Die Einwender haben zum Seilbahn-Projekt viele Fragen und Bedenken. Fotos: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Holcim: Erörterung endet mit Appell für weitere Lärmschutzmaßnahmen / Schillo: Sicherheit steht ganz vorne

Von Bernd Visel

Auch der Erörterungstermin nur Sanierung der Holcim-Seilbahn hat mit dem Appell an die Firma geendet, die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen und weitere Lärmschutzmaßnahmen zu ergreifen. Werksleiter Dieter Schillo sagte Überprüfungen zu und sprach sich für weitere Messungen aus.

Dotternhausen. Wie bei der Erörterung zur Erweiterung des Steinbruchs vor wenigen Tagen hielten Einwender und Vertreter des Vereins NUZ Holcim sowie den Behörden vor, Dinge zu verschweigen und gemeinsam ein abgekartetes Spiel zu betreiben. "Ich glaube hier drinnen kein Wort mehr", sagte Manfred Brugger im Sitzungssaal des Dotternhausener Rathauses. Elisabeth Menholz als Vertreterin von Bürgermeisterin Monique Adrian betonte, dass auch der Gemeinderat bei seiner Stellungnahme weitere Lärmschutzmaßnahmen an der Berg- und an der Talstation gefordert habe.

Den Erörterungstermin im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens leiteten Cornelia Sauter und Alexander Wolny vom Referat 24 des Tübinger Regierungspräsidiums (RP). Sauter gab den Einwendern recht, dass das Genehmigungsverfahren für die neue Seilbahn, mit der auch Personen befördert werden sollen, nicht leicht durchschaubar sei, weil neben ihrer Behörde auch das Regierungspräsidium Freiburg (Bergamt) und das Verkehrsministerium beteiligt seien.

Gerade daran, dass auch Personen befördert werden sollen, entzündete sich die Kritik von Brugger und Wolfgang Wochner, deren Grundstücke unmittelbar an der Seilbahn liegen. "Das lasse ich nicht zu. Die Leute sehen von der Gondel direkt in meinen Garten. Das ist ein Eingriff in meine Privatsphäre", monierte Brugger. Wenn schon Personengondeln nötig seien, dann sollten deren Scheiben geschwärzt werden wie die zahlreichen Passagen in den Holcim-Pachtverträgen.

Jürgen Hess bemängelte, dass der Bau einer Seilbahn vor der Genehmigung der Süderweiterung des Steinbruchs überhaupt keinen Sinn mache. Holcim pokere und wolle die Bahn dann lediglich als weiteres Druckmittel gegenüber den Behörden in Sachen Süderweiterung nutzen. Dieter Schillo konterte: "Betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte spielen da natürlich nicht die wichtigste Rolle. Mir geht es um die Sicherheit der Mitarbeiter und darum, mit der neuen Bahn auch dem Umweltschutz Rechnung zu tragen."

Er gehe allerdings von der Genehmigung für die Süderweiterung aus: "Wir werden das Zementwerk noch lange in Dotternhausen haben." Allerdings trat er Spekulationen gegenüber, dass Holcim plane, die Seilbahn später einmal vom Plettenberg aus weiter zum Ortenberg zu führen, falls bei Deilingen irgendwann einmal Kalkstein abgebaut werden sollte.

Jonas Letsch vom RP stellte den Stand des Verfahrens vor. Nachdem die Behörde am 11. März das Verfahren eingeleitet habe, hätten bis 2. Mai Einwendungen erhoben werden können. Von 41 Personen seien 37 Einwendungen eingegangen, dazu 16 Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange, von denen elf Anregungen und Bedenken enthalten hätten.

Der Erörterungstermin mit Behörden und Naturschutzverbänden hatte am 5. Juni stattgefunden. Aufgrund dessen Ergebnisse entschied das RP, dass keine Umweltverträglichkeitsprüfung nötig sei. Die mit dem Bau der Seilbahn verbundenen Eingriffe in die Natur müssten jedoch kompensiert werden.

Für Wochner ist diese Entscheidung ein weiteres Indiz dafür, "dass einfach über die Köpfe der Bürger hinweg entschieden wird". Daher rühre der Unfrieden im Dorf: "Es wird gefragt, was führt Holcim wieder im Schilde?" Wochner sprach sich für mehr Information und Transparenz in Sachen Zementwerk aus.

Dann wurden die Gutachten in Sachen Natur- und Umweltschutz sowie zu den Schallimmissionen vorgestellt. Die Gutachterin betonte, die Lärm-Grenzwerte mit 55 Dezibel für Wohngebiete wurden um rund sechs Dezibel unterschritten – auch die erlaubten Spitzenwerte seien eingehalten. Brugger gab zu Protokoll: "Damit kann ich leben." Gleichwohl wurde die Forderung nach Schutzmaßnahmen, vor allem an der Bergstation, laut. Anton Scherer regte an, dort einen Lärmschutzwall zu errichten. Schillo sagte, wenn sich herausstelle, dass die Seilbahn optimiert werden könne, würde Holcim dafür offen sein. Aber nicht alle Maßnahmen seien möglich, weil es diese nicht zum Null-Tarif gebe.

Zum Schluss wurden "Grundstücksbetroffenheiten" nichtöffentlich verhandelt.