Dietlinde Ellsässer löste Lachsalven beim Publikum aus. Foto: Frey Foto: Schwarzwälder Bote

Kultur im Museum: Dietlinde Ellsässer erntet Lachsalven bei ihrem Auftritt in der Zehntscheuer

Die Urschwäbin Dietlinde Ellsässer war im Rahmen der Veranstaltungsreihe "Kultur im Museum" in der Zehntscheuer in Dornstetten zu Gast. Vor ausverkauftem Haus präsentierte sie ihr Programm "Ledig in Schwaben" und begeisterte damit ihr Publikum.

Dornstetten. Nach ihrem Auftritt im vergangenen Jahr bei den Dornstetter Buchwochen – zusammen mit Pfarrer Manfred Mergel – war Dietlinde Ellsässer diesmal solo unterwegs. Auch viele Paare wollten etwas über das Dasein als Lediger in Schwaben wissen. So erfuhren sie zum Beispiel, dass man ledig von Geburt an ist – also ohne "ebber". Das ist sozusagen der Urzustand des Menschen.

Ganz besondere Beziehung zum Publikum

Dietlinde Ellsässer warnte ihr Publikum: Gibt man den Zustand des Ledigseins einmal auf, dann bekommt man ihn nie wieder. Danach kann man nur noch geschieden, getrennt oder verwitwet sein. In ihrer Jugend hat die Künstlerin bereits gelernt, dass viele nur jemand haben wollen, um jemand zu sein. Oder auf Schwäbisch: Dass dich einer will, macht "Ebbes" aus dir. Um auch "ebber" zu finden, bewegte sie sich als spätpubertierende Jugendliche nach Art eines Huhns durch das 700 Seelen-Dorf, in dem sie aufwuchs. Ihr Motto war: "Schärre und gucke." Dabei war es ja nicht so, dass es nichts zum Gucken gab. Besonders die "Karusseller" – die muskelbepackten, tätowierten Männer, die die Fahrgeschäfte bei Jahrmärkten betrieben – haben bei der jungen Dietlinde bleibende Eindrücke hinterlassen. Die schweren Jungs waren allerdings auch sehr schnell wieder weg. Und Dietlinde suchte weiter. Fündig wurde sie im Fernsehen. Nacheinander waren Winnetou, Old Shatterhand und Tarzan ihre Kandidaten auf dem Prüfstand. Die beiden aus dem Wilden Westen scheiterten zum guten Schluss daran, dass jeder nur ein "Häs" besaß. Das war eindeutig zu viel Aufwand beim Waschen. Und auch Tarzan war ein Problemfall. Da er nicht sprach, sondern sich nur durch Schreien artikulierte, war er für Nachbarn eindeutig eine zu große Zumutung.

Der Aufforderung ans männliche Publikum, einmal den Urschrei von Tarzan zu wagen, um es einmal im Leben rauszulassen, kam niemand freiwillig nach. Also musste sie selbst ran. Ihr Urschrei löste wahre Lachsalven bei den Besuchern aus.

Dietlinde Ellsässer und ihr Publikum – das ist eine ganz besondere Beziehung. Wer sie kennt, weiß, dass es sich in der ersten Reihe besonders gefährlich sitzt. An diesem Abend traf es Hermann, einen überzeugten Dornstetter, obwohl er in Fischingen zur Welt kam. Immer wieder bezog die Kabarettistin den ledigen Hermann in ihr Programm mit ein. Und Hermann spielte mit wie ein Profi. Genauso wie drei weitere Kandidaten aus den Reihen der Zuschauer beim Spiel "Herzblatt". Aus diesen wählte sie – nach intensiver Fragerunde – schließlich ihren Traumprinzen aus.

Dass auch eine überzeugte "Oizächte", eine Ledige, romantische Träume haben kann, bewies sie dem Publikum mit ihrer Geschichte über eine Begegnung mit einem kernigen Schweizer. Er nahm sie mit in sein "Chaletle", um dort ihre wundgelaufenen Füße nach einer anstrengenden Wanderung zu behandeln. Und zwar nicht im Bad mit Blasenpflaster, sondern vor dem offenen Kamin, ruhend auf einem Tierfell, mit einer zärtlichen Fußmassage. Allerdings endete der Traum hier.

Mit dem Lied "Weit, weit weg von hier" bewies Dietlinde Ellsässer auch ihre musikalischen Qualitäten. Und auch mit guten Ratschlägen geizte sie nicht. An die Männer gerichtet, empfahl sie den Verzicht auf Kurzarmhemden. Um ein Vielfaches erotischer seien aufgerollte Ärmel eines Langarmhemdes, das einen muskulösen Herrenarm doch gleich in ganz anderem Licht erscheinen lässt. Den Damen dagegen riet sie, öfter einmal im Cocktailkleid die örtliche Metzgerei aufzusuchen, um dort für Staunen zu sorgen und die eigene Laune zu verbessern.

Durchaus ernst gemeint war dagegen ihr Rat für Paare: Wenn im Laufe der Jahre oder im Alltag die Gefühle verloren gehen, dann sollen die Paare zurück zu ihren Anfängen gehen, sich dort begegnen, wo sie sich das erste Mal getroffen haben, sich miteinander auf eine Bank setzen und sich erinnern, wie schön es früher war.

Im Cocktailkleid kam sie selbst zum Hauptpunkt des Abends, der Zusammenfassung der vielen Vorteile, die das "ledige Da-Sein" so mit sich bringt. Vorgetragen in fast reinem Hochdeutsch, damit auch die Zuschauer, die des Schwäbischen nicht ganz so mächtig sind, von diesem Abend profitieren können. Unter anderem sind es diese Vorteile, über die besonders die Damen einmal nachdenken sollten. Ledige können allein überall hingehen, es ist allein alles viel schneller erledigt, Ledige können für sich sein und für sich denken, können sich selbst treu bleiben und ihren eigenen wunderschönen Namen behalten. Und sogar ein Doppelbett könnten sie sich allein kaufen. Damit endete ein humorvoller Abend mit durchaus philosophischen Einsichten in das Leben als Ledige in Schwaben. Mit viel Beifall dankte das Publikum Dietlinde Ellsässer für diese bezaubernde Vorstellung.