Rund 500 Interessierte begrüßt Bürgermeisterin Monique Adrian (vorne) in der Dotternhausener Festhalle bei der Einwohnerversammlung zum Plettenberg. Foto: Visel

Räte fordern Ja zu Maximalgrenzen bei Bürgerentscheid. Landrat: Alle müssen sich an Spielregeln halten.

Dotternhausen - Rund 500 Bürger sind zur Einwohnerversammlung in die Festhalle gekommen, um sich über die geplante Erweiterung des Kalksteinbruchs auf dem Plettenberg zu informieren. Landrat Günther-Martin Pauli forderte dazu auf, gemeinsam den Dorffrieden wieder herzustellen.

Pauli betonte, in einem demokratischen Rechtsstaat müssten sich alle an die Spielregeln halten. Er kritisierte die derzeitige Atmosphäre mit gegenseitigen Beschuldigungen und appellierte an alle, die Gemeinde nicht weiter zu schwächen, sondern vor den anstehenden Verhandlungen mit Holcim zusammenzustehen und verantwortungsbewusst und vernünftig zu agieren.

Bürgermeisterin Monique Adrian machte gleich zu Beginn deutlich, um was es beim Bürgerentscheid am 19. Februar geht. Die Frage sei nicht, ob der Bruch erweitert werde, sondern es gehe darum, in welchen Grenzen dies geschehen soll: "Die vertraglichen Grundlagen und die Gemeinderatsbeschlüsse sind eindeutig." Daher sei auch ein Ja beim Bürgerentscheid wichtig, um in die Verhandlungen mit Holcim einsteigen zu können. Dabei würden die vom Rat festgelegten Maximalgrenzen zugrunde gelegt.

Sie erinnerte an den Pachtvertrag aus dem Jahr 1952, der immer noch gelte. Darin stehe, dass Holcim das Recht auf den Abbau sämtlicher Kalksteinvorkommen eingeräumt wird. Weitere Verträge datieren aus den Jahren 1960, 1977, 1982 und 1986. In Letzterem etwa habe der Gemeinderat Abbaugrenzen zugestimmt, die weiter gezogen seien als diejenigen, die nun beim Bürgerentscheid zur Abstimmung stehen. 1984 etwa habe der Gemeinderat dargelegt, dass das Landschaftsschutzgebiet Großer Heuberg den Kalksteinabbau nicht behindern dürfe.

Bei den Grenzverhandlungen soll laut Adrian auch über das Entnahmeentgelt gesprochen werden, das maßgeblich zu erhöhen sei. Die Summe wollte sie nicht nennen, diese stehe aber im Haushaltsplan.

Alle Dotternhausener Gemeinderäte, außer dem erkrankten Dieter Uttenweiler, erläuterten abwechselnd die Abbau-Chronologie, die vom Rat festgelegten Maximalgrenzen sowie die Grundlagen und Fakten, die bei der Entscheidung des Gremiums berücksichtigt worden sind. Tenor: "Wir alle hängen sehr an unserem Plettenberg und haben unsere Entscheidung sehr sorgfältig abgewogen." Der Erste Landesbeamte Matthias Frankenberg informierte über die Genehmigungsverfahren, die zur Erweiterung des Steinbruchs nötig sind.

Bei der Fragerunde meldeten sich erwartungsgemäß vor allem diejenigen Aktivisten zu Wort, die das Bürgerbegehren angestrebt und im Rahmen des immissionsschutzrechtlichen Verfahrens zur Erhöhung der Ersatzbrennstoffe im Zementwerk Einwendungen erhoben haben.

Holcim wurde vorgeworfen, unmoralisch zu handeln, weil keine Gewerbesteuer bezahlt werde. Auch dass viele Mitarbeiter des Zementwerks in bunten Warnwesten mit der Aufschrift "Ja zum Zementwerk" und "Ja zu den Arbeitsplätzen" erschienen sind und vor der Halle demonstrierten, stieß manchen auf: "Damit wird Vertrauen zerstört." Zudem war der Vorwurf zu hören, der Schweizer Konzern wolle vor allem abzocken und schnell Geld verdienen – ohne auf die Natur und die Gemeinde Rücksicht zu nehmen. Kritik musste sich überdies Werkleiter Dieter Schillo anhören, der Ängste um die Arbeitsplätze schüre und damit Druck auf die Aktivisten und den Gemeinderat ausübe.

Redner forderten beim künftigen Abbau einen größeren Puffer zum Naturschutzgebiet Plettenkeller und beantragten, die geplanten Abbaugrenzen auf dem Berg auszustecken. Auch dass das Bürgerbegehren mit dem jetzigen Bürgerentscheid augenscheinlich ins Gegenteil verkehrt worden sei, wurde bemängelt. Es gab aber auch Stimmen, die für Holcim und das Zementwerk sprachen, das zur Gemeinde gehöre. Ein Ja beim Bürgerentscheid sei wichtig und würde zeigen, dass die Bürger zum Gemeinderat stehen, hieß es.

Viele der vorab eingereichten und vor Ort gestellten Fragen sowie Passagen aus den Pachtverträgen konnten jedoch nicht beantwortet oder veröffentlicht werden, weil diese laut Adrian Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse enthalten. Dies sei vom Anwalt der Gemeinde geprüft worden.

Während der umfassenden, von Theo Rombach moderierten Fragerunde wurden auch längere Statements abgegeben. Anschließend konnten sich Interessierte noch mit Räten und Behördenvertretern in kleiner Runde unterhalten.