Zeichen der Würde und der Versöhnung: Eine Gedenk-Stele mit den Namen der 13 umgekommenen Säuglinge wird künftig auf dem alten Aacher Friedhof stehen. Foto: Fotomontage: René Dantes

Mahmal auf Aacher Friedhof hält Erinnerung an umgekommene Babys wach. Lange kontrovers diskutiert.

Dornstetten-Aach - Ein schwieriges und sensibles Thema kommt in Aach zu einem würdigen Abschluss. Zur Erinnerung an die 13 im sogenannten "Polenkinderheim" umgekommenen Säuglinge wird auf dem alten Aacher Friedhof eine Gedenkstele aufgestellt.

Das Mahnmal wird in unmittelbarer Nähe der ursprünglichen Kindergräber aufgestellt. Beendet werden damit wohl auch die vielen und im Ort kontrovers geführten Diskussionen um eine würdige Erinnerungskultur an das Kinderlager, das im Jahr 1944 von den Landkreisen Calw und Freudenstadt für die Säuglinge osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen in Aach eingerichtet wurde.

Entfacht worden war diese Diskussionen durch einige im vergangenen Jahr neu aufgetauchten Zeitzeugenberichte, die die Frage einer geeigneten Gedenkstätte für das damals vom Reichsnährstand der Landkreise Calw und Freudenstadt gemeinsam errichtete Kinderlager aufwarfen. Nach einem längeren Entscheidungsprozess, maßgeblich initiiert durch eine Gruppe geschichtsinteressierter Bürger beider Landkreise, wurde am Ende von bürgerlicher und kirchlicher Gemeinde gemeinsam beschlossen, zum Gedenken an die umgekommenen Säuglinge eine Stele zu errichten. Sie soll die Namen aller im Lager umgekommenen Kinder tragen. In den 60er-Jahren waren die Kindergräber widerrechtlich eingeebnet worden.

In einem eigens ausgelobten Kunstwettbewerb hatten vier Künstler der Region ihre Entwürfe abgegeben (wir berichteten). Eine Kommission mit Bürgermeister Bernhard Haas, dem Leiter der Kreisvolkshochschule, Sascha Falk, dem damaligen Ortsvorsteher Hermann Friedrich, Wolfgang Schmalz und Fritz Weinmann entschied sich für den Entwurf des Pforzheimer Bildhauers René Dantes. Dantes überzeugte die Kommission mit einem Entwurf, der die Betrachter der Gedenkstele zum Gedenken und Nachdenken anregt.

Es ist dem Künstler ein Anliegen, dass die Aacher Skulptur durch ihre Fernwirkung sowohl "den unbedarften Friedhofsbesucher neugierig machen und ihn anregen soll, sich ihr anzunähern", als auch ".eine stattliche Größe hat, um dem Unrecht gerecht zu werden". Dabei solle die Größe den Betrachter nicht einschüchtern.

Dantes hat bereits zahlreiche Auszeichnungen erhalten und unter anderem auch die Gedenkstätte Radolfzell gestaltet. Er verfolgt mit seinem Werk aber auch ganz aktuelle gesellschaftspolitische Ziele: "In aller erster Linie geht es um die betroffenen Kinder – um deren Beachtung und um ein Mindestmaß an Würde. Es geht aber auch darum, in so bewegten Zeiten wie heute ein sichtbares Zeichen zu setzen."  Öffentlich sichtbar wird dieses Zeichen der Versöhnung und Aussöhnung am Volkstrauertag. Denn am Sonntag, 17. November, wird die Stele in einer Feierstunde der Öffentlichkeit übergeben. Angedacht ist es auch, überlebende Familienangehörige der gestorbenen Säuglinge hierzu einzuladen.

Die 2,40 Meter hohe und aus vier übereinander gestapelten Kuben bestehende Stele beinhaltet 13 Kreuze, die sowohl als Positivform als auch als aus der Edelstahlfläche herausgearbeitete Negativformen dargestellt sind. Die Oberfläche dieser Stele besteht aus geschliffenem und an der Innenseite schwarzbraun patiniertem Edelstahl. Die Skulptur soll, so Dantes, dem Betrachter mit ihrer Dualität der Positiv- und Negativformen sowie der geschliffenen und schwarzbraun patinierten Flächen Aspekte wie Vergangenheit und Gegenwart, Leben und genommenes Leben, Unrecht und Bewusstsein nahebringen. Dabei trägt jedes der 13 Kreuze den Namen eines verstorbenen Säuglings. Zusätzlich ist in Sichthöhe eine Tafel mit einem erklärenden Text angebracht.