Andreas Stoch (Mitte) umrahmt von den Dornstetter Drillerhansele, die ihn mit ihrer Anklage konfrontierten. Foto: Stadler

Drillerhansele konfrontieren den Fraktionsvorsitzenden der SPD mit Vorwürfen. In Halsfessel durch die Stadt.

Dornstetten/Freudenstadt-Christophstal - Andreas Stoch, Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion, ist der nächste Delinquent beim Dornstetter Narrengericht. Bereits Wochen vor dem "Schmotzigen" wurde der Landtagsabgeordnete in einer Pressekonferenz im Blauen Haus in Christophstal mit der Anklage der Drillerhansele konfrontiert.

Der 50-jährige Stoch nahm es gelassen und wird sich den Vorwürfen am Sonntag, 16. Februar, beim Narrengericht stellen. Der Landtagsabgeordnete und SPD-Landesvorsitzende Andreas Stoch war einen Nachmittag lang Gast des SPD-Kreisverbands Freudenstadt. Für die Dornstetter Drillerhansele war es naheliegend, diesen Besuch in Christophstal zu nutzen, um Stoch mit der Anklage vor dem Narrengericht zu konfrontieren.

Im Beisein von Advokat Helmut Michels, Vogt Jürgen Mast, den beiden zweiten Vorsitzenden Bernd Haisch und Benjamin Stahl sowie den Figuren Schurkenfänger, Drillerhansele und Fuxlochweible nahm Narrengerichtsschreiber Andreas Ammer den Politiker nach dem Motto "Schurken vors Gericht" ins Gebet.

Junge Union oder doch Jusos?

Ammer kreidete dem in Heidenheim lebenden 50-jährigen verheirateten Familienvater von vier Kindern an, dass er in seiner Zeit als Kultusminister vieles durcheinandergebracht habe, was sich auch auf das Niveau der Schulen ausgewirkt haben soll. Außerdem wollte Ammer wissen, wieso er als Rechtsanwalt der Ur-Ur-Arbeiterpartei SPD angehöre. Stoch hat sich bereits als 15-Jähriger für Politik interessiert und soll laut Ammer Mitglied der Jungen Union gewesen sein, was der Politiker heftig bestritt. Es handelte es sich um einen Lesefehler Ammers, der zugunsten der Jusos durch den Narrengerichtsschreiber korrigiert wurde und Stoch amüsierte.

Bei der Pressekonferenz beleuchtete Stoch seinen Werdegang. Nach zehnjähriger Tätigkeit als Rechtsanwalt habe er diese Aufgaben ruhen lassen, um sich, wie er sagte, dem Hobby Politik zu widmen. "Bei mir ging es schnell voran in der Politik, und es ist schon merkwürdig, wenn man sich plötzlich selbst im Fernsehen reden sieht", sagte er.

Dem Delinquenten beim Narrengericht auf dem historischen Marktplatz in Dornstetten wird mit Helmut Michels ein "Advokat" zur Seite gestellt, der sich bisher nicht durch wirklich erfolgreiche Verteidigung seiner Delinquenten ausgezeichnet hat.

In Halsfessel durch die Stadt

Doch das ließ Stoch unbeeindruckt. Er wird sich auf jeden Fall der Anklage in Dornstetten stellen und sich die Halsfessel umlegen und durch die Stadt führen lassen. Außerdem urteilt mit Jürgen Mast als Vogt ein sogenannter "weiser" Richter, so Ammer grinsend, mit Anspielung auf dessen erbleichte Haartracht.

Gesprochen wurde auch über politische Themen wie das Recht auf Bildung und Weiterbildung oder die Schule für Erwachsene, die sich Stoch gut vorstellen kann. Thematisiert wurden zudem die hohen Grundstückspreise und die steigenden Wohnungsmieten sowie die Forderung der Partei Stochs nach kostenfreien Kita-Plätzen.

Befragt nach persönlichen Berührungspunkten mit der Fasnet, erzählte Stoch, dass es im Kreis Heidenheim, seiner Heimat, nur eine Faschingshochburg gibt. Er sei schon als Kind treuer Gast beim Kinderfasching in benachbarten Orten gewesen, und das habe sich auch in seiner Teenagerzeit fortgesetzt. Mit seinen Eltern habe er immer wieder Fasnetsumzüge besucht.

Wenn die Stimme ganz leise wird

Diese Tradition setze er auch mit seinen vier Kindern fort. Stoch, der keinen Alkohol trinkt, wurde auch nach seinen Schwächen befragt. Er sei ungeduldig und habe einen Hang zur Pedanterie, wovon auch manchmal die Familie was abbekomme. "Bedenklich wird es immer, wenn meine Stimme ganz leise wird", sagte Stoch.

Eventuell wird Stoch vor dem Narrengericht ein mittelalterliches Häs tragen, um sein Urteil in Empfang zu nehmen. Vielleicht schafft es der redegewandte studierte Jurist auch, unabhängig von seinem "Advokaten", sich aus eigenen Kräften erfolgreich zu verteidigen.

Das 24. Dornstetter Narrengericht am Sonntag, 16. Februar, startet um 10.30 Uhr mit dem närrischen Frühschoppen in der Stadthalle. Für 11 Uhr ist der Zunftmeisterempfang terminiert. Ab 13 Uhr zieht der Umzug durch die Stadt. Um 15 Uhr wird es ernst für Stoch. Dann tagt das Narrengericht auf dem historischen Marktplatz. Um 16 Uhr folgen Laudatio und Ritterschlag in der Stadthalle.