Dieses Braunkehlchen wurde nach Angaben der Aktivisten am 15. August 2017 auf dem Plettenberg aufgenommen. Am selben Tag seien noch vier weitere schützenswerte Vogelarten fotografiert worden. Foto: Visel/Privat

Schreiben an Politik listet zahlreiche bedrohte Arten auf. Gelände soll wieder Landschaftschgutzgebiet werden.

Dotternhausen/Hausen - Aktivisten zur Rettung des Plettenbergs haben an Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Kathrin Göring-Eckardt und Cem Özdemir von den Grünen sowie an weitere Politiker, Verbände und Institutionen geschrieben. Sie legen dar, dass dort 42 Vogelarten gezählt worden sind, von denen einige stark bedroht sind, andere sogar auf der Roten Liste stehen.

Hans Edelmann aus Hausen am Tann, Paul Dannecker vom NABU Oberes Schlichemtal und Oliver Burry vom NABU Spaichingen betonen – auch im Namen der beiden bestehenden Bürgerinitiativen –, dass die Fauna und Flora auf dem Plettenberg wohl einmalig sei. So garantiere die offene Wachholderheide eine reiche Vogel- und Insektenwelt. Neben Vogelarten, die auf der Roten Liste der gefährdeten und schützenswerten Arten stünden, lebten dort auch mehrere gefährdete Schmetterlingsarten. Zudem seien auf der Heide-Hochfläche und am Kuppenrand mehrere schützenswerte Pflanzenarten festgestellt worden.

In dem persönlichen Anschreiben an Winfried Kretschmann wird dieser an seine Aussage im Rahmen seiner Neujahrsansprache erinnert, dass "uns die uns geschenkte Natur Halt und Erdung geben" würde. Auch habe er davon gesprochen, "dass zwei von fünf Pflanzen- und Tierarten bei uns im Land gefährdet" seien. Kretschmann wird mit den Worten zitiert: "Hier geht es um unsere Lebensgrundlage. Wenn wir sie zerstören, sind wir irgendwann selbst bedroht."

Die Unterzeichner weisen den Ministerpräsidenten darauf hin, dass auf dem Plettenberg aufgrund des immer massiver werdenden Kalksteinabbaus die Naturlandschaft zerstört werde und gefährdete Tiere verdrängt würden. Bereits 1974 habe ein naturschutzrechtliches Gutachten aufgezeigt, dass es am Plettenberg eine besonders schützenwerte Natur gebe. Auch die Abbaugenehmigungen von 1977 und 1982 hätten dies berücksichtigt. Weitere Registrierungen von vom Aussterben bedrohten Tierarten habe Paul Dannecker 2016 gemacht.

Trotz Vereinbarungen und Registrierungen sei nun ein Großteil des Plettenbergs aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen worden – auf Veranlassung des Landratsamts in Balingen, beklagen die Aktivisten.

Dies sei auch vom Regionalverband akzeptiert worden. "Das bedeutet konkret, dass nur noch ein Kronenrand nach West und Süden stehen bleibt, der Berg ausgehöhlt wird und die Ränder nach Osten komplett abgetragen werden."

Viele bedrohte Vogelarten

Dass die Natur auf dem Plettenberg schützenwert ist, wollen die Unterzeichner durch eine weitere aktuelle Auflistung untermauern. Diese Liste umfasse 42 Vogelarten, darunter streng geschützte wie das Braunkehlchen, der Neuntöter, der Baumpieper oder die Heidelerche.

In den Hängen und auf der Hochfläche lebten nachweislich vier Vogelarten der Roten Liste, Kategorie 1, einer der Kategorie 2 und drei der Kategorie 3 sowie viele weitere Arten, die in der Vorwarnstufe kategorisiert seien.

Die Aktivisten betonen, dass ein vorläufiges Gutachten des Abbaubetreibers lediglich 21 Vogelarten aufzähle, darunter nicht einen einzigen Vogel der Roten Liste. Und weiter: "An der noch vorhandenen Hangkante vom Rückhaltebecken bis zum Steilaufstieg von Hausen am Tann haben sogar die vom Aussterben bedrohten Berglaubsänger, Waldlaubsänger, Hohltaube und Schwarzspecht ihr Brutrevier."

Weiter heißt es in dem Schreiben, dass auch viele Insekten ihren Lebensraum auf dem Berg haben. "Sie und die seltenen Vogelarten sollten einen besonderen Schutz genießen und nicht Opfer einer rücksichtslosen Ausbeutung von Rohstoffen werden", fordern die Unterzeichner.

Sie und die Mitglieder der beiden BIs hoffen nun auf die Unterstützung Kretschmanns. Dass die Aufhebung des Landschaftsschutzgebiets wieder rückgängig gemacht wird, glauben sie zwar nicht. Es bestehe aber die Hoffnung, "dass die Hangkante Richtung Hausen am Tann sowie die Hochfläche in ihrer jetzigen Form erhalten bleiben können und dadurch die bedrohten Pflanzen- und Tierarten vom Aussterben bewahrt werden". Die Aktivisten weisen darauf hin, dass bei Eingriffen in Natura-2000-Gebiete eine Verträglichkeitsprüfung vorzunehmen sei. "Dies ist nach unserem Wissensstand nicht gemacht worden, ist aber mehr als wünschenswert."