Na so was: Schon vor dem "Schmotzigen" stürmen die Narren die Amtsstuben. Aus Dornstetten angereist, wollen sie im Stuttgarter Verkehrsministerium Winfried Hermann (hinten, Vierter von links) dingfest machen. Am 24. Februar gibt’s dann den "Gegenbesuch". Foto: Lück

Winfried Hermann muss sich am 24. Februar vor Drillerhansele für Untaten verantworten.

Stuttgart/Dornstetten - Kann sich Verkehrsminister Winfried Hermann aus der Halsfessel befreien, die ihm das Narrengericht der Dornstetter Drillerhansele am 24. Februar anlegen wird? Beim Vorbereitungstreff im Ministerium zeigte sich der Delinquent jedenfalls schon in närrischer Hochform.

Das brandneue, noble Dorotheenquartier am Karlsplatz in Stuttgart. Teure Autos auf den Parkplätzen, Rolex-Träger shoppen mit Madame bei Louis Vuitton, tragen Tüten von Zadig&Voltaire. Plötzlich drehen sich alle um: Drillerhansele, Schurkenfänger und Fuxlochweible klopfen im Luxus-Viertel an!

Haus Nummer 8. Eine unauffällige, graue Tür zwischen Nobel-Boutiquen. Türschild: Verkehrsministerium Baden-Württemberg. Der Pförtner schaut streng, doch dann werden die Hästräger per Fahrstuhl in die sechste Etage begleitet.

Verkehrsminister Winfried Hermann – der Delinquent 2019 – wartet vor der Modelleisenbahn. Zeigt gleich ein Foto von sich vom Stockacher Narrengericht: "In Konstanz war ich auch schon angeklagt. Jetzt bin ich gespannt, wie es in Dornstetten abgeht. Hoffentlich lustig." Narrengerichtsschreiber Andreas Ammer: "Bestimmt."

Von wegen Horber Oberamt: Schon geht's Richtung Fettnäpfchen

Der Verkehrsminister – geboren in Rottenburg: "Vor dem Konstanzer Gericht haben sie sich große Mühe gegeben, frech zu sein – auf einem hohen sprachlichen Niveau. Und ich durfte nur in Reimen sprechen." Ammer: "Reimen brauchen Sie bei uns nicht. Sie dürfen kokett und frech auftreten, spontan sein."

Der Verkehrsminister will dann wissen, wie die Fasnet nach Dornstetten gekommen ist. Ob es zum Horber Oberamt gehört hat. Ammer: "Ooh. Ein Fettnäpfchen. Das dürfen Sie auf keinen Fall sagen. Wir in Dornstetten waren immer Württemberg." Hermann: "Rottenburg gehörte hunderte Jahre zu Oberösterreich – woher soll ich das wissen? Württemberger machen Fasnet. Hoffentlich ist es bei euch nicht so ernst und streng. Der Evangele geht zum Lachen ja sonst eher in den Keller!" Fuxlochweible Andrea Stahl: "Bei uns in Dornstetten nicht. Da gehen die Evangelen ins Häs und feiern und lachen. Wir haben uns durchgesetzt!"

Ist ja schon mal ein launiger Start. Der Delinquent schmunzelt permanent, geht auf den frotzelnden Narren-Ton ein. Zunftmeister Bernd Haisch zeigt ihm das Video vom letzten Dornstetter Narrengericht auf dem Tablet.

Dann ist Narrengerichtsschreiber Andreas Ammer dran. Er verliest die Anklage. Unter anderem heißt es darin, dass der neue Haltepunkt so unmöglich liege, dass man einen der zugigsten Bahnsteige des Ländles hat. Und dass 1914 zwar eine Straßenbahn zwischen Dornstetten und Hallwangen auf Schmalspur angefangen, aber bis heute nicht fertiggestellt wurde. Hermann: "Sie sind ja schon voll in Fahrt. Das Letztere nennt man Amtsverschleppung."

Der Minister wendet sich an seine Mitarbeiter: "Dann gehen wir mal ins Archiv und lassen uns die Anträge der letzten 500 Jahre kommen." Und Hermann fragt Ammer: "Wo arbeiten Sie eigentlich beruflich?" Ammer: "Bei der Stadt Freudenstadt." Hermanns Augen blitzen schalkhaft: "Ein Verräter!" Ammer verteidigt sich: "Mein Geld geb ich aber in Dornstetten aus!"

Hoch hinaus in Dornstetten – mit dem Stuttgart 21-Abraum

Dann kommt das Gespräch auf Stuttgart 21. Ammer berichtet, dass unheimlich viel Abraum in der Region gelandet ist. Hermann: "Sie könnten ja den Monte Schüttelino aus Stuttgart 21-Abraum in Dornstetten machen – dann hätten Sie definitiv die höchste Bahnhaltestelle Deutschlands! Und können dann sogar auf Freudenstadt runter schauen!"

Nach gut einer Stunde ist das erste Beschnuppern zwischen dem Dornstetter Narrengerichts und seinem Delinquenten vorbei. Fazit: Hermann ist schon jetzt gut drauf. Schlagfertig. Lustig. Mal sehen, ob der Verkehrsminister beim Narrengericht in Dornstetten überhaupt seinen Advokaten Helmut Michels braucht.