Die Teilnehmer des Spiels Narren gegen Stadtverwaltung lieferten sich ein spannendes Duell. Fotos: Stadler Foto: Schwarzwälder Bote

Rathaussturm: Narren übernehmen in Dornstetten die Macht – und verlieren Wissensquiz gegen die Stadt

Wo war der große symbolische Rathausschlüssel, der traditionell beim Sturm der Narrenschar am "Schmotzigen" das heiß umkämpfte Objekt der Begierde ausmacht? Diesmal eroberten Schnoga-klopfer und Drillerhansele den persönlichen Schlüsselbund des Rathauschefs.

Dornstetten. Unter Fasnetsklängen stürmte die illustre Schar samt Narrensamen das Rathaus und überrumpelte die Belegschaft der Stadtverwaltung samt ihrem Chef, gewandet in sein zweiteiliges Häs, halb Schnogaklopfer, halb Drillerhansele. Die Mitarbeiter mussten sich gemeinsam mit dem Bürgermeister an ein Seil binden und aus dem Rathaus führen lassen.

Doch irgendwas war anders als sonst: Der große symbolische Rathausschlüssel ließ sich nicht auffinden, und so drehte sich das Gerangel um den kleinen, aber persönlichen Schlüsselbund von Bernhard Haas, der sich nach Kräften wehrte. Diesen konnten die Narren letztlich erobern – ein Signal für die Entmachtung des Rathauschefs für die folgenden närrischen Tage.

Im Anschluss an die Eroberung des Schlüssels zur Dornstetter Machtzentrale startete im Bürgersaal das alljährlich umkämpfte närrische Spiel. Zehn Vertreter aus dem Rathaus traten gegen gleich viele Mitglieder der Narrenzunft und der Narrengruppe an, um bei "1, 2 oder 3" ihr Wissen zu beweisen und möglichst viele Punkte zu sammeln. Den Verlierer erwartete als Wetteinsatz die Ausrichtung eines kleinen Hausballs im Anschluss an den Rathaussturm im kommenden Jahr. Bevor die ersten Fragen gestellt wurden, gab’s noch ein Schnäpschen für alle.

Im Job kann Haas keiner das Wasser reichen

Roman Günther, Kapellmeister der Schnogaklopfer, blickte in seiner Ansprache auf die Zeit vor acht Jahren zurück, als die Dornstetter Bürger einen Meister gesucht hatten und Bernhard Haas aus vier Kandidaten als Sieger hervorging. Bei der jetzt bevorstehenden Bürgermeisterwahl traue sich niemand, gegen Haas anzutreten, da ihm keiner das Wasser reichen könne, folgerte Günther. Er gratulierte dem Amtsinhaber, der trotz Schwimmdefizits das Seepferdchen erfolgreich absolvierte, weshalb man nun öfter gemeinsam baden sollte, so die humorigen Kommentare Günthers.

Beim Spiel "1, 2 oder 3" gab es, wie bei der gleichnamigen Fernsehsendung für Kinder, jeweils drei Antwortmöglichkeiten und für jede richtige Antwort einen Punkt. Und davon wollten beide Gruppen möglichst viele holen, um zu gewinnen. Die Teams mussten sich mit der Frage nach der Zahl der Brunnen in der Hauptstraße ebenso auseinandersetzen wie mit der, wie viele Bürgermeister (einschließlich Bernhard Haas) seit 1820 Dornstetten regierten. Es waren 15 Bürgermeister, und Brunnen gibt es an der Hauptstraße elf. Interessant war auch die Frage nach der Zahl der Glockenschläge vom Kirchturm um 16 Uhr. Es sind exakt zwölf – und das kann durch Nachzählen überprüft werden.

Zu den elf gestellten Fragen hatten sich auch mehrere Videobotschaften gesellt. Dabei kamen als Fragesteller die Ortsvorsteher von Hallwangen, Christoph Mannheimer, und Aach, Frank Erhard, Pfarrer Timo Stahl, Landrat Klaus Michael Rückert und der Freudenstädter Oberbürgermeister Julian Osswald zu Wort. Das närrische Organisationsteam hatte keine Mühen gescheut und die Fragen und das Videomaterial akribisch vorbereitet.

Spannend blieb es bis zuletzt. Pro Frage konnten bis zu zehn Punkte je Team gesammelt werden. Roman Günther gab schließlich das Ergebnis bekannt: Die Stadt siegte mit 48 Punkten. Der Verlierer, also die Narren mit 46 Punkten, können sich nun schon einmal Gedanken über den kleinen Hausball im kommenden Jahr machen.