Bürgermeister Ralf Ulbrich moderiert die Versammlung und wird als Schlichter fungieren. Ebenfalls im Bild der kommissarische Ausschuss des Musikvereins Lauffen sowie zahlreiche Mitglieder. Und der Herrgott (links) schaut zu. Foto: Reinhardt

Die Jahresversammlung des Musikvereins Lauffen entwickelte sich zu einem emotionalen Krisengipfel. Der traditionsreiche, 125 Jahre alte Verein steht vor einer Zerreißprobe, die seine Existenz bedroht. Am 15. Mai steht eine Entscheidung an.

Der Kern des Problems ist ein tiefer Riss innerhalb der 36-köpfigen Kapelle, der durch die Nichtakzeptanz der Entlassung des ehemaligen Dirigenten durch den Ausschuss ausgelöst wurde. Die Entscheidung des Ausschusses führte zur Bildung zweier unversöhnlicher Lager.

 

Auf der einen Seite stehen die Befürworter der Entlassung, auf der anderen Seite die Gegner, die diese Entscheidung nicht akzeptieren wollen.

Gravierende Konsequenzen

Die Konsequenzen sind gravierend: Musiker, die jahrelang gemeinsam musiziert haben, grüßen sich nicht einmal mehr auf der Straße. Proben und Konzerte finden in einer Atmosphäre der Spannung und des Misstrauens statt. Versuche, die Wogen zu glätten, scheiterten. Zwei von der Kapelle eingebrachte Vorschläge zur Konfliktlösung wurden abgelehnt. Auch eine externe Moderation brachte keinen Durchbruch.

Bericht des Dirigenten

Der Jahresbericht des amtierenden Dirigenten, Joachim Mager, der aufgrund seines runden Geburtstages nicht anwesend war, wurde verlesen. Darin verdeutlichte Mager die Verzweiflung der Beteiligten.

Mager, ein erfahrener Dirigent mit 27 Jahren Berufserfahrung, erklärte, er habe so etwas noch nie erlebt. Er betonte, wie wichtig Vertrauen für seine Arbeit sei. Und dass die aktuelle Situation unhaltbar sei.

Die Regularien

Der Bericht von Schriftführerin Angela Moser, informierte die Versammlung über die Aktivitäten des vergangenen Jahres. Kassiererin Marita Zöphel berichtet der Versammlung über die Finanzen des Vereins. Die beiden Kassenprüferinnen, Tanja Zepf und Kathrin Spadinger, bestätigten ihr eine einwandfreie Buchhaltung.

Akt der Verzweiflung

In einem Akt der Verzweiflung traten Vorsitzender Felix Zepf und der gesamte Ausschuss zurück, um den Weg für einen Neuanfang freizumachen.

Bürgermeister Ralf Ulbrich übernahm die Moderation und appellierte eindringlich an die Mitglieder, die Tradition und die Bedeutung des Vereins nicht leichtfertig aufzugeben. Er wies auf die Verantwortung gegenüber der Gemeinde und den Jugendlichen hin, die im Verein musizieren. Nach einer emotionalen Aussprache und einer Beratungspause präsentierte Bürgermeister Ulbrich einen konkreten Lösungsvorschlag: Er will als Schlichter fungieren und mit den beiden Lagern sprechen, um die Konflikte zu erörtern. Anschließend wird er einen Schlichtungsspruch vorlegen, der von allen Beteiligten akzeptiert werden muss.

Ja zum Versuch

Die Versammlung stimmte diesem Vorschlag zu, in der Hoffnung, den Verein vor der Auflösung zu bewahren. Bis zum 15. Mai soll der Schlichtungsversuch abgeschlossen sein. Bis dahin bleiben die zurückgetretenen (nur noch neun an der Zahl) Ausschussmitglieder und Vorstandsmitglieder kommissarisch im Amt. Anschließend ist eine außerordentliche Mitgliederversammlung geplant, Wahlen sind dann vorgesehen.

Gelingt die Schlichtung?

Die Zukunft des Musikvereins Lauffen hängt nun von dem Erfolg des Schlichtungsversuchs ab. Gelingt es, die Gräben zu überwinden und das Vertrauen wiederherzustellen, kann der Verein seine 125-jährige Tradition fortsetzen. Andernfalls droht die Auflösung eines wichtigen Teils des kulturellen Lebens in Lauffen.