Nach fünf Wochen Entwicklungszeit können die Masken nun hergestellt werden. Foto: Schwarzwälder Bote

Coronakrise: Firma Mutz steigt in die Atemschutzmasken-Produktion ein / Turbulente Vorgeschichte

Seit fast 40 Jahren ist die Dornstetter Firma Mutz Maschinenbau mit ihren Automatisierungssystemen am Markt. Neuerdings produziert das Familienunternehmen vollautomatisch und nachhaltig hergestellte Mund-Nasen-Masken.

Dornstetten. Nach fünfwöchiger Entwicklungszeit wurde am Montag eine neu entwickelte Produktionslinie zur vollautomatischen Herstellung von Einweg-Masken in Betrieb genommen. Anstoß für diese Neuentwicklung war der Hilferuf von Ministerpräsident Winfried Kretschmann an die baden-württembergische Maschinenbauindustrie, schnellstmöglich in die Produktion von Beatmungsgeräten und Mundschutzmasken einzusteigen.

Geschäftsführer Friedhold Mutz, der gemeinsam mit seinem Bruder Andreas die Firma leitet, blickt auf die turbulente Entstehungsgeschichte des neuen Produkts zurück. Mutz macht deutlich, dass bei der Entscheidung für die Masken gleich mehrere Gründe ausschlaggebend waren: Da war Sohn Hannes, der erst kürzlich mit einer Maske im Reisegepäck von einem Japanurlaub zurückgekommen war und da war der Hilferuf des Ministerpräsidenten. Maßgeblich für die Entscheidung, sich auf diese neue Herausforderung einzulassen, waren aber die langjährigen engen Geschäftskontakte zur Horber Firma Luftfilterbau Volz sowie die Tatsache, dass Firma Mutz Erfahrung mit individuellen technischen Problemen hat, die es zu lösen gilt.

Gemeinsam beschlossen die zehn Mitarbeiter – mehrheitlich Familienangehörige – kurz vor Ostern, die Aufgabe anzugehen. Die folgenden Tage und oft auch Nächte waren ausgefüllt mit der Konstruktion und Fertigung der neuen Produktionslinie. Statt dem geplanten Überstundenabbau und der anvisierten Kurzarbeit ist seither Mehrarbeit für alle angesagt.

Zunächst galt es, die benötigten Materialien zu beschaffen. Den derzeit weltweit heiß begehrten dreilagigen Meltblown-Vliesstoff kann die Firma Mutz über ihren Horber Geschäftspartner Volz beziehen, die Verpackung liefert die Firma Colordruck aus Baiersbronn, Lieferanten für die Nasenbügel und die Silikonbändel wurden nach längerem Suchen gleichfalls gefunden. Zugute kam den Tüftlern ihr großes Materiallager, die benötigten Motoren und Ultraschall-Teile waren vorrätig. Wie Konstrukteur Daniel Mutz berichtet, arbeiteten teilweise alle Mitarbeiter gleichzeitig am neuen Projekt. Details hierzu verriet augenzwinkernd Vetter Jonathan: "Manchmal arbeiteten wir bis spät in die Nacht alle gleichzeitig an der Maschine, das war zwar nicht ganz coronaconform, aber wir sind ja alle eine Familie".

1000 Masken pro Stunde werden produziert

Die Mühe hat sich gelohnt, laufen doch die einzelnen Arbeitsschritte vom Ablängen, Falten, dem Ultraschall-Schweißen, dem Anbringen der Siliconbändel und der Nasenbügel bis zur Verpackung inzwischen reibungslos ab. Pro Stunde werden 1000 Atemmasken nachhaltig produziert. Und, wie Christiane Mutz augenzwinkernd verkündet: "Momentan sind wir günstiger als die Chinesen".

Ungeduldig warten die Tüftler noch auf die ausstehende Zertifizierung, denn bis das Verfahren abgeschlossen ist, müssen sie ihre OP-tauglichen Masken als Mund-Nasen-Masken in den Handel bringen. Der Bedarf ist riesig, zumal auch eine Kindermaske mit verstellbaren Bändern produziert wird.

Bürgermeister Bernhard Haas, der sich einen Eindruck von der neuen Produktion machte, nahm die Masken für die Dornstetter Stadtverwaltung gleich mit. Auch die Dornstetter Kindergärten und der Blutspendedienst haben sich bereits eingedeckt. Verkauft werden die Masken in den örtlichen Dornstetter Geschäften sowie Montag und Donnerstag direkt in der Firma Mutz in der Lise-Meintner-Straße 26.