Horst Graef hat mit dem E-Carsharing-Angebot von Deer gute Chancen beim Mobilitätspreis. Foto: Verkehrsministerium BW

Der Kreis Calw geht bei der Mobilitätswende voran. Ein Beweis dafür: Von den 18 Projekten aus ganz Baden-Württemberg, die für den Mobilitätspreis des Verkehrsministeriums nominiert wurden, kommen gleich drei aus dem Landkreis: das E-Carsharing-Angebot von Deer aus Calw, "Wir in Oberreichenbach" und die Arbeit der Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn.

Kreis Calw - Die fünf Gewinnerprojekte werden am 21. November von Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) in Ludwigsburg gekürt. Hinzu kommt ein sechster Preis, der von den Bürgern selbst per Online-Abstimmung bis zum 13. November gewählt wird. Noch kann man zwar nicht sehen, wer aktuell auf den ersten drei Plätzen liegt. Nur so viel: Bei einem von ihnen handelt es sich um eines der Projekte aus dem Kreis Calw.

Mehr als 150 Standorte in Baden-Württemberg

Um das Geheimnis zu lüften: Auf den ersten drei Plätzen liegt Horst Graef mit dem E-Carsharing-Angebot von Deer. Als Geschäftsführer betreibt er seit 2019 ein "schnell wachsendes und innovatives E-Carsharing im ländlichen Raum als Ergänzung zum ÖPNV", heißt es in der Beschreibung des Ministeriums, das lobt: "Mehr Mobilität mit weniger Fahrzeugen ist die Herausforderung, damit die Menschen von A nach B kommen und zwar ökologisch und ökonomisch optimiert." Innerhalb kurzer Zeit hat Deer mehr als 150 Standorte in Baden-Württemberg geschaffen. Die inzwischen mehr als 10 000 Kunden nehmen pro Woche über 300 Buchungen vor. Besonders an dem Konzept ist, dass die E-Fahrzeuge auch für einfache Fahrten zu beliebigen Deer-Stationen genutzt werden können und nicht zum Ausgangsort zurückgebracht werden müssen.

"Vorbildhaftes Konzept der Bürgerbeteiligung"

Ebenfalls nominiert ist der Oberreichenbacher Bürgermeister Karlheinz Kistner mit dem Projekt "Wir in Oberreichenbach". "Die Gemeinde Oberreichenbach hat ein vorbildhaftes Konzept der Bürgerbeteiligung geschaffen, das Nahversorgung und Infrastruktur im ländlichen Raum konsequent entlang der Bedürfnisse der Menschen ausrichtet und umsetzt", erläutert das Ministerium. Die Gemeinde beweise seit mehr als zehn Jahren, dass neue, nachhaltige Mobilität auch im ländlichen Raum funktionierte. So betreibt Oberreichenbach seit 2012 ein Elektro-Bürgerauto und bietet seit 2018 in jedem Teilort E-Carsharing an.

Bürgeraktion organisiert den Widerstand gegen den Widerstand

Mit von der Partie ist auch Erwin Eisenhardt mit seiner 2013 gegründeten Bürgeraktion Unsere Schwarzwaldbahn, die sich für die Reaktivierung der Bahnstrecke von Calw nach Weil der Stadt einsetzt. Sie soll 2023 unter dem Namen Hessebahn in Betrieb gehen. Eisenhardt verdeutlicht: "Die Bürgeraktion organisiert den Widerstand gegen den Widerstand – vor allem aus dem Kreis Böblingen und der Region Stuttgart – gegen die Hessebahn und den Metropolexpress." Die Bürgeraktion organisierte in den vergangenen Jahren Veranstaltungen und Exkursionen, um die Hessebahn den Menschen nahe zu bringen. Daneben engagiert sich das Projekt für einen ganzheitlichen Umwelt- und Naturschutz entlang der Strecke und hat eine Lösung zum Schutz der Fledermäuse in den vorhandenen Tunnelanlagen ins Gespräch gebracht, die nun umgesetzt wird. Aktuell arbeitet die Bürgeraktion daran, den Ausbau der Bahnverbindung von Calw nach Stuttgart zum Metropolexpress im öffentlichen Diskurs voranzutreiben.

Preis wird in fünf Kategorien vergeben

Neben dem Publikumspreis wird der Mobilitätspreis in den fünf Kategorien Antriebswende, Multimodalität und mehr Lebensqualität durch weniger Autos, verbesserter und vernetzter Rad- und Fußverkehr, Ausbau des ÖPNV sowie innovative On-demand-Verkehre und geteilte Mobilität vergeben. Für den Publikumspreis kann über die Homepage der Energieagentur des Landes Baden-Württemberg abgestimmt werden: www.kea-bw.de.