Die Bankvorstände Gottfried Joos (links) und Harald Queisser vor zwei zusammengefügten Puzzleteilen: dem Filialnetz. Foto: Haier

VR-Bank Dornstetten-Horb "glättet"  Öffnungszeiten: "Das Urteil fällt am Ende der Kunde."

Dornstetten/Horb/Loßburg - In einer Zeit, in der die Konkurrenz die Filiallandschaft im Kreis ausdünnt, behält die VR-Bank Dornstetten-Horb ihren Kurs erst einmal bei. Für die Strategie "Wir bleiben vor Ort!" gebe es nach wie vor gute Gründe, meint der Vorstand.

Knapp eineinhalb Jahre ist es her, dass aus der Volksbank Dornstetten und der Raiffeisenbank Horb die VR-Bank Dornstetten-Horb wurde. Nun bilanzierten die Vorstände das erste volle Jahr der noch neuen Bank, präsentierten Zahlen und Strategien.

"Früh im Jahr", wie Vorstandsvorsitzender Gottfried Joos einräumt, hatte die Bank zum Pressegespräch geladen, wohl nicht ohne Grund: Nach der angekündigten Filialnetzausdünnung der Kreissparkasse und Schließung der BW-Bank-Filiale in Freudenstadt macht sich Verunsicherung breit. In Zeiten wie diesen also will die VR-Bank ein "Signal der Konstanz zeigen", wie es Vorstand Harald Queisser ausdrückt.

Bank setzt auf preisgekröntes Dienstleistungsangebot

Die VR-Bank hatte sich für einen eigenen Weg entschieden, der, so Joos, weggehen müsse von "nur Geld": "Wir leben mit, von und für unsere Kunden. Also müssen wir Leistungen vor Ort für unsere Kunden bieten", beschreibt er die Idee hinter dem inzwischen preisgekrönten und bundesweit beachteten Dienstleistungsangebot "VR-Mein Sekretär". Es umfasst inzwischen 19 Leistungen, die mit dem traditionellen Bankgeschäft wenig zu tun haben und reicht von Schulungen zu neuen Medien bis zum Erstellen von Patientenverfügungen. Inzwischen werde der Service sogar an Nicht-Kunden verkauft, sagt Joos.

"›VR-Mein Sekretär‹ würde nicht funktionieren, wenn wir nicht vor Ort sind", nennt Harald Queisser einen Grund, warum die Bank, wie vor der Fusion angekündigt, ihr Geschäftsstellennetz aufrechterhalten will. "In fünf Jahren werden wir sehen, ob unsere Strategie richtig ist oder nicht", sagt Gottfried Joos und, mit Blick auf die Mitbewerber im Markt: "Ich will nicht über andere urteilen. Das Urteil fällt der Kunde."

Das heiße aber nicht, dass die VR-Bank nichts ändere. Die Öffnungszeiten würden "geglättet" – so dass an jedem Tag gleich viele, nämlich sechs, der Geschäftsstellen offen haben. Die drei "Kopfstellen" in Horb, Dornstetten und Loßburg seien immer besetzt.

"Wir dürfen unsere reiferen Jahrgänge, die seit vielen Jahren unsere Kunden sind, nicht vergessen", ist Joos überzeugt. "Wir bleiben vor Ort!" sei deshalb eine ganz klare Entscheidung des Vorstands. "Sonst würde unsere Strategie auch nicht funktionieren", erklärt er, betont aber auch, dass nach wie vor jede Filiale durchkalkuliert werde und in den nächsten Jahren Entscheidungen zwischen "Mensch und Maschine", also Geldautomat, möglich seien.

Was den Abschluss 2019 angeht, bilanziert Joos "ein bewegtes Jahr", aber für die Bank auch "ein gutes", trotz eines zunehmend schwierigen Zinsumfelds. Die Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank stelle eine steigende Herausforderung dar. Sie belaste Sparer, erhöhe die Gefahr von Spekulationsblasen und wirke sich langfristig negativ auf die gesamte Volkswirtschaft aus.

Die VR-Bank Dornstetten-Horb hat im vergangenen Jahr das betreute Kundenvolumen um 51 auf 968 Millionen Euro weiter ausgebaut. Auch die Kundeneinlagen stiegen beträchtlich: um 8,3 Prozent auf 413 Millionen Euro. Zudem stiegen die verwalteten Guthaben der Kunden in Wertpapierdepots und bei genossenschaftlichen Partnerinstituten um 8,7 Prozent. "Bei so niedrigen Zinsen, wie wir sie im Moment haben, ist es besonders wichtig, auf ertragsstärkere Anlageformen wie Aktien und Fonds zu setzen und nicht die gesamten Ersparnisse auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto zu belassen", betont Harald Queisser.

Boom bei Immobilien lässt Kredite steigen

Der Boom bei Wohnimmobilien und die Investitionstätigkeit der heimischen Wirtschaft bewirkten, dass die Ausleihungen der Bank und die an Partnerinstitute vermittelten Kredite um fünf auf 365 Millionen Euro zulegten.

Zur Ertragslage berichten die Vorstände von einem mit 0,82 Prozent noch befriedigendem Betriebsergebnis, das leicht über Plan lag. "In unserer Ergebnisentwicklung macht sich natürlich das aktuelle Zinsumfeld bemerkbar", so Queisser. "Obwohl wir auf eine baldige Zinswende hoffen, gehen wir realistischer Weise davon aus, dass das Zinsumfeld noch einige Zeit unverändert bleiben wird. Deswegen steuern wir durch Kostendisziplin und den Ausbau zinsunabhängiger Ertragsquellen gegen."

Der Mitgliederversammlung im Juni werde eine Dividende von drei Prozent vorgeschlagen, kündigen die Vorstände an. Die Rücklagen seien zudem deutlich aufgestockt worden. Die Eigenkapitalausstattung sei damit weiter überdurchschnittlich. Demzufolge sehen die Vorstände die Bank auf stabilem Fundament. "Wir schauen mit Skepsis, aber auch aus einer Position der Stärke heraus in die Zukunft", sagt Gottfried Joos.

Die VR-Bank Dornstetten-Horb hat 14 Geschäftsstellen. Die sogenannten Kopfstellen befinden sich in Dornstetten, Loßburg und Horb. Hinzu kommen die Filialen in Aach, Betzweiler, Hallwangen, Lützenhardt, Oberiflingen und Schopfloch sowie Betra, Bildechingen, Börstingen, Dettingen und Rexingen.