Orgelbaumeister Jens Steinhoff erklärt an einer hölzernen Pfeife die Vielfalt der vorhandenen Schäden. Foto: Rolf Reißmann

Die lange Zeit vorbereitete Sanierung der Merklin-Orgel in der Dossenbacher Pelagiuskirche ist in vollem Gang.

Ausgebaut war sie schnell, im März zerlegte Orgelbauer Jens Steinhoff das historisch wertvolle Instrument gemeinsam mit seinen Mitarbeitern innerhalb weniger Tage.

 

Lange war diese dringend notwendige Instandsetzung vorbereitet worden. Einerseits weil zunächst die Finanzierung abgesichert werden musste, andererseits weil der beauftragte Orgelbaumeister die erforderlichen organisatorischen Vorbereitungen treffen musste.

Inzwischen ist die Generalüberholung der einzelnen Orgelbauteile in vollem Gange. Sie sei, wie Steinhoff beim Zerlegen feststellte, handwerklich sehr perfekt gebaut. Dennoch sind die damaligen Einsparungen zur Kostensenkung unübersehbar: So wurde für große tragende Elemente überwiegend preiswertes Fichtenholz verwendet. Funktionsteile, die höhere Beanspruchungen aushalten müssen, wurden aus Buche, Eiche oder Birke gefertigt, je nach Verwendung. In diesen ist so gut wie kein Insektenbefall. Leichte Zierelemente, die kaum belastet werden, sind aus Lindenholz geformt.

Schwere Schädigungvor 50 Jahren

Seit der Fertigstellung der Orgel im Jahr 1863 wurde sie vielmals kontrolliert, entstaubt, in Kleinigkeiten repariert. Zu einer wirklich schweren Schädigung kam es vor rund 50 Jahren. Damals war die Pelagiuskirche renoviert worden, ans Abdecken der Orgel dachte niemand. Als sie erheblich mit Farbe bekleckert war, wurde das hölzerne Gehäuse ebenso brutal mit Wasser gereinigt. Um dann das Instrument schnell zu trocknen, heizte der damalige Küster aus vollen Rohren.

Das bekam dem Holz nun gar nicht. Durch diese Überhitzung mit dem schnellen Austritt der Feuchtigkeit riss an vielen Stellen das Holz. Diese Schäden in Fronten und tragenden Teilen sind jetzt zu beseitigen, dazu kommt die Überarbeitung aller Sichtflächen. So sind auch die einst goldfarbenen Ornamente neu zu färben, Risse darin zu beseitigen und neue Befestigungen anzubringen.

Neue Goldfarbe für die Ornamente

Diese Überarbeitung übernimmt eine Geschäftspartnerin des Orgelbauers, eine ausgebildete Schnitzerin. Sie wird die Ornamente reinigen, stabilisieren, ergänzen und mit neuer Goldfarbe versehen.

Neben dem Gehäuse und den tragenden Teilen ist die Sanierung der Orgelpfeifen die zweite wichtige Aufgabe. Von den rund 650 Pfeifen bestehen etwa 400 aus Metall, 200 aus Holz. Nach Masse und Volumen überwiegen aber die Holzpfeifen. Diese wurden mit Druckluft ausgeblasen, wobei auch alle Holzwürmer und das von ihnen hinterlassene Holzmehl herausfielen. Die Metallpfeifen sind vielfach eingedrückt, korrodiert oder auch eingerissen. All diese Schäden wird Steinhoff mit Spezialwerkzeugen beseitigen oder verlöten.

Es kommt zuVerzögerungen

Mit erheblichem Aufwand sind dann noch die mechanischen Teile zur Steuerung des Winds durch das Instrument aufzuarbeiten. Hölzer reparieren, Drähte erneuern und Ersatz etlicher im Laufe der Jahre eingesetzter Windschläuche gehören dazu, um diese zum Teil sehr filigranen Teile wieder voll funktionstüchtig aufzuarbeiten.

Ursprünglich war angedacht, dass die Orgel zum Ende dieses Jahres wieder aufgestellt werden kann. Doch unvorhergesehen trat nun eine Verzögerung ein, denn vom neuen Eigentümer des Gebäudekomplexes, in dem sich die Orgelwerkstatt befindet, wurde das Mietverhältnis gekündigt. So muss die Firma in den kommenden Monaten zunächst den Umzug nach Lörrach bewältigen, was die Arbeiten an der Dossenbacher Orgel unterbricht.

Größter Teil der Finanzierung ist gesichert

Erfreulicherweise ist der größte Teil der Finanzierung gesichert. Denn, da die Gemeinde Eigentümerin ist, muss sie diese auch gewährleisten. Dies geht zurück auf die napoleonischen Regelungen im Rahmen der Säkularisierung Anfang des 19. Jahrhunderts. Die galten auch noch, als nach dem Dossenbacher Dorfbrand 1851 eine neue Kirche errichtet wurde. Danach gehörten Orgel, Taufstein und Glocke zunächst dem Dorf Dossenbach und seit 1975 nun der Gemeinde Schwörstadt.

Das Dossenbacher Instrument ist das einzige vollständig erhaltene des Freiburger Orgelbauers Fridolin Merklin. Daher, und auch, weil sie mit dem sehr selten verwendeten Register „Wiener Flöte“ ausgestattet ist, wurde sie als Kulturgut von nationaler Bedeutung eingestuft.