Der neue Dotternhausener Gemeinderat hat sich konstituiert (von links): Karl Haller, Otto Scherer, Georg von Cotta, Wolfgang Wochner, Simone Menne, Edgar Uttenweiler, Ilse Ringwald, Christian Künstle, Axel Simonis und Elisabeth Menholz. Fotos: Visel Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Liste Bürger für Bürger stellt nach Kampfabstimmungen beide Bürgermeister-Stellvertreter

Ein guter Neubeginn sieht anders aus: Die drei Listen im Dotternhausener Gemeinderat haben sich bei der konstituierenden Sitzung nicht auf die beiden Stellvertreter des Bürgermeisters einigen können. Die Liste Bürger für Bürger (BfB) stellt nun mit Wolfgang Wochner und Georg von Cotta beide Vertreter – nach fünf Wahlgängen und einem Losentscheid.

Dotternhausen. Otto Scherer, das an Lebensjahren älteste Mitglied des neuen Gremiums, leitete für die erkrankte Bürgermeisterin Monique Adrian die Sitzung. Weil nicht abzusehen sei, wie lange Adrian fehle, habe die Sitzung auch nicht verschoben werden können, da auch wichtige Vergaben anstünden.

Scherer appellierte an die Räte, zum Wohle Dotternhausens an einem Strang zu ziehen: "Dafür haben uns die Wähler das Mandat erteilt."

Sein Flehen wurden nicht erhört. Die beiden Listen "Verantwortung, Fortschritt und Lebensqualität" (VFL) und "Unabhängige, bürgernahe Wählervereinigung" (UBW), die zusammen über fünf Sitze im Rat verfügen, schlugen Elisabeth Menholz als erste Stellvertreterin des Bürgermeisters vor, die Liste BfB, ebenfalls mit fünf Sitzen vertreten, schlugen den ehemaligen Gemeinderat Karl Haller vor.

BfB-Rat Wolfgang Wochner führte dazu aus, dass man bestrebt sei, den Dorffrieden wieder herzustellen. Das Gremium solle demokratisch und kreativ die Gemeinde voranbringen. Persönliche Dinge sollten zurückgestellt werden, "wenn man Diener der Gemeinde" sein wolle. Man wolle einen Neuanfang und Visionen für Dotternhausen entwickeln. "Was unter dem alten Gremium geschehen war, soll abgehakt werden." So sei seine Liste auf die anderen zugegangen. Das Ergebnis sei aber nicht befriedigend gewesen. Der Vorschlag von Karl Haller spiegele den Wählerwillen wider: Die BFB stellten die meisten Räte, Haller habe die meisten Stimmen erhalten.

Ilse Ringwald (VFL) betonte, man wolle diesen Vorwurf nicht auf sich sitzen lassen. Die BfB seien zwei Tage vor der Sitzung vorstellig geworden: "Da waren wir schon gerichtet." Man wolle gerne Sachpolitik betreiben, mit dem "persönlichen Vertrauen" aber sei es nach den Geschehnissen der vergangenen Jahre so eine Sache: "Es wird schwierig, dieses wieder herzustellen. Und wenn, dann nur in ganz kleinen Schritten." Sie warf Haller vor, vor zweieinhalb Jahren das Gremium in einer schwierigen Zeit verlassen zu haben und Verwirrung gestiftet zu haben: "Er hat unser Vertrauen missbraucht."

Während Georg von Cotta (BfB) für Haller plädierte und fragte, "weshalb sind die anderen Listen nicht auf uns zugekommen?", sagte Elisabeth Menholz (VFL): "Es ist doch eine demokratische Sache, wenn zwei Kandidaten antreten. Das hat nichts mit dem Dorffrieden oder Krieg zu tun. Am Ende wird das Los entscheiden."

Edgar Uttenweiler (BfB) fand es hingegen schade, dass "der Ball, den wir gespielt haben, nicht zurückgekommen" sei: "Die Fronten sind verhärtet", konstatierte er: "Das heute wird nicht der Beginn einer Liebesbeziehung sein."

Karl Haller verteidigte seinen damaligen Rückzug mit den Worten: "Die Ratsarbeit ist über meine Kräfte gegangen." Nun wolle er sich mit neuen Kräften wieder für die Gemeinde einsetzen.

Im ersten Wahlgang erhielten Menholz und Haller je fünf Stimmen. Haller zog daraufhin seine Kandidatur "zum Wohle der Gemeinde" zurück. Für ihn sprang Georg von Cotta ein. Nach einem weiteren Patt-Ergebnis zog auch er zurück. Als dritter Kandidat stieg Wolfgang Wochner für die BfB in den Ring: Er erhielt sechs Stimmen – mithin eine aus den Reihen der beiden anderen Listen –, Menholz vier.

Sollte dies als ein Signal für die Wahl des zweiten Stellvertreters gedacht gewesen sein, wurde es von der Liste BfB nicht wahrgenommen: Für das Amt des zweiten Stellvertreters kandidierten Axel Simonis (UBW) und Georg von Cotta: Beide Wahlgänge endeten unentschieden mit fünf zu fünf Stimmen; keiner der Kandidaten zog seine Bewerbung zurück.

Daraufhin wurde per Losentscheid entschieden. Simone Menne (UBW) spielte die Glücksfee und zog den Zettel mit dem Namen von Cotta aus der Wahlurne.

Bedauerlich: Der neue Dotternhausener Gemeinderat hat es bei seiner konstituierenden Sitzung verpasst, ein Zeichen zu setzen und den Bürgern deutlich zu machen, künftig konstruktiv zum Wohle der Gemeinde arbeiten zu wollen. Der Streit um die Besetzung der Posten der stellvertretenden Bürgermeister lässt für die Zukunft nichts Gutes erwarten. Denn niemand weiß, wie es mit der erkrankten Bürgermeisterin Monique Adrian weitergehen wird. Klar ist zudem, dass auch das Zementwerk ein Thema bleiben wird, das seit Jahren das Dorf spaltet. Den drei Listen wäre es – auch angesichts der Patt-Situation im Gremium – gut zu Gesicht gestanden, klarzumachen, dass man über alle Gegensätze hinweg gewillt ist, an einem Strang zu ziehen. Dies mit dem Ziel, den Dorffrieden wieder einigermaßen herzustellen. Diese große Chance wurde leider gründlich vermasselt.