Boris Dzepar hat als Künstler vorzugsweise mit Holz gearbeitet. Foto: Schwarzwälder Bote

Trauer: Boris Dzeparoski ist im Alter von 47 Jahren in Dornhan gestorben / Mit der Motorsäge fertigte er Skulpturen

Der Künstler Boris Dzeparoski verstarb vergangene Woche unerwartet im Alter von 47 Jahren. Die Nachricht von seinem Tod macht viele Bürger und einen großen Freundes- und Bekanntenkreis betroffen.

Dornhan. Der Dornhaner aus Mazedonien gestaltete mit der Motorsäge Skulpturen aus Holz in erstaunlicher Filigranität.

Durch seine Hilfsbereitschaft, seine auf tiefer Gläubigkeit beruhende positive Lebenseinstellung und Nächstenliebe, seine Ausstrahlung und seine Kreativität war er in der Stadt geachtet und beliebt. Die überwältigende Teilnahme an seinem Begräbnis war ein Spiegelbild seiner Anerkennung.

In seiner Heimat Mazedonien ist die Erschütterung über den Tod von Boris Dzepar, so sein Künstlername, riesig. Dort finden Trauergottesdienste für ihn statt, die Menschen legen Blumen und Kerzen an der von ihm geschnitzten Statue des Heiligen Sveti Naum beim gleichnamigen Kloster am Ufer des Ohridsees nieder.

Diese über drei Meter hohe Skulptur aus einem alten Walnussbaum entstand kurz vor Weihnachten 2005: Boris Dzepar zählte sie zu seinen wichtigsten Werken und als ein "Geschenk für alle Gläubigen", die das Kloster aufsuchten. Das Modell hatte er zuvor in Dornhan gefertigt.

Boris Dzepar verließ 1996 seine geliebte Heimatstadt Ohrid am Ohridsee in Mazedonien. Dort hatte er seine Frau Manuela kennengelernt, ebenfalls Mazedonierin, jedoch mit ihrer Familie seit ihrer Kindheit in Dornhan daheim. Drei Mädchen, inzwischen junge Frauen, wurden den beiden geschenkt.

In die Wiege gelegt

Seine künstlerische Begabung war ihm in die Wiege gelegt, doch er machte in Mazedonien zunächst eine Ausbildung als Elektriker.

In Dornhan konnte er bei einem Steinmetz seine Kreativität eher ausleben. In seiner Freizeit widmete er sich dem Werkstoff Holz, dessen Wuchs und Faserlauf die Motorsäge führte. "Und Gott", wie er selbst sagte, wenn seine Arbeit bewundert wurde. Eine kleine Skizze genügte ihm. Oft zerknüllte er diese schnell und ließ sich von seiner Intuition leiten.

Immer wieder standen in der Dornhaner Ortsdurchfahrt neue Kunstwerke vor dem Haus der Familie. Dzepar hatte Visionen. Es verwundert nicht, dass er im Herbstnebel bei der Arbeit auf dem Friedhof in Wälde in den Resten eines Baumstamms die Figur des Jesus erkannte. Dass er seine Vorstellungen mit der Motorsäge umsetzen durfte, machte ihn damals überglücklich. Es war sein erster künstlerischer Auftritt in seiner neuen Heimat, dem viele folgen sollten.

Für sein Idol, den berühmten mazedonischen Sänger Tose, der jung tödlich verunglückte, bearbeitete er einen Stein zu einem Abbild von dessen Gitarre für die Erinnerungsstätte. Toses Lieder begleiteten nun Boris Dzepars eigenes Begräbnis.

In Dornhan gestaltete der Künstler aus einer abgesägten Rosskastanie am Wagnerplatz eine Frauenfigur mit einem pfauenähnlichen Vogel auf dem Haupt. Für ihn symbolisierte seine "Mazedonia" die Verbindung seiner neuen zu seiner alten Heimat. Diese Verbindung war ihm ein Anliegen, und er hatte Pläne für eine engere Zusammenführung seiner Heimatstadt Ohrid mit Dornhan. Im dafür vorgesehenen Laden in seinem Haus wollte er beispielsweise mazedonischen Wein anbieten, ein Kunstaustausch schwebte ihm ebenso vor. Über den Menschen Boris Dzepar, der inzwischen als Polier seine Kreativität bei einem Maurergeschäft in Außengestaltungen einbringen konnte, gäbe es so viel zu erzählen. Seine blumenreiche Sprache zum Beispiel, mit der er seine Ansichten und seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn ausdrückte. Sein altes Wissen über die Geschichte und die politischen und religiösen Zusammenhänge auf dem Balkan.

Er konnte faszinierend erzählen, und er war stolz darauf, dass seine Heimat als Wiege der Christenheit bezeichnet wird. Auf dem Dach des neu gebauten Hauses der Familie ließ er ein riesiges Kreuz aus vergoldeten Ziegeln einarbeiten, das von weitem von seiner Frömmigkeit künden sollte.

Die Erinnerung bleibt

Erst im vergangenen Jahr formte der Künstler auf der Dornhaner Bühlerhöhe mit seinen Motorsägen aus drei gefällten Bäumen Skulpturen zur Erinnerung an den Dornhaner Wohltäter John Bühler. Er war begeistert von der Lebensgeschichte und der Großherzigkeit des Auswanderers. In die Baumwurzeln schnitzte er "Wasser ist Leben" als Symbol dafür, dass Bühler in seiner Zeit den Dornhanern neues Leben schenkte.

Nun werden diese Werke für immer an Boris Dzepar erinnern.