Leon und Kathrin Ecker, Lotta Lauble, Katharina Moser, Mina Herr, Mike Lauble und Gregor Huber stellen die Tracht vor. Foto: Kern

Der Bollenhutkäfer ist wieder auf Tour, um die traditionelle Schwarzwaldtracht vorzustellen. Dabei machte der Flitzer am Falkenhof, Wäldebauernhof und Müllerjörgenhof in Gutach halt.

Gutach - Zahlreiche Kameras wurden bereits bei der Einfahrt des Oldtimers mit dem gewaltigen Bollenhut auf dem Dach gezückt. "Sind die alle da drin gesessen?" wunderte sich einer der mehr als zwei Dutzend Besucher, die vor dem Falkenhof Platz nahmen. Er konnte kaum glauben, dass sechs Personen in dem VW-Käfer Platz gefunden hatten.

Mike Lauble, Vorsitzender der Trachtenkapelle Gutach, stellte die Gruppe vor, die die hiesige Tracht vom Kindesalter bis zum Erwachsenen vorstellte. Zunächst aber wurde gemeinsam das Lied "Rutsch ä bisseli näher" von "Schwarzwaldbub" Gregor Huber, wie das T-Shirt des Musikers kundtat, angestimmt. Er ist neu im Team und umrahmte das Programm mit alemannischen Mundartliedern.

Lotta Lauble, die Jüngste der Gruppe, führte die Kindertracht vor. Die bekannten roten Bollen werden von den Mädchen von der Konfirmation bis zur Hochzeit getragen. Keine gesicherte Erklärung gibt es laut Lauble dafür, warum die verheirateten Frauen dann einen Hut mit schwarzen Bollen bekommen. Den Zuschauern war jedenfalls klar, dass in dem Fall Kathrin Ecker vergeben ist. Sie räumte mit dem Vorurteil auf, dass im ganzen Schwarzwald die berühmte Tracht getragen werde: "Nur die drei evangelischen Gemeinden Gutach, Reichenbach und Kirnbach tragen sie im Original zu feierlichen Anlässen und Brauchtumsveranstaltungen."

Die Tracht wird weitervererbt

Nicht nur der berühmte Hut, sondern auch fast jedes Gewandteil erfordere eine eigene Kunst wie das Schäppel- und Gollermacherhandwerk. "Das Fadengarn für den Rock aus Wolle, Flachs oder Hanf gibt es heute nicht mehr zu kaufen und so ist jedes Gewand für uns sehr wertvoll und wird weitervererbt", erklärte Lauble. Eine Frau mit kalten Füßen gebe es bei den Gutacher Trachtenträgerinnen jedenfalls nicht, denn die weißen, handgestrickten Kniestrümpfe seien aus Angorawolle.

"Was tragen die Männer denn im Winter?", fragte ein Zuhörer, dem der knielange Samtmantel der Männer recht leicht erschien. "Wir haben noch einen sogenannten Schoben, aber ja, wenn im Winter ein Auftritt ist, wird es schon frisch", gab Lauble zu. Einige aus dem Publikum waren Feriengäste aus Lübbenau im Spreewald und fanden mehrere Gemeinsamkeiten zur dortigen sorbischen Tracht. Genau unter die Lupe genommen wurden die feinen Stickereien an den Ärmeln und dem Kragen des weißen Hemdes, das Lauble trug. Auch zu den anderen vorgestellten Trachten ergaben sich viele Fragen.

Zwischendurch gab es immer wieder musikalische Einlagen von Huber, darunter auch eine Persiflage auf die gängigen Klischees des Schwarzwalds. Zu der Melodie von "Hotel California", umgetextet zum "Hotel Kuckuck", wurden Kirschtorte und Schnaps, röhrende Hirsche und rauschende Wildbäche besungen. Zum Abschluss wurde – wie könnte es anders sein – das Badnerlied voller Inbrunst angestimmt. Mit dem Wäldebauernhof der Familie Götz und dem Müllerjörgenhof der Familie Wöhrle standen zwei weitere Stationen auf dem Programm.

Der Bollenhutkäfer wird in dieser Saison noch einmal ausschwärmen. Der Termin ist am Freitag, 9. September, angesetzt. Die genaue Tour ist noch nicht festgelegt.