Norbert Majer steht am Mikrofon. Er wirbt für ein Nein beim Bürgerentscheid, muss sich aber auch Kritik dafür anhören, dass er als ehemaliger Bürgermeister einem größeren Abbaugebiet als dem jetzt zur Diskussion stehenden zugestimmt habe. Fotos: Visel Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Maximalgrenzen sind das "Maß der Dinge" / Majer: "Jeder Quadratmeter ist wichtig"

Zufrieden zeigt sich Bürgermeisterin Monique Adrian mit dem sachlichen Verlauf der Einwohnerversammlung, zu der an die 600 Interessierte gekommen seien. Die Bürger hätten umfassende Informationen erhalten und viele Fragen und Anregungen vorbringen können.

Dotternhausen. "Ich hoffe, dass es die Bürger anerkennen, wie sehr sich die Gemeinderäte bemüht und wie tief sie sich in die Sache eingearbeitet haben." Nun werde man die vorgebrachten Anregungen abarbeiten und etwa über das Abstecken des Abbaufelds auf dem Plettenberg entscheiden. Wichtig sei gewesen, dass viele Bürger die Chance gehabt haben, ausführliche Meinungsäußerungen abzugeben. Die Versammlung endete mit dem Appell Adrians und ihres Stellvertreters Achim Klaiber, beim Bürgerentscheid mit Ja zu stimmen und damit dem Gemeinderat und der Bürgermeisterin das Vertrauen zu schenken.

Von der kleinen Gesprächsrunde mit den Gemeinderäten nach Ende der offiziellen Fragerunde hat zu später Stunde kaum noch jemand Gebrauch gemacht. Adrian: "Ein Bürger hat aber einige der im Foyer aufgehängten Pläne eingepackt und mitgenommen."

Wie berichtet, haben die Gemeinderäte Elisabeth Menholz, Ilse Ringwald, Sabine Geiser, Achim Klaiber, Axel Simonis, Christine Eppler, Simone Menne und Markus Schnekenburger (Dieter Uttenweiler fehlte krankheitshalber) bei ihren Sachvorträgen kräftig um das Vertrauen der Bürger geworben.

Simonis sagte, die vom Gremium festgelegten Maximalgrenzen für die Süderweiterung seien ein guter Kompromiss und ein gangbarer Weg: "Es geht um das Wohl der Gemeinde", das man immer im Blick habe. Schnekenburger betonte: "Wir alle sind mit dem Berg aufgewachsen und hängen an ihm." Betont wurde auch, dass die Gemeinde eine schnelle Rekultivierung wünsche, aber auch ein verlässlicher Partner für Holcim sein wolle.

Günter Schäfer betonte in der Fragerunde, dass die Aktivisten keine persönlichen Ziele verfolgten. Nur 35 Dotternhausener würden im Zementwerk arbeiten, alle anderen aber müssten die Nachteile hinnehmen: "Holcim bekommt Bürgereigentum fast zum Nulltarif. Das ist falsch und ungerecht." Daher werde er beim Entscheid mit Nein stimmen. "Wir akzeptieren aber jede demokratische Entscheidung."

Günter Merz frage nach der Entwicklung der Entgelte für den Abbau. Anton Scherer bemängelte, dass die Bürger aus Ratshausen und Hausen am Tann nicht über den weiteren Abbau abstimmen dürften, aber große Nachteile dadurch hinnehmen müssten. Auch kritisierte er, dass mit dem Bürgerentscheid das Bürgerbegehren quasi auf den Kopf gestellt werde: "Das ist ein einmaliger Vorgang." Ein Dorn im Auge ist ihm auch, dass Holcim offen mit dem Verlust von Arbeitsplätzen und der Kürzung beim Vereinssponsoring drohe.

Martin Kerner sprach die Luftverschmutzung durchs Zementwerk an und betonte, die alten Verträge, auf die man sich berufe, seien nicht mehr zeitgerecht. Ex-Bürgermeister Norbert Majer führte aus, dass jeder Quadratmeter, der auf der Hochfläche erhalten werde, wichtig sei. Auch seien bei der Einhaltung der von der Bürgerinitiative vorgegebenen Grenzen keine Arbeitsplätze in Gefahr. "Holcim kann dort immer noch viele Jahre lang abbauen."

Ihm wurde vorgehalten, dass er 1986 als damaliger Bürgermeister Abbauflächen zugestimmt habe, die weit größer seien als die jetzt zur Abstimmung stehenden. Dieses Verhalten sei unrühmlich. Er handle nach dem Motto "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?" Majer konterte: "Das war eine andere Zeit. Rohrbach hat auch noch Steuern bezahlt."

Sorgen wegen der Art der im Moment in Dotternhausen geführten Diskussion hat Helmut Künstle. Er erinnerte daran, dass man dem Gemeinderat und Bürgermeisterin Adrian bei den Wahlen ein großes Vertrauen ausgesprochen habe. Daran erinnerte auch der ehemalige Gemeinderat und Holcim-Mitarbeiter Frieder Wimmer, der für ein Ja beim Bürgerentscheid warb: "Damit zeigen Sie, dass Sie Vertrauen in den Gemeinderat haben. Ein Ja heißt nicht Ja zum Zementwerk."

Bei vielen Wortbeiträgen wurde deutlich, dass niemand das Werk insgesamt infrage stellt, dass die Belastungen aber deutlich gesehen werden. So wurde auf die Luftverschmutzung und die Emissionen hingewiesen und immer wieder ein höheres Entgelt für den Kalksteinabbau und höhere Gewerbesteuerzahlungen von Holcim gefordert. Werkleiter Dieter Schillo gab zu, dass ein Aus auf dem Plettenberg zwar nicht das Aus fürs Zementwerk bedeute, sich aber mittel- bis langfristig durchaus auf die Arbeitsplätze auswirken könne.