Jugendliche können bald in Dornstetten mitreden. Foto: © sebra – stock.adobe.com Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunalpolitik: Stiftung unterstützt Entwicklungsprozess eines konkreten Projekts

115 Kommunen hatten sich beworben, zehn wurden ausgewählt, darunter Dornstetten: Im Projekt "Jugend entscheidet" der Hertie-Stiftung geben Gemeinden eine politische Entscheidung an Jugendliche ab und werden in dem Prozess professionell begleitet. Für Dornstetten soll dies der Einstieg in die Jugendbeteiligung sein.

Dornstetten/Frankfurt. "Fridays for Future" habe es gezeigt, meint die gemeinnützige Hertie-Stiftung in einer Mitteilung: Junge Menschen würden für Politik brennen, wollten mitreden, mitentscheiden. Aber was haben sie zu kommunalpolitischen Fragen zu sagen? Wie denken sie über Themen, die ihr Leben im Heimatort prägen?

Mit zehn Kommunen startet die Stiftung jetzt das Projekt "Jugend entscheidet". Die teilnehmenden Städte und Gemeinden geben dabei in einem begleiteten Verfahren eine reale kommunalpolitische Entscheidung an Jugendliche zwischen 12 und 15 Jahren ab.

5000 Euro Zuschuss

"Wir sind überzeugt, dass Jugendbeteiligung nicht nur gut für die Kinder und Jugendlichen ist, sondern auch für die Kommunen, die auf diese Weise neue Einblicke und Ideen erhalten", wird Elisabeth Niejahr, Geschäftsführerin der Stiftung, zitiert. Die Jugendlichen lernten in dem Prozess, wie Demokratie funktioniert und was es heiße, sich aktiv in die Mitgestaltung der eigenen Lebenswelt einzubringen.

Für das erste Projektjahr hat das Team von "Jugend entscheidet" zehn möglichst unterschiedliche Kommunen aus ganz Deutschland ausgewählt – Dornstetten als einzige in Baden-Württemberg. Bis 2023 sollen 25 Kommunen teilnehmen. Insgesamt stellt die Hertie-Stiftung für das Programm eine Million Euro zur Verfügung. Für lokale Veranstaltungen vor Ort erhalten die teilnehmenden Kommunen eine finanzielle Unterstützung von 5000 Euro als Sachkostenzuschuss.

Bürgermeister Bernhard Haas freut sich, unter den zehn ausgewählten Kommunen zu sein, und sieht die Entscheidung auch als "Zeichen, dass im Jugendhaus sehr engagiert gearbeitet wird". Das sei im Übrigen auch in der Oktober-Sitzung des Gemeinderats deutlich geworden, in der Leiterin Susanne Rinck ausführlich über ihre Arbeit berichtet hatte.

Um welches Projekt es genau geht, ist – und dies ganz bewusst – noch völlig offen. Das konkrete Projekt entwickle sich im Laufe des Prozesses, erklärt Rinck auf Anfrage unserer Zeitung, und stehe am Ende desselben. Ebenfalls sei noch offen, welche Jugendlichen dabei sind. Der Teilnehmerkreis gehe jedenfalls über die Besucher des Jugendzentrums hinaus, angesprochen seien alle aus der betreffenden Altersgruppe im Stadtgebiet.

Laut Stiftung ist der Kern des Beteiligungsprozesses ein mehrteiliges Entscheidungsverfahren, in dem die Jugendlichen zunächst Themenvorschläge erarbeiten. Im Anschluss bereiten Politik und Verwaltung eine konkrete Entscheidungsfrage mit mehreren Antwortmöglichkeiten vor. Über diese Optionen stimmen zuerst die Jugendlichen und schließlich der Gemeinderat ab. Jede Kommune erhält für das Projekt eine eigene, professionelle Prozessbegleitung. Die Jugendlichen werden in der Entscheidungsfindung vom Verein "Politik zum Anfassen" unterstützt.

Laut Susanne Rinck startet die Zusammenarbeit mit der Stiftung noch diesen Monat mit einer Kennlernphase. Bis zum Jahresende soll die Entscheidung stehen, welches Projekt angegangen wird. Auch Rinck freut sich darüber, dass die Bewerbung der Stadt erfolgreich war und sieht darin eine "Weichenstellung für Jugendbeteiligung".

Weitere Informationen: www.jugend-entscheidet.de; www.ghst.de; Video zum Projekt: https://youtu.be/f_Qi1fz-ap4