Die Cafesito-Mitarbeiter (von links) Elke Möhrle, Christel Hrastic, Jennifer Hipwell, Vera Valtinke und Elvira Nakladal tragen schlichte schwarze Kleidung. Eigentlich einheitlich, und doch könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Foto: Haubold

In der Cafesitobar arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung. "Umsatzzahlen könnten besser sein".

Dornstetten - Es ist zwar Urlaubszeit, doch einige Gäste haben bereits an den Tischen Platz genommen, trinken Kaffee, lesen Zeitung und unterhalten sich. Die "Cafesitobar" in der Otto-Hahn-Straße im Dornstetter Industriegebiet ist ein Integrationsprojekt der Lebenshilfe und beschäftigt behinderte Menschen.

Vera freut sich: Sie trägt ein voll beladenes Tablett an den Tisch der Gäste, serviert Kaffee und Kuchen und kann dabei mit Kannen, Tellern und Tassen gut umgehen. Die 23- Jährige geht gerne auf die Gäste zu, ist kontaktfreudig und kann auch mal herzhaft lachen. Vera hat von Geburt an eine geistige Behinderung, aber das ist in der Cafesitobar nicht von Belang. Hier ist sie nämlich eine der Angestellten, darunter mehrere Menschen mit Handicap, die im Serviceteam arbeiten.

Auch Elvira Nakladal, die jeden Morgen mit dem Bus aus Freudenstadt anreist, hat im Café einen Beruf gefunden. Die gelernte Hauswirtschafterin leidet an Epilepsie. Nachdem sie eine ausführliche Schulung erhalten hatte, darf sie nun kassieren, Speisen zubereiten und bedienen. Sie sieht in ihrer Arbeitsstelle "ein Sprungbrett für den allgemeinen Arbeitsmarkt", denn eine feste Stelle in der Hauswirtschaft ist ihr Berufsziel.

Diesen Menschen den Zugang zu einer Qualifikation und zu einem Arbeitsplatz zu ermöglichen, ist das Ziel des Inklusionsprojekts der Lebenshilfe. Drei Festangestellte und mehrere Teilzeitkräfte hat das Café, sechs Mitarbeiter haben geistige oder psychische Beeinträchtigungen. Betriebsleiterin Jennifer Hipwell legt Wert darauf, dass alle Mitarbeiter, ob mit oder ohne Behinderung, regelmäßig geschult werden und auch mal eigene Ideen einbringen dürfen. Denn gerade in der Gastronomie müsse sich das Team aufeinander verlassen können, und das klappe jetzt, einige Monate nach der Eröffnung im Oktober vergangenen Jahres, schon recht gut. "Alle haben hier ganz unterschiedliche Fähigkeiten, jeder setzt seine Stärken ein", bilanziert die Pädagogin.

Mittlerweile haben sich alle gut an die Arbeitsabläufe gewöhnt, jeder weiß, was zu tun ist. Zu den Stoßzeiten in der Mittagszeit könne es schon mal hektisch zugehen, da sei dann Geduld bei den Gästen gefragt. "Die meisten Besucher, die zu uns kommen wissen aber, dass es hier eben ein bisschen anders zugeht, als in einem Restaurant", so Hipwell.

Jeden Tag gibt es ein leckeres Tagesessen. Ab 6.30 Uhr kann dort gefrühstückt werden. Am Nachmittag locken Kaffee und Kuchen, zudem gibt es auch eine Vesperkarte. Viele Mitarbeiter der umliegenden Betriebe nutzen die Einrichtung. Auch Ausflügler, Senioren und Mütter mit kleinen Kindern kommen gerne. Sogar schon einige Stammgäste finden regelmäßig den Weg in die Cafesitobar.

Künftig wolle man auch Vesperdienste für Betriebe organisieren, sagt Friedhelm Maier, stellvertretender Geschäftsführer der Schwarzwaldwerkstatt. Der Start sei zwar ganz gut gelaufen, doch sei man "noch nicht da angekommen, wo man eigentlich hin wollte". In den Sommermonaten konnte der Umsatz leicht gesteigert werden, "doch wir sind noch nicht zufrieden mit den Zahlen, die könnten besser sein". Er wisse aber, dass es etwa zwei Jahre dauere, bis sich solch "ein recht schwieriges Konzept in der Gastronomie" bewähre, so Maier. Die kulinarische, aber auch kulturelle Qualität des Franchise-Konzepts "Cafesitobar" könne indes von noch viel mehr Gästen genutzt werden. "Manche Dornstetter Bürger wissen noch gar nicht, dass es das Café dort gibt", ist sich Maier sicher.