Mit dem blauen Traktor begann alles. Das Herz von Hans-Martin Müller (rechts) hängt besonders am Schäferkarren. Fotos: Cools Foto: Schwarzwälder Bote

Sammler: Hans-Martin Müller sammelt alte Fahrzeuge und Geräte / Schuppen wird zum Heimatmuseum

Alte Öllampen, Mehlsäcke, landwirtschaftliche Geräte und natürlich alte Traktoren der Marke Fendt inklusive Original-Fahne – Hans-Martin Müller ist ein Sammler wie er im Buche steht. Sein Schuppen im Fichtäcker am Spitzwald gleicht einem kleinen Heimatmuseum.

Dornhan-Weiden. "Willkommen im Müller’schen Schuppeum", sagt Ortsvorsteher Wolfgang Vielsack lachend und zeigt auf den Schuppen des gelernten Metzgers Hans-Martin Müller. Und tatsächlich weiß man nicht, wohin man zuerst schauen soll. Wie gut, dass der Besitzer seinen Schopf stets ordentlich hält und genau weiß, was sich wo auf den gut 160 Quadratmetern befindet.

Die Schuppen im Fichtäcker sind für Nicht-Landwirte gedacht, die dennoch Stauraum brauchen. Bei Müller ist er Holzschuppen, Werkstatt und Museum zu gleich. Hier frönt er nicht nur seiner Sammlerleidenschaft, sondern nimmt sich auch einiger Sorgenkinder an, besonders im Bereich Traktoren. Mit dabei sind meist seine Söhne Sascha und Andreas.

Angefangen hat alles mit einem kleinen blauen Traktor. Früher war Müller Landwirt im Nebenerwerb. "Irgendwann meinte mein Sohn Andreas, er will auch einen Traktor", erinnert sich der Weidener. Der, den der Mechaniker für Land- und Forstwirtschaftmaschinen später bekommen hat, stand gut 20 Jahre im Schuppen eines Nachbarn. Müller überzeugte ihn, den Traktor abzugeben. "Damals hat die Batterie gebröselt, und das Öl war sauteuer", meint er. Nachdem er ihn hergerichtet und der Motor gehustet habe, aber dann einwandfrei lief, war es um Hans-Martin Müller geschehen. Er verliebte sich in das Dieselross. Vier hat er mittlerweile davon.

Eines Tages rief sein Sohn ihn an, weil er ein besonderes Traktor-Modell bei der Auflösung eines Schuppens zwischen Balingen und Rottweil entdeckt hatte. "Den muss ich haben, hat er gesagt. Zwei Abende später lief der Traktor mit Jahrgang 1952 wieder", erzählt Müller. Seitdem sei er vom Dieselross- und Fendt-Virus infiziert. Sogar eine Originalfahne aus dem Fendt-Werk ersteigerte sein Sohn.

Doch Müller fehlte noch etwas in seiner Sammlung, das er immer hatte haben wollen: ein Schäferkarren. "Ich hatte früher kleine Schafe und wollte in meiner Jugend immer so einen für mein Hobby und natürlich, um Mädchen mitzunehmen", sagt Müller verschmitzt. Ein solcher Karren sei im Zweiten Weltkrieg in Marschalkenzimmern stehen geblieben. Mit der Zeit wurde er immer ramponierter. Durch kleine Feuer von Jugendlichen sei auch der Boden durchgeschmort gewesen, erinnert sich der Weidener.

Zuerst habe es geheißen, der Wagen soll ins Museum nach Glatt, doch dort war er nicht erwünscht. Seit fast 40 Jahren ist er nun Müllers ganzer Stolz. Liebevoll hat er den Wagen hergerichtet. "Zweimal im Jahr führe ich ihn aus. Er muss deutlich älter als 100 Jahre sein", sagt er.

Ein komplett selbst gebauter Schäferwagen

Sein Sohn Sascha, Metallbauer von Beruf, habe kurze Zeit später bei einem Onkel Teile eines Leiterwagens entdeckt und ihm diese abgeschwatzt. Zwei Tage später stand der Wagen fertig aufgebaut im Schuppen. "Der ist beim landwirtschaftlichen Herbstfest in Leinstetten immer ein Hingucker", ist Müller stolz auf seinen Sohn und das Gefährt.

Und bald musste ein noch größerer Schäferwagen her – diesmal komplett selbst gebaut. "Der hat sogar TÜV", meint Müller. Im Wagen haben auch ein Tisch und zwei Schlafstätten Platz gefunden. "Da kann man ein paar lauschige Stunden verbringen", sagt Müller und fügt lachend hinzu: "Was ein Metzger mit zwei linken Händen doch so alles hinbringt".

Doch nicht nur die Fahrzeuge der Müllers sind interessant. Übersichtlich im Schuppen verstaut sind auch einige alte landwirtschaftliche Geräte, etwa ein Grasmäher, der in den 30er-Jahren hinter Kuh und Ochsen gespannt wurde.

Auch ein Weinbergofen steht im Schuppen. "Den hab ich aus Ungarn herschmuggeln lassen", sagt Müller lachend. Daneben stehen eine Obst- und Beerenpresse, eine Schmiede zum Erhitzen und Formen von Stahl und weiter oben einige alte Stahl-Bügeleisen aus der Wende zum 19. Jahrhundert.

Auf der anderen Seite finden sich 22 Petroleumlampen, die Müller im Laufe der Zeit gesammelt hat. An einer anderen Wand hängen Mehl- und Zuckersäcke, der älteste von 1874 mit Namens- und Wappenprägung.

Müllers aktuelles Sorgenkind ist ein Geräteträger – natürlich von Fendt. "Etwas Anderes kommt nicht ins Haus", sagt er grinsend. Zu seinem Hobby meint er: "Wenn man an Ersatzteile kommt, muss man zugreifen. Das sind oft richtige Glücksgriffe". Dass er Recht haben muss, zeigt das kleine Museum, zu dem er seinen Schuppen gemacht hat.