Oguz Durusu und seine Frau haben in Aach gebaut. Von der Außenwelt fühlen sie sich abgeschnitten. Foto: Semenescu

Oguz Durusu von Internet, Telefon und Fernsehen abgeschnitten. Auch andere Familien in Aacher Baugebiet Erlenweg betroffen.

Dornstetten-Aach - Kein Internet, kein Telefon, kein Fernsehen – und das über mehrere Monate: Für Oguz Durusu ist das seit einem dreiviertel Jahr Wirklichkeit.

Der 27-jährige Bautechniker lebt mit seiner Cagla (22), die in Offenburg an der Hochschule Informatik studiert, im Wohngebiet Erlenweg im Dornstetter Stadtteil Aach. 2018 hatte das Paar das Grundstück gekauft, im Oktober begann es – zusammen mit der Schwester Durusus’ und deren Familie – mit dem Bau eines Zweifamilienhauses.

Wie in so einer Situation üblich, stellte Oguz Durusu noch vor Baubeginn einen Antrag beim Bauherrenservice der Deutschen Telekom, um einen Internet- und Telefonanschluss zu bekommen. Nach wenigen Wochen begannen Handwerker im Auftrag der Telekom mit den Ausgrabungen und verlegten Leerrohre für Glasfaserkabel. Doch die Handwerker suchten vergeblich nach einer Möglichkeit, das Kabel ans Netz anzuschließen.

Nach mehr als acht Monaten Wartezeit erhielt Durusu dann die Nachricht: Laut Telekom war ein Anschluss auf dem Grundstück nicht möglich. Ein anderer Anbieter hätte dieses bereits erschlossen.

Mit dieser Information wandte sich Durusu an die Stadtverwaltung. Die erklärte, sie könne das nicht verstehen und leitete ihn daraufhin an den Anbieter Quix Breitband GmbH weiter.

Quix jedoch lehnte es ab, die Durusus ans Breitbandnetz anzuschließen, berichtet der Bautechniker – mit der Begründung, dass die Technik dafür nicht vorhanden sei und man nur in Kooperation mit bereits bestehenden Leitungen etwas machen könne.

Zuständiger Mitarbeiter in Elternzeit

Notgedrungen kontaktierte Durusu erneut die Stadt, die wieder mitteilte, sie könne das nicht verstehen und bei ihrer Aussage blieb, dass Quix im Erlenweg Breitband verlegt habe.

Mit diesen Informationen fing der Bautechniker an, selbst zu recherchieren. Durch Kontakte erfuhr er, dass sich der zuständige Mitarbeiter der Baufirma, die den Erlenweg erschlossen hatte, in Elternzeit befinde. Deshalb habe niemand die nötigen Informationen.

Nach mehreren Telefonaten erklärte die Stadt Durusu, dass sie versuche, für Klarheit zu sorgen, wie er berichtet. "Hätte ich gewusst, dass das so viel Theater gibt, dann hätte ich das Grundstück nicht gekauft", klagt Durusu.

Für das Paar sei es besonders schwer, mit dieser Situation zu leben. Als Informatik-Studentin ist Cagla Durusu auf einen Internetanschluss angewiesen. Jeden Tag fährt sie 60 Kilometer hin und zurück, um in der Hochschulbibliothek in Offenburg zu arbeiten und ihre Abgabetermine einhalten zu können, wie sie erklärt.

Der Bautechniker Oguz Durusu erzählt, er zahle im Monat 300 Euro mehr für sein Handy – wegen des hohen Bedarfs an Datenvolumen. Das braucht er unter anderem, um Rechnungen stellen zu können oder E-Mails zu lesen und zu schreiben.

Das Paar hatte sich darauf eingestellt, einen Internet-, Telefon- und Fernsehanschluss zu haben, was in der heutigen Zeit selbstverständlich sei, so Oguz Durusu. Aus diesem Grund richtete es sich ein kleines Büro im neuen Haus ein, das bis jetzt nicht genutzt werden kann.

Die Durusus stehen mit dem Problem nicht allein da: Das gesamte Neubaugebiet habe keinen Breitbandanschluss, erzählt er. Von den neun Grundstücken seien drei verkauft und zwei reserviert.

Auch die Stadt findet keinen Ansprechpartner

Alexander Mönch, Leiter des Bauverwaltungsamts in Dornstetten, betont, dass die Stadt auf beide Telekommunikationsunternehmen Druck ausübe. Jedoch habe sie selbst Schwierigkeiten, den richtigen Ansprechpartner zu finden. Deshalb könne er keine Angaben dazu machen, wann mit Internet im Erlenweg zu rechnen sei. Grundsätzlich seien Telekommunikationsunternehmen aber verpflichtet, einen Anschluss zu liefern, so Mönch.

Bei der Erschließung des Neubaugebiets Erlenweg habe die Telekommunikationsfirma Inexio bereits Leerrohre verlegt. Zudem habe die Gemeinde ebenfalls Mikro-Pipes mit Glasfasern errichtet, da die Telekom nichts unternommen habe, erklärt Mönch.

Durusu hat von der Telekom eine Auftragsnummer erhalten, zusammen mit der Eingangsbestätigung, dass man seinen Antrag aufgenommen habe und bearbeiten werde. Vor dem Grundstückskauf habe es keinerlei Anzeichen gegeben, dass es Probleme mit einem Breitbandanschluss geben könnte, sagt er. Durusu hofft, dass die Stadt neue Interessenten darüber informiert, dass es derzeit keinen Zugang zu Internet, Telefon und Fernsehen gibt, um anderen Menschen diesen Zustand zu ersparen. "Ich wünsche mir, dass sich bald endlich etwas tut", sagt er.