Die Begeisterung kennt keine Grenzen, wenn Schulhund IO mit im Unterricht ist. Sonderschullehrer Georg Schmied-Holst (rechts) hat die Projektgruppe "Tiergestützte Pädagogik" an der Eichenäckerschule etabliert. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Tiergestützte Pädagogik: Ein Kurzhaar-Collie übernimmt eine wichtige Funktion an der Eichenäckerschule

"Klein hilft Groß" oder "Jung hilft Alt" beschreibt Sonderschullehrer Georg Schmied-Holst die Ziele der von ihm neu gegründeten Projektgruppe "Tiergestützte Pädagogik". Mit Schulhund IO besuchen die sechs Schüler der Berufsschulstufe im kommenden Jahr Seniorenheime, Kindergärten und Schulen, um dort über Hundehaltung und -erziehung zu informieren.

Dornstetten. Seit einem Jahr hat die Dornstetter Eichenäckerschule, ein sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung, einen Schulhund. Inzwischen gehört der fünf Jahre alte Kurzhaar-Collie IO wie selbstverständlich zum Schulalltag und ist Mitglied der Schulgemeinschaft. Ihren IO lieben die Schüler heiß und innig, und die mit ihm und durch ihn praktizierte "Tiergestützte Pädagogik" finden sie einfach nur "in Ordnung" – womit IO seinen Namen völlig zu Recht trägt.

Schulhund IO hat seinen Wohnsitz allerdings nicht im Schulhaus, sondern zu Hause bei Lehrer Georg Schmied-Holst. An drei Tagen pro Woche begleitet er sein Herrchen in den Unterricht. In der Eichenäckerschule hat er einen festen Platz. In einer Ecke des Werkraums steht sein Hundekorb, in den er sich bei Bedarf zurückziehen kann. Dort bleibt er auch in der großen Pause – und wird meist von vielen neugierigen Kindern durchs Fenster beobachtet.

Bestimmte Regeln müssen natürlich eingehalten werden

Die Projektgruppe "Klein hilft Groß" oder "Jung hilft Alt" hat sich mit dem Thema Hundehaltung und Hundeerziehung intensiv befasst. Dass sich Schulhund IO nur dann wohl fühlt, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden, haben die Schüler auf einem Plakat zusammengestellt. Da ist zu lesen: "Mich darf immer nur ein Kind streicheln", "Nach dem Streicheln immer Hände waschen", "Ich darf nur meine eigene Hundenahrung fressen", "In meinem Korb will ich in Ruhe gelassen werden" oder "An meine Hundeleine sollen höchstens vier Hände". Auch ein eigener Hygieneplan wurde entwickelt. Darin ist festgeschrieben, dass IO zu bestimmten Bereichen, etwa der Schulküche, keinen Zugang hat.

Durch passgenaue Unterrichtsangebote werde – dank der Mithilfe von IO – das Kompetenzspektrum der Schüler individuell erweitert, erläutert Georg Schmied-Holst die von ihm individuell auf die Erfordernisse seiner Schüler übertragene Methode der tiergestützten Pädagogik. Und das gelingt: Da macht Nele, die sonst wenig, kaum verständlich und nur sehr leise spricht, IO klare, laute und unmissverständliche Ansagen. Da beweist der sonst konzentrationsschwache Kevin, dass er seine Aufgabenkarte – IO soll die versteckte Stoffmaus suchen und ihm bringen – erfasst, die nötigen Befehle kennt und IO eindeutig geben kann. Da lobt der stille und ängstliche Fabio IO für die erledigte Aufgabe –Pfötchen geben – und bekommt dafür vom Schulhund Kuscheleinheiten zurück. Und Fabio geht danach strahlend zu seinem Platz zurück.

Schon Hildegard von Bingen hat beschrieben, dass Tiere eine besondere Atmosphäre schaffen: "Gib dem Menschen einen Hund, und seine Seele wird gesund." Schulhund IO beweist dies nachdrücklich, indem er mithilft, Verantwortungsbewusstsein und Empathie zu fördern, Ängste abzubauen, soziale Intelligenz zu fördern und Raum und Gelegenheit zum Austausch von Zärtlichkeit, Trost und Zuwendung bietet.

Schmied-Holst: Selbstbewusstsein enorm gestiegen

Georg Schmied-Holst hat festgestellt, dass durch die Arbeit mit IO das Selbstbewusstsein seiner Schüler enorm gestiegen ist. IO führt ihre Befehle aus, dadurch können sie sich als selbstwirksam erleben. Zudem sind ihre Pflegearbeiten erfolgreich: Ob kleine Aufgaben wie Wasser holen, bürsten, an die Leine nehmen – alles nimmt IO dankbar an und bringt dies auch zum Ausdruck: "Hund hilft Kind." IO hilft auch, weil er gleichsam ein Stück Lebenswirklichkeit in die Schule bringt, Körperkontakt und Berührungen ermöglicht und Zärtlichkeit, Nähe zur Natur und Fürsorge für ein Lebewesen bietet.

Damit dies alles gelingen kann, musste IO mit seinem Herrchen einige Hindernisse überwinden: In einer strengen Begleithundeprüfung bewies IO, dass er "schulreif" ist. Die rechtlichen Hürden waren gleichfalls hoch: Genehmigung durch Lehrerkonferenz, Elternbeirat, Schulkonferenz und Schulamt samt Versicherung als Schulhund waren Vorbedingungen für IOs Einsatz, ebenso die Abfrage, ob Schüler oder Lehrer Hundeallergien haben und eine Untersuchung beim Tierarzt.

Der Schulhund ist für die Schulgemeinschaft völlig kostenneutral. Denn rechtlich ist IO der Hund von Georg Schmied-Holst, somit trägt der Lehrer auch alle anfallenden Kosten. Im Schullandheim in Holland war IO ebenfalls dabei. IO ist einer von 40 genehmigten Schulhunden in Baden-Württemberg, 400 sind es in Deutschland.