Heimatmuseum: Dezember-Galerie im Heimatmuseum zeigt die Essenz von fünf Reisen der Künstlerin

Die Dezember-Galerie der 2017 verstorbenen Dornstetter Künstlerin Eleonore Kötter nahm mit einem kleinen, erlesenen Rahmenprogramm ihren Auftakt. Das Besondere in diesem Jahr: Die Dezember-Galerie setzt einen Themenschwerpunkt – Russland.

Dornstetten (md). Präsentiert wird eine Ausstellung der in der Kunststiftung befindlichen Russlandbilder Kötters. Zu sehen sind aber auch Tagebücher, Fotografien, Bücher, CDs und viele andere Dinge, die sie von ihren fünf Russlandreisen von 1990 bis 2000 mit nach Dornstetten brachte.

So begann das Rahmenprogramm zur Ausstellungseröffnung mit russischen Liedern, vorgetragen mit Gitarre und Gesang von Raissa Krej aus Freudenstadt und gesanglich begleitet von Eva Weidt aus Dornstetten. Damit war die richtige Stimmung für den Auftakt der Dezember-Galerie bereitet.

Eleonore Kötter hat an die 20 Tagebücher hinterlassen, davon alleine sechs Russlandtagebücher, die zahlreiche Skizzen enthalten. Sonja Dezember aus Dornstetten hat alle Russlandtagebücher gelesen, sich in Eleonore Kötter hineingedacht und -gefühlt, sich intensiv mit den Inhalten beschäftigt, um Teile daraus für ihre Lesung zusammenzustellen und dem Publikum vorzulesen.

Zu hören und erfahren waren die Klarheit und Schlichtheit der Sprache Kötters. Mit wenigen Worten beschreibt Kötter, was sie gesehen, empfunden und erlebt hat. Die Tagebücher enthalten viele Beobachtungen des Alltags, wie "In Ludmillas Küche ist es sehr gemütlich".

Prägende Erfahrungen in der Kindheit

Beeindruckend war die Schilderung Kötters, als sie 1993 während des Jelzin-Putsches trotz aller politischen Gefahren ihre geplante Russlandreise antrat und schließlich mit nur einem weiteren Passagier sowie fünf Mann Flugbesatzung den Flug von Berlin nach Moskau wagte. Sonja Dezember trug das Gelesene eindrucksvoll, mit der nötigen Ruhe sowie mit Respekt vor der Intensität der Sprache Eleonore Kötters vor.

Der Initiator und Organisator der ersten Russlandreise 1990, Olfert Dorka aus Freudenstadt, berichtete, dass er die Vorbereitungen der 1990er Russlandreise bereits 1988 begann. In einer Zeit, als sich die Sowjetunion unter Präsident Michail Gorbatschow der Glasnosth-Politik (Transparenz-Politik) zuwendete und somit allmählich die Voraussetzungen auch für institutionelle Kontakte gegeben waren. Dorka bereitete ein Projekt zur Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Ökologie und des Umweltschutzes vor.

Ab Anfang 1990 beteiligte sich Eleonore Kötter engagiert an der Vorbereitung der ersten Russlandreise, die keine touristischen Zwecke verfolgte, sondern als ökologische und umweltpolitische Arbeitsreise konzipiert war und auch so stattfand. Dorka berichtete vom großen Interesse Kötters an Russland und ihrer unglaublichen künstlerischen Produktivität während der Reise. Er hatte mehrere Zeichnungen der Künstlerin mitgebracht. Die Sehnsucht Kötters nach Russland geht zurück auf ihre Kindheitserfahrungen, war von Marion Dämmig von der Kunststiftung Eleonore Kötter zu erfahren. In Aach, wohin die Familie Kötter, von Wuppertal kommend, 1943 zog, lernte die elfjährige künstlerisch begabte Eleonore das aus Russland emigrierte Künstlerehepaar Minitzki kennen. Eleonores Bruder war zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre lang unfreiwillig als Soldat an der Ostfront in Russland. So war die Künstlerin Olga Minitzki für Eleonore vermutlich eine lebendige Verbindung zum großen geliebten Bruder Werner, den sie nie wieder sehen sollte, da er im März 1945 im Zweiten Weltkrieg gefallen war – auf deutschem Boden im Spreewald. Am Ende las Dämmig das von Kötter 1985 gestaltete und in Holz geschnittene Friedensgedicht eines unbekannten ukrainischen Dichters vor – ihr "Läuseblatt", das in diesen Tagen wieder aktueller ist denn je.

Bei original russischem Tee, Gebäck und Konfekt begegneten sich Gäste und Veranstalter und kamen miteinander ins Gespräch: über Kötter, Kunst und Russland.  Die Dezember-Galerie mit Russland-Ausstellung ist bis Mittwoch, 19. Dezember, im Heimatmuseum Dornstetten geöffnet – mittwochs, freitags, samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr.