Greifvogelverhalten macht Nachbegutachtung bei Windenergieanlagen am Bettenberg nötig.
Dornhan - Noch bevor der Tagesordnungspunkt aufgerufen werden konnte, zeigte sich am Montag in der Bürgerfrageviertelstunde des Gemeinderats, wie sehr das Thema Windenergieanlagen polarisiert. Nun wird das Vorhaben erst einmal für ein Jahr zurückgestellt. Grund ist der Milan.
Die Firma Enercon GmbH plant die Errichtung und den Betrieb zweier Windenergieanlagen mit 229,5 Metern Gesamthöhe und 4200 Kilowatt Leistung auf der Gemarkung Fürnsal im Bereich Bettenberg. Die eine ist etwa 750 Meter vom Ort entfernt vorgesehen, die andere ein Stück näher Richtung Leinstetten. Der Bauwert soll etwa 8,3 Millionen betragen, die Inbetriebnahme 2018 erfolgen. Nun wurde die Stadt Dornhan vom Landratsamt Rottweil zur Stellungnahme aufgefordert.
Das Thema Windenergie beschäftigt die Stadt schon seit einigen Jahren. Aus den möglichen Konzentrationsflächen für Windenergieanlagen wurde die Zone "Bettenberg" im vergangenen November gestrichen. Nur das "Kalte Feld" blieb übrig.
Aufgrund des Vorkommens von Milanen, einer Greifvogelart, schrumpfte die ausgewiesene potenzielle Windkraftanlagen-Fläche am Bettenberg von 35 auf 0,8 Hektar und wurde damit als Standort für eine Konzentration von Windenergieanlagen unattraktiv. Lediglich eine hätte dort Platz gefunden. "Nach dem artenschutzrechtlichen Gutachten der Firma ist die vorgesehene Fläche aber frei vom Milan", erklärte Bürgermeister Markus Huber. Das sei gut möglich, da der Milan seinen Horst von Jahr zu Jahr wechsle.
Das neue Gutachten habe gezeigt, dass der Antrag noch nicht entscheidungsreif sei. Deshalb schlug Huber eine Zurückstellung vor, auch auf Anraten des Landratsamts Rottweil hin. Eine Nachbegutachtung sei nötig. "Wir müssen feststellen, ob sich der Milan im Dunstkreis des Bettenbergs bewegt. Das muss man noch vertiefen", meinte er. Die Zurückstellung bis zu einem Jahr könne die Stadt beantragen, da sie den Flächennutzungsplan aktiv vorgebracht habe. Eine Nachbegutachtung werde vermutlich das Frühjahr beanspruchen, gab Huber seine Einschätzung ab.
Das Landratsamt empfehle die Zurückstellung vor allem deshalb, weil der Stadt sonst im Nachhinein fehlende Sorgfaltspflicht vorgeworfen werden könnte. Dann könne eventuell sogar der Teilflächennutzungsplan gekippt werden. "Manche würden den Milan am liebsten dort anbinden, damit es keine Anlage gibt, manche ihn lieber verscheuchen. Da gibt es eben unterschiedliche Interessen, wie wir gemerkt haben. Letztlich ist es aber eine Tatsachenentscheidung", meinte der Bürgermeister. Wenn die Nachbegutachtung positiv ausfalle, dann könne auch gebaut werden.
Generell gelte natürlich, wie im Dichtezentrum Dunningen vorgemacht, das Prinzip des Monitorings, also der Rücksicht auf die Umwelt und die Fauna, beispielsweise damit, die Anlage während der Ernte abzuschalten. Schließlich sprach sich der Gemeinderat einstimmig für die Zurückstellung des Antrags aus.