Die Anbindung der Gäubahn an den Stuttgarter Hauptbahnhof wird nochmals überprüft. Fachbüros sind eingeschaltet. Interessant für Horb: Auch eine S-Bahn-Weiterführung südlich von Herrenberg wird beleuchtet.
Der „Gäubahn-Faktencheck“ vom 25. November 2022 ging der Frage nach, wie die Anbindung der Gäubahn an den Stuttgarter Hauptbahnhof während der Phase zwischen der Eröffnung des Tiefbahnhofs und der Fertigstellung des neu zu planenden Pfaffensteigtunnels zum Stuttgarter Flughafen erfolgen kann.
Die dort getroffenen Aussagen sollen nochmals ergänzend durch unabhängige externe Gutachter auf ihre Plausibilität hin geprüft werden. Dies war in der Verbandsversammlung des Interessenverbandes Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn am 27. Januar mit klarer Mehrheit beschlossen worden.
Bewertung wichtig für Akzeptanz
Ohne eine solche externe Bewertung fänden die Ergebnisse des „Gäubahn-Faktenchecks“ keine Akzeptanz. Der Interessenverband hat hierzu nun drei Aufträge an drei Gutachterbüros vergeben.
Das Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg hat für die Erstellung der Gutachten eine Förderung in Form einer 50-Prozent-Finanzierung bewilligt. Der Regionalverband Schwarzwald-Baar-Heuberg will die übrigen 50 Prozent, für welche er gemeinsam mit den Großen Kreisstädten Böblingen, Herrenberg, Horb, Rottweil, Singen, Tuttlingen und Villingen-Schwenningen aufkommt, vorfinanzieren. „Wir sind gerne dazu bereit, da die Gutachten zur Findung einer tragfähigen Lösung für die Übergangsphase auf der Gäubahn weitere hilfreiche Erkenntnisse liefern werden“, ist auch Wolf-Rüdiger Michel über die Entwicklung erfreut.
Gutachten 1: Der Stuttgarter Plan
Zum einen geht es bei den externen Gutachten um die städtebaulichen Planungen der Landeshauptstadt Stuttgart, deren Argumentation auf ihre Konsistenz und Plausibilität hin geprüft werden soll. Dabei soll auch eine Einschätzung dazu abgegeben werden, inwieweit ein temporäres Belassen von Gleisanlagen der Gäubahn mit der städtebaulichen Konzeption der Landeshauptstadt Stuttgart vereinbar wäre. Dieser Auftrag wurde an das Institut für Stadt- und Regionalentwicklung mit Sitz in Nürtingen unter der Leitung von Alfred Ruther-Mehlis vergeben.
Gutachten 2: Weiterbetrieb der Bahnanlagen
Im Rahmen eines zweiten Gutachtens, für welches das Büro Ramboll mit Sitz in Karlsruhe beauftragt wurde, werden insbesondere die technische Schlüssigkeit der getroffenen Aussagen der Deutschen Bahn, dass ein Weiterbetrieb der bisherigen Bahnanlagen nicht in Betracht komme, vor dem Hintergrund der aktuellen gesetzlichen und regelwerkstechnischen Grundlagen bewertet. Weiter werden die Aussagen in den Kontext von allgemeinen eisenbahnbetriebswissenschaftlichen Erkenntnissen und dem Stand der Technik gesetzt. Mit dem vom Auftragnehmer angebotenen Ansatz lässt sich eine Einordnung der Präsentationsunterlagen vom „Gäubahn-Faktencheck“ durchführen, welche die baulichen und technischen Zwänge beleuchtet und so die Aussagen plausibilisiert, so der Regionalverband in seiner Mitteilung.
Gutachten 3: Fahrpläne und S-Bahn
Darüber hinaus sollen im Rahmen eines dritten Gutachtens die verschiedenen beim Faktencheck vorgestellten Varianten für eine Übergangslösung auf der Gäubahn fahrplantechnisch geprüft werden. Die Planungsergebnisse der DB Netz AG sollen fachlich hinsichtlich ihrer inhaltlichen Konsistenz und Plausibilität begutachtet werden. Hierfür wurde die SMA und Partner AG mit Sitz in Zürich beauftragt. Das Unternehmen wird dabei sowohl die Umsteigevariante als auch die beim Faktencheck vorgestellten Alternativvarianten (Führung über Renningen, Führung über Tübingen, Führung über S-Bahn-Stammstrecke bis Stuttgart Hbf und Verlängerung von S-Bahnen über Herrenberg hinaus nach Süden) fahrplantechnisch betrachten. Die Planung neuer Varianten oder Infrastrukturszenarien ist aber nicht Gegenstand der Untersuchung.
„Durch die Ergebnisse der neutralen Gutachten werden uns akzeptierbare, verlässliche Aussagen und eine fundierte Grundlage für eine transparente weitere Ergebnisfindung zur Verkehrsführung der Gäubahn während der Übergangszeit ab 2025 vorliegen“, so Guido Wolf, Verbandsvorsitzender des Interessenverbandes Gäu-Neckar-Bodensee-Bahn.
Mit den Ergebnissen sei gegen Ende Juli zu rechnen.