem genauen Programm wird es Flyer geben, die in den Touristinformationen und im Einzelhandel ausliegen werden, bis Mitte April soll das genaue Programm stehen und dann soll es auch Infos online geben über www.heimatheimatstadt.de.
Spaß haben an der Stadt und den Menschen
Was macht einen guten Stadtführer aus, der bei einheimischen Jahrgängern, die eine Führung buchen, genauso gut ankommt wie bei Touristen aus der Schweiz und Frankreich? "Du musst Spaß haben an der Stadt und an den Menschen", bringt es Michael Schonhardt auf den Punkt. Der Erfolg gibt ihm und den 50 Kollegen Recht. Vor Corona zählte WTVS-Mitarbeiterin Johanna Wössner über 500 Stadtführungen mit insgesamt 7000 Besuchern, verweist sie auf das Jahr 2019.