Der Kindergarten in Hallwangen ist luftschadstoffbelastet. Eine Gesundheitsgefahr besteht derzeit nicht. Erzieherinnen und Eltern wurden nach den Sommerferien informiert. Der Gemeinderat hat sich jetzt für einen Neubau entschieden. Foto: Schwark Foto: Schwarzwälder-Bote

Schadstoffe: Hallwanger Kindergarten belastet / Gremien und Verwaltung streben nun doch Neubau an

Holzschutzmittel und Formaldehyd: Die Raumluft im Hallwanger Kindergarten ist belastet. Noch sind die Werte gering. Die zuletzt wieder erwogene Sanierung des Gebäudes könnte dies aber ändern und mehr Schadstoffe freisetzen. An einem Neubau scheint kein Weg vorbeizuführen. Der wird teuer.

Dornstetten-Hallwangen. Hin und her ging es in den vergangenen beiden Jahren bei der Frage, ob das Gebäude saniert oder durch ein neues ersetzt werden soll. Klar ist, dass für die Erzieherinnen zu wenig Raum zur Verfügung steht. Um deren Arbeitsbedingungen im größten Kindergarten der Gesamtstadt mit drei Gruppen zu verbessern, waren zunächst eine Sanierung des über 40 Jahre alten Gebäudes und ein Anbau angedacht. Eine erste Kostenschätzung vor zwei Jahren ergab einen Betrag von 460 000 Euro. Alternativ ließ die Stadt die Kosten für einen Neubau berechnen: 970 000 Euro. Schon damals tendierten Verwaltung und Gemeinderat zum Neubau. Doch je weiter die Planung voranschritt, desto höher wurden die Kosten: 1,77 Millionen Euro standen plötzlich im Raum. Da kam die Frage erneut auf, ob eine Sanierung doch Sinn macht.

Untersuchungen folgten – und brachten jetzt Ernüchterung. Ergebnis: Zwar ist das Gebäude laut Thomas Klink vom Architekturbüro TK-Plan in Altensteig "an sich in sehr gutem Zustand", aber – wie so viele aus den 1970er-Jahren – durch Schadstoffe belastet. Bei der letzten Untersuchung habe sich unter anderem gezeigt, dass die beim Bau verwendeten Spanplatten alle formaldehydhaltig waren, berichtete er am Dienstagabend in der Gemeinderatssitzung.

Ingo Alberth vom Ingenieurbüro z.e.t.-consult in Renningen, mit einer Schadstoffbewertung beauftragt, wurde konkreter. Raumluftmessungen hätten ergeben, dass eine geringe Belastung mit Holzschutzmitteln vorliegt, die zurzeit als gering gesundheitsgefährdend eingestuft wird. Nut- und Federbretter an den Wänden der Spielräume seien mit Pentachlorphenol (PCP) und weiteren Holzschutzmitteln belastet, sagte er. Alberth verwies auch auf nachgewiesene Chloranisole – gesundheitlich unbedenkliche PCP-Abbauprodukte, die zu einer erheblichen Geruchsbelästigung führen könnten. Dringt einmal Wasser durchs Dach, könnte es also gewaltig stinken.

Können sich Kinder und Erzieherinnen also überhaupt bedenkenlos im Gebäude aufhalten? Die Räume könnten wie bisher genutzt werden, solange sich an den Rahmenbedingungen nichts ändere, sagte Alberth. Genau dazu würde eine Sanierung des Gebäudes jedoch voraussichtlich führen und die Holzschutzmittelkonzentration in der Raumluft erheblich erhöhen. Folgerung Alberths: "Wir können nicht empfehlen, dieses Gebäude einer Sanierung zu unterziehen."

Planung optimieren – wie kann das aussehen?

Das hatte im Vorfeld der Gemeinderatssitzung bereits der Hallwanger Ortschaftsrat so bewertet. "Als Verantwortliche kommt man nicht umhin, neu zu bauen", stellte Ortsvorsteher Günther Kübler fest – alles andere sei für ihn "ein Schildbürgerstreich". "Man kann es nicht verantworten, Geld reinzustecken, um dann einen Kindergarten zu haben, der dennoch Schadstoffe aufweist und eine Geruchsbildung, die den Aufenthalt deutlich erschweren würde", schloss sich Bürgermeister Bernhard Haas Kübler an. Stattdessen sollte die Stadt zügig den Neubau vorantreiben und die Planung "vielleicht noch optimieren", schlug Haas dem Gemeinderat vor.

Wie kann das aussehnen? In Sachen Kostensenkung gingen die Ideen in vielerlei Richtungen. Ob geprüft worden sei, ob in Hallwangen ein anderes Gebäude genutzt werden könne, statt neu zu bauen, fragte Stephanie van der Meyden (Freie Bürger). Dies sei ebenso wenig geschehen wie das Prüfen eines anderen Standorts, etwa im Neubaugebiet, antwortete Haas. Christoph Mannheimer (Freie Wähler/CDU) meldete gleich Zweifel an, dass ein anderer Standort günstiger wäre, denn dort müsse zusätzlich ein komplett neuer Außenbereich entstehen. "Vieles spricht für den jetzigen Standort, zum Beispiel die zentrale Lage und die Nähe zur Turn- und Festhalle", bestätigte Haas.

Pascale Peukert (Freie Wähler/CDU) kann sich vorstellen, den Neubau geschickter auf der Gesamtfläche zu positionieren. Bisher war der Neubau hinter dem jetzigen Gebäude und dessen Abriss zeitversetzt geplant. "Der Abriss erfolgt sowieso", meinte Peukert. Sie regte einen Architektenwettbewerb an, den Joachim Kumm (SPD) wiederum als "nicht zielführend" bezeichnete.

Rolf Straub (Freie Bürger) forderte, die Kosten noch einmal genau zu betrachten. Das sagte Haas zu, bezweifelte jedoch, dass der Bau am Ende eine halbe Million Euro günstiger kommen könne. Fritz Fahr (Freie Wähler/CDU) sprach sich für eine ein- statt der bisher geplanten zweigeschossigen Bauweise aus. "Ein Kindergarten auf zwei Geschossen ist nicht ideal."

Zunächst werden die Bretter verkleidet

Nach langer Diskussion einigte sich der Gemeinderat einstimmig darauf, zunächst die schadstoffhaltigen Nut- und Federbretter im Gebäude für rund 7000 Euro zu verkleiden und dann den Neubau anzugehen. Die Planung inklusive Geschosszahl, Standort und Kosten soll nochmals grundlegend diskutiert werden.