Die Mitglieder der Böffinger Bauernkapelle sehnen sich nach Normalität.Foto: Verein Foto: Schwarzwälder Bote

Pandemie: Musikvereine im Raum Dornstetten plagen in Zeiten von Corona auch finanzielle Sorgen

Von Waltraud Günther

Vier mitgliederstarke, gut aufgestellte Musikvereine sorgen im Raum Dornstetten regelmäßig für musikalische Unterhaltung – in regulären Zeiten.

Dornstetten. Wie sich derzeit das Vereinsleben bei der Böffinger Bauernkapelle, beim Fanfarenzug Aach, beim Harmonika-Orchester Glatten und bei dem größten Orchester, der Stadtkapelle Dornstetten, gestaltet, zeigt sich in Gesprächen mit den Vorsitzenden Christa Nübel, Uwe Grötzinger, Cornelia Bronner, Alexander Lutz sowie mit dem Präsidenten des Blasmusikkreisverbands, Hans Dreher.

Was die aktuelle Lage der Musikvereine anbelangt geht Dreher davon aus, dass es derzeit "noch schlechter als im ersten Lockdown vor knapp einem Jahr geht, weil uns Corona den Vereinszweck und das Vereinsleben entzogen hat". Zwar habe, so Dreher, die bereitgestellte staatliche finanzielle Unterstützung das Dilemma nicht beseitigt, immerhin aber die Talfahrt etwas gebremst.

Hauptversammlung unter freiem Himmel

Dass die Pandemie den Musikvereinen einiges abverlangt, aber auch viele kreative Lösungen hervorbringt, macht Christa Nübel deutlich. Da verlegte die Bauernkapelle Böffingen ihre Hauptversammlung kurzerhand ins Freie, da wurden umfangreiche Hygienekonzepte erstellt. Einigermaßen zufrieden blicken die Böffinger auf die Zeit zwischen den beiden Lockdowns zurück: "Wir haben wieder angefangen zu proben, was sehr schön war. Zuerst auch im Freien und dann im Proberaum, mit festen Sitzplätzen, ständigem Lüften und Anwesenheitsdokumentation." Bei den gut besuchten Proben sei zudem zu spüren gewesen, wie sehr sich alle nach Normalität und Kameradschaft gesehnt hatten. Ein Erfolg war auch das Kirbewochenende, das allerdings den Vorschriften geschuldet nicht als gemütliche Hocketse, sondern mit Flammkuchen zum Abholen begangen wurde.

Auf weniger als drei Musikproben im ganzen Jahr 2020 kann demgegenüber Uwe Grötzinger mit seinem Fanfarenzug Aach zurückblicken. Abgesehen von einzelnen Auftritten an Fasnet musste alles abgesagt werden, mit negativen Auswirkungen auf die Vereinsgemeinschaft, so Grötzinger. "Die Kameradschaft ist gleich null. Wir sehen uns nicht mehr, weil viele Mitglieder aus anderen Gemeinden kommen", sagt er.

Dass zudem mit dem abgesagten Dornstetter Stadtfest auch die Haupteinnahmequelle der Vereinskasse weggebrochen ist und sich die lange Spielpause äußerst negativ auf den Ansatz der Blasmusiker auswirkte, schmerzt die 15 Fanfarenzugspieler gleichfalls.

Optimistischer Blick in die Zukunft

Optimistisch in die Zukunft blickt man beim Harmonika-Orchester Glatten, deshalb hat man sich auch über einen – möglichst zügigen – Probenbeginn nach Ende der Kontaktbeschränkungen bereits viele Gedanken gemacht. So soll nach der langen Kontaktpause beim ersten Treffen zunächst einmal die Kommunikation und der Austausch im Vordergrund stehen, sagt die Vorsitzende Cornelia Bronner.

Obwohl die Mitglieder permanent über soziale Medien miteinander vernetzt seien, geht Bronner davon aus, dass es bei der ersten Probe vieles zu erzählen gibt. Zwar konnte das Hauptorchester im Sommer einige Mal im neuen Probenlokal im Foyer der Glatttalhalle üben, die "Oldies" hätten gar mehrere Freiluftproben abgehalten, aber seither stehe der Übungsbetrieb der Orchester weitgehend still.

Allerdings erteilt Dirigent Mario Nortmann über das Internet Einzelunterricht. Laut Bronner geht Nortmann optimistisch davon aus, dass viele auch zuhause üben und spielen. Was die Einnahmen anbelangt, gibt sich die Vorsitzende pragmatisch: "Einnahmen fehlen schon sehr, aber wir haben auch keine Ausgaben."

Fehlende Einnahmen durch Bewirtungen und Konzerte bei permanenten Ausgaben für das Vereinsheim beklagt Alexander Lutz von der Stadtkapelle Dornstetten. Das Gehalt des Dirigenten ist zunächst noch durch das staatliche Kurzarbeitergeld gedeckt. Zwar konnte auch bei der "Stakado" im vergangenen Sommer wieder einige Zeit geprobt werden, aber kurz vor dem Jahreskonzert am 7. November musste alles eingestellt werden. "Wir haben seither den Probenbetrieb komplett eingestellt und harren der Dinge, die da kommen", beschreibt Lutz die Lage. Dies sei "schwierig für die Kameradschaft". Und schwierig sei auch, dass der Ansatz verloren gehe.

Nicht alle teilen die Zuversicht

Anders als Nortmann geht Lutz nicht davon aus, dass zuhause viel geübt wird. "Wir sind es einfach nicht gewohnt, alleine zu spielen. Wir spielen zusammen im Orchester", begründet er seine Einschätzung. Eine Einschätzung aber teilen alle befragten Vereinsvorsitzenden: "Wir sitzen erwartungsvoll in den Startlöchern."