Die IHG Dornhan und die Stadt haben zum 21. Neujahrsempfang eingeladen. Rund 350 Besucher sind gekommen, um den Hauptredner Ronald Pofalla (vorne, Dritter von links) zu hören. Fotos: Steinmetz Foto: Schwarzwälder Bote

Neujahrsempfang: Bahnvorstand Ronald Pofalla ist Hauptredner / Mehr als 300 Besucher

Bahnvorstand Ronald Pofalla kam am vergangenen Freitag pünktlich nach Dornhan. Er war der Hauptredner des Neujahrsempfangs in der Stadthalle. Weit mehr als 300 Besucher interessierten sich dafür, was er zur Investitionsoffensive der Bahn sagen konnte.

Dornhan. Schon eine Stunde vor dem offiziellen Beginn drängten sich die Besucher im Foyer. Bei Sekt, Bier, alkoholfreien Drinks und Häppchen entwickelten sich muntere Gespräche. Bürgermeister Markus Huber und Moderator Lothar Reinhardt begrüßten Vertreter der Dornhaner Betriebe und Vereine, der Banken, des Handwerks, der Behörden und Politik, darunter die Abgeordneten Volker Kauder, Stefan Teufel (beide CDU) und Daniel Karrais (FDP), Landrat Wolf-Rüdiger Michel und der erste Landesbeamten Hermann Kopp. "Viele Stammgäste sind dabei", stellte Bürgermeister Huber, der an dem Abend Geburtstag feiern und sich über ein Ständchen der Anwesenden freuen konnte.

Ein lockerer Auftakt, bevor es dann zur Sache ging. Die Dornhaner Betriebe seien mit Aufträgen gut ausgelastet und blickten optimistisch in die Zukunft. Die Gewerbesteuer weise einen positiven Trend auf. Noch habe Dornhan eine gute Versorgung durch den Einzelhandel, jedoch hätten auch Geschäfte aufgegeben, beleuchtete Lothar Reinhardt die wirtschaftliche Seite der Stadt. Man müsse über das Kaufverhalten nachdenken. Der Online-Handel fördere nicht die örtlichen Firmen.

Ausbildungsoffensive der Unternehmen

Der Fachkräftemangel im ländlichen Bereich, hat die Interessengemeinschaft Handel und Gewerbe, zusammen mit der Stadt Veranstalter des Neujahrsempfang, dazu bewogen, eine Ausbildungsoffensive der Unternehmen zusammen mit der Realschule zu starten. Mitarbeiter zu gewinnen, sei ein zentrales Problem, unterstrich Bürgermeister Huber. Ob bei der Bahn, dem Handwerk oder in der Industrie: "Alle Sparten haben Mühe, Nachwuchs zu finden."

Huber ist überzeugt: "In den Berufsfeldern werden wir internationaler werden." Das trifft auch für die Bahn zu, wie später Ronald Pofalla bestätigte. In der Belegschaft seien 113 Nationen vertreten. Ohne diese ausländischen Mitarbeiter könne der Bahnbetrieb nicht sichergestellt werden.

Die Stadt habe einiges aufs Gleis gestellt, blieb Huber thematisch im Bild bei der Aufzählung gelungener Projekte wie dem Bau des Gesundheitszentrums, der Einweihung des Mehrgenerationenplatzes oder des Umbaus des Rathauses, das künftig barrierefrei zugänglich sein wird. Sein Erfolgsrezept: "Wenn wir vom Kunden her denken, kommen wir zur richtigen Lösung." Nicht zufrieden ist er weiterhin mit der Mobilfunk- und Internetversorgung. Hier müssten die Kommunen mit sechsstelligen Beträgen in die Bresche springen. Besser machten es andere Länder: "Warum lernen wir nicht von Schweden oder dem Baltikum." Kritisch äußerte er sich zur E-Mobilität. Ladestationen gebe es in Dornhan nicht, Gewerbetreibende wollten nicht investieren. Sei überhaupt Bedarf da?

"Der Bund setzt auf dieses Pferd, der Bürger nicht", beantwortete sich Huber diese Frage selbst. Woher solle auch der Strom für 40 Millionen Autos kommen, zumal Atomkraftwerke abgeschafft würden und Windkraft unbeliebt sei? "Innovativ sind wir bei der Wärmeversorgung der Bürger", stellte Huber fest.

Das Netz solle ausgebaut werden. Ein Bahnhof stand vor 120 Jahren schon mal auf dem Wunschzettel der Stadt Dornhan (wir berichteten). Geplant war damals eine Bahnstrecke zwischen Loßburg und Rottweil. Dies scheiterte am Veto der Regierung in Stuttgart, die nun Probleme mit der Gäubahn habe. Sie sei auch für Dornhan eine wichtige Verbindung nach Stuttgart, zum Flughafen oder zur Messe. Huber hofft, dass die Investitionsoffensive durchs Neckartal weht.

Gäubahn hat eine "kapazitäre Bedeutung"

"Was denkt man in Berlin über die Gäubahn?", fragte Huber. Der Name sei etwas gediegen, und das fand auch Pofalla. Gäubahn erinnere an "Bähnchen". Der Bahnvorstand, zuständig für Infrastruktur, wollte das so aber nicht sehen. Die Gäubahn habe eine "kapazitäre Bedeutung". Deshalb sei es das Ziel, die Fahrzeit zwischen Stuttgart und Zürich zu verkürzen. 2022 werde man mit dem Bau eines zweiten Gleises zwischen Horb und Neckarhausen beginnen.

Pofalla versicherte: "Die Deutsche Bahn steht zur Gäubahn. Darauf können Sie sich verlassen." Er kündigte außerdem den digitalen Ausbau von Stuttgart 21 an. Die Region werde damit ein Pilotprojekt in Deutschland sein. Pofalla verspricht sich von der Digitalisierung mehr Verkehr auf der Schiene, weniger Unterhaltungsaufwand und eine verbesserte Pünktlichkeit.

Die Band der Musikschule Tausch aus Dornhan sorgte mit Jazz für den musikalischen Rahmen. Wie üblich räumten die Gäste ihre Stühle selbst zur Seite und schafften Platz für Gespräche im Stehen.