"Dui do ond de Sell" in den Fängen der Schurkenfänger. Foto: Ade

Nach großem Umzug kommt es zum munteren Schlagabtausch: "Dui do on de Sell" vor dem 18. Gericht.

 Dornstetten. Es kam, wie es kommen musste: Wegen erhöhter Schwatzhaftigkeit wurde das Plapperduo "Dui do on de Sell" gestern beim 18. Dornstetter Narrengericht für schuldig befunden – was die beiden Mundartkomödiantinnen noch manches Mal nach Dornstetten führen wird.

Vorangegangen war ein riesiger Umzug durch Dornstetten. Bei strahlendem Wetter füllten Besuchermassen die Straßenränder und erlebten einen fast zweistündigen bunten Umzug mit 74 teilnehmenden Zünften und Gruppen, die über die Hauptstraße zum Marktplatz zogen. Voraus marschierten die Dornstetter Drillerhansele, die Stadtkapelle, die Schnoga-klopfer, Pestbutzen und Narrenkapelle der Narrenzunft Dornstetten, die Aschbachwaldhexen, die Narrenzunft Freudenstadt und andere Gruppen aus der Umgebung.

Nicht wie in den Vorjahren an der Spitze, sondern ganz am Schluss des riesigen Lindwurms war diesmal das Narrengericht mit den beiden Angeklagten Petra Binder und Doris Reichenauer alias "Dui do on de Sell". Sie wurden von den Schurkenfängern am Pranger durch Dornstetten gezogen und mussten später auf dem Marktplatz vor dem Narrengericht Rede und Antwort stehen. Durch die Neuorganisation sollen Delinquenten und hohe Gerichtsbarkeit nicht wie in den Vorjahren am Marktplatz warten müssen, bis der Umzug vorüber ist.

Bei Sonnenschein füllte sich der Marktplatz prompt mehr als in den Vorjahren mit Besuchern, die die Zeremonie verfolgten. Als König Rudolf wohnte Wolfgang Rebmann dem Gericht bei. Den Vogt mimte wieder Jürgen Mast, Schreiber war Christian Felchle, und als Advokat stand Helmut Michels den Delinquentinnen zur Seite.

"Wir sitzen hiero zu Gericht über zwei Weibspersonen, die zu viel schwätzen", lautete der Hauptanklagepunkt. Weiter wurde den beiden vorgeworfen, "dass Männer verduften, weil sie als Frauen verblühen". Verteidiger Michels wies umgehend darauf hin, dass es nicht auf die äußere, sondern auf die innere Schönheit ankomme. Weiter führte er an: "Sie sind strebsam und fleißig und ergötzen das Volk mit ihren komödiantischen Adern." Schreiber Felchle wiederum stellte fest, dass diese "Weibspersonen sich mit 50 als frei für die Piste" bezeichnen.

In Richtung Verteidiger wetterte er: "Euer Advokatus redet doch wie immer dummes Zeug. Ihr nennt euch ›Dui do on de Sell‹, und keiner weiß, wer ›Dui‹ ist und wer ›de Sell‹. Sie reden und reden und gönnen ihrem Publikum kaum die Zeit zum Essen und Trinken!" Doch die Damen sind bekanntlich nicht auf den Mund gefallen und wehrten sich vehement und wortgewaltig gegen die Vorwürfe. "Also wir send ganz, ganz arg unschuldig, habt Erbarmen mit uns", riefen sie nach Verlesung der Anklage.

Verurteilt wurden die Frauen letztlich dazu, an einer Ratssitzung der Oberamtsstadt teilzunehmen, um zu lernen, »dass das Weib schweige, wenn bedeutende Männer auch einmal zu Worte kommen, reden und viel Wichtiges zu sagen haben«. Ebenso wurde dem Duo auferlegt, sich von örtlichen Fitness-Centern beraten zu lassen, um in Dornstetten eine gute Figur zu erwerben. Als »Stock-Enten« müssen sie Walking im Barfußpark betreiben. Doch damit nicht genug: Unentgeltlich einen Abend für die Drillerhansele in der Zehntscheuer zu gestalten, beim nächsten Helferausflug dabei zu sein und Mitglied der Drillerhansele zu werden, sind die weiteren Auflagen.

Nach dem Narrengericht ging das bunte Treiben in der Dornstetter Stadthalle, wo am Morgen bereits der Zunftmeisterempfang stattgefunden hatte, mit Laudatio und Ritterschlag weiter.